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Lehrende/r: PD. Dr. Juliane von Fircks M.A.
Veranstaltungsart:
Übung
Anzeige im Stundenplan:
Üb: Spezialstudien 1
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
3 | 30
Anmeldegruppe: Übungen C I-Modul, SS 2016
Kontingentschema: Neues Studium
Inhalt:
Als der Weg über den Atlantik nach Amerika noch unentdeckt war, spielte die Ostsee eine hervorragende Rolle als Verkehrsachse zwischen Rußland und den skandinavischen Königreichen, England und den Niederlanden. Auf den Schiffen einer internationalen Kaufmannschaft wurden nicht nur Rohstoffe und eine Vielfalt an Waren transportiert - Holz, Fische, Gold, Felle, Edelsteine - sondern auch Menschen (Händler, Ritter und Bauern) und nicht wenige Kunstwerke.
Seit seiner Gründung im 12. Jahrhundert entwickelte sich Lübeck zur größten Metropole im Ostseeraum und wurde im 14. Jahrhundert das Haupt der Hanse, einer Gruppe politisch vereinigter Kaufmannsstädte. Die Schlüsselstellung, die Lübeck während des Mittelalters im nordeuropäischen Raum besaß, schlug sich in einer reichen Kunstproduktion nieder, von der sich eindrucksvolle Zeugnisse erhalten haben.
Die in Lübeck gebaute Architektur des 13. Jahrhunderts verrät ebenso wie die in Lübecker Werkstätten gefertigten Retabel des 14. bis 16. Jahrhunderts eine auffällige Offenheit gegenüber den neuesten Entwicklungen der europäischen Kunst. Dies ist ein Ausdruck der internationalen Vernetzung der Lübecker Kaufleute sowie der Bauleute, Bildschnitzer, Maler und Goldschmiede, die sich in der Travestadt in immer größerer Zahl niederließen und unter denen Hermen Rode und Bernt Notke die berühmtesten waren. Vor dem Hintergrund der Rolle Lübecks als hervorragendster Akteur der Hanse, sucht die Übung anhand exemplarischer Fallbeispiele aus Architektur, Holzskulptur und Tafelmalerei die jeweils unterschiedliche Mischung aus "Eigenem" und "Fremdem" herauszuarbeiten, die charakteristisch für die Lübecker Kunst des Mittelalters ist. Gefragt wird danach, ob diese "formale Durchlässigkeit" der Lübecker Werke ein Grund dafür war, dass gemalte Bilder, Skulpturen und Retabel aus der Travestadt zu regelrechten Verkaufsschlagern avancierten, mit denen im 15. Jahrhundert Kirchen im ganzen Ostseegebiet ausgestattet wurden. Zu diskutieren ist ferner, ob Form und Funktion der in Lübeck hergestellten und weithin verkauften Kunstwerke auch als Resultat einer gemeinsamen Kultur des Ostseegebiets anzusehen sind. Die grundlegenden Veränderungen, die die Reformation und die Bilderstürme für die Kunstproduktion in Lübeck bedeuteten, sollen abschließend in den Blick genommen werden.
Empfohlene Literatur:
Nikolaus und Rosemarie Zaske, Kunst in Hansestädten, Leipzig 1985.
Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos, hg. von Jörgen Bracker, Ausst.-Kat. Hamburg 1989, Bd. I-II, Hamburg 1989.
Lübeck 1500. Kunstmetropole im Ostseeraum, hg. von Jan Friedrich Richter, Ausst. Kat. Lübeck, St. Annen Museum, Petersberg 2015.
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