Lehrende/r: Dr. Stephanie Bergbauer
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: Sem Europa-Krise
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches: Bereich AVPS: Gültig für folgende vom Institut angebotenen Studiengänge: - BA Politikwissenschaft (Aufbaumodul 2 und 3) - MEd Sozialkunde (Modul Fachwissenschaftliche Vertiefung) - Staatsexamen (Bereich AVPS)
Inhalt: Seit Ende 2008 befindet sich Europa in der Krise. Ausgelöst durch den Zusammenbruch des US-Markts für Immobilienkredite kam es zu einer weltweiten Finanz- und Bankenkrise, die sich auf die Realwirtschaft übertrug und schließlich zu einer Staatsschuldenkrise im Euroraum führte. Das Seminar behandelt die Auswirkungen dieser Krise auf die Demokratie in Europa und insbesondere die Demokratie auf EU-Ebene. Die Europäische Union wird seit langem für ihr Demokratiedefizit kritisiert. Die Kritik richtet sich einerseits auf mangelnde Repräsentation und Partizipationsmöglichkeiten der Bürger auf EU-Ebene: Legitimationsketten von den Bürgern in den Mitgliedsstaaten bis zu den EU Institutionen sind (zu) lang, dem (als einzige EU Institution direkt gewählten) Parlament fehlen zentrale Kompetenzen, wichtige Positionen in den EU Institutionen werden in intransparenten Aushandlungsprozessen zwischen nationalen Regierungen besetzt etc. Andererseits wird eine weitere Demokratisierung der EU dadurch erschwert, dass sich bislang keine europäische Öffentlichkeit bzw. ein europäischer "Demos" mit einer kollektiven europäischen Identität entwickelt haben, weiterhin mangelt es an einem genuin europäischen Willensbildungsprozess mit europaweiten Parteien, Verbänden oder Massenmedien und das Wissen und Interesse der Bürger an Europa sind weiter nur schwach ausgeprägt. Wie hat sich die Krise auf die verschiedenen Dimensionen des europäischen Demokratiedefizits ausgewirkt? Hat die Krise zu einem weiteren Erstarken der nationalen Regierungen gegenüber dem Europäischen Parlament geführt? Führen Parteien heute „europäischere“ Wahlkämpfe als vor Beginn der Euro Krise? Hat die zunehmende Politisierung der EU und das starke Medieninteresse an der EU in den vergangenen Jahren zur Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit beigetragen? Welche Veränderungen sehen wir seit Beginn der Krise auf Bürgerebene – sind Unterstützung für und Vertrauen in die EU weiter gesunken? Identifizieren sich heute mehr oder weniger Bürger mit Europa als noch 2008? Welche Unterstützung gibt es heute noch für die gemeinsame Währung? Diese und ähnliche Fragen werden Gegenstand des Seminars sein. Dazu werden wir in einem ersten Teil des Seminars die institutionellen und demokratietheoretischen Grundlagen des politischen Systems der EU und des europäischen Demokratiedefizits besprechen. Im zweiten Teil des Seminars werden wir eine Reihe von neueren empirischen Studien lesen, die bspw. die Entwicklung einer europäischen Öffentlichkeit, des Parteienwettbewerb und der Einstellungen der Bürger zur EU und europäischer Integration in Zeiten der Euro Krise untersuchen. Ziel ist es, die empirischen Befunde kritisch zu diskutieren und so Rückschlüsse in Hinblick auf die Entwicklung der europäischen Demokratie in der Krise ziehen zu können.
Empfohlene Literatur: Cramme, Olaf & Sara Binzer Hobolt (Eds.) Democratic politics in a European Union under stress. Oxford, Oxford University Press, 2015.
