Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Björn Wiemer
Veranstaltungsart: Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan: HS Sprachwiss.
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Inhalt: Koaleszenz stellt eine Etappe in Morphologisierungsprozessen dar, die von der Agglutinierung klitischer Einheiten bis hin zur Fusion und zur Ausbildung von Portmonteau-Morphemen reicht. Letztere nehmen gerade in stark flektierenden Sprachen wie den slavischen einen prominenten Platz ein. Eine weitere Etappe wäre der „Verlust“ entsprechender Morpheme. Ein solcher Verlust (z.B. Wegfall der klitischen Kopula mit Markierungen für Person und Numerus im Ostslavischen) wurde oft als ein Anzeichen von zunehmendem Analytismus gewertet, obwohl es sich eigentlich genau um das Gegenteil (also Anti-Analytismus) handelt. Die korrekte Entscheidung über den Wandelprozeß hängt von einer sauberen Zuordnung zwischen Morphemen (als Funktionsträgern) und deren Funktionen sowie vom Grad der Koaleszenz ab. Diese und verwandte Erscheinungen werden anhand diverser Fallstudien aus der Geschichte slavischer (sowie baltischer) Sprachen besprochen. Zugleich liefern diese Beispiele Gelegenheit, sich mit Kernfragen der grammatischen Struktur im Übergangsbereich zwischen Morphologie und Syntax zu beschäftigen, die zentral für viele Sprachwandeltheorien sind.
Empfohlene Literatur: