Lehrende/r: Lorenz Erren
Veranstaltungsart:
Proseminar
Anzeige im Stundenplan:
PS.Neueste.Geschicht
Semesterwochenstunden:
3
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 7
Anmeldegruppe: WS 1516 PS NG
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.
Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Nach einer populären Meinung war die revolutionäre Obsession, den kommunistischen „Neuen Menschen“ zu erschaffen, ein treibendes Motiv der von den Bolschewiki unter Stalin verübten Massengewalt. Jedoch wurde letztere von der Propaganda vorwiegend defensiv begründet: vorgeblich richtete sie sich gegen "feindliche Spione, Saboteure und Terroristen", nicht gegen den „alten Menschen“ mit seinen angeblich vom Kapitalismus ererbten Lastern (wie etwa Habgier, Aberglaube und Trunksucht). Dennoch mag das Ideologem vom „Neuen Menschen“ auf anderen Politikfeldern (Wirtschaft, Erziehung, Bildung, Landwirtschaft, Familie, Sport, Städtebau sowie im Strafvollzug) von großer Bedeutung gewesen sein.
In diesem Seminar soll untersucht werden, inwieweit die Wirksamkeit dieses Ideologems empirisch belegt werden kann. Handelte es sich um einen rein literarischen Diskurs der Revolutionszeit, oder auch um eine bewusste politische Agenda der Bolschewiki nach 1917? Wie genau stellten sich die Zeitgenossen den „Neuen Menschen“ eigentlich vor? Und welche Rolle spielte der „Traum vom Neuen Menschen“ in der westlichen Rezeption (Sowjet-)Russlands während des "russischen Jahrhunderts", das mit der Aufhebung der Leibeigenschaft (1861) begann und dem Weltraumflug Jurij Gagarins (1961) endete?
Engels, Friedrich: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. Zürich 1884.
Makarenko, Anton: Der Weg ins Leben. Ein pädagogisches Poem. Berlin 1989.
Tschernyschewski, Nikolai G.: Was tun? Aus Erzählungen vom neuen Menschen. Berlin 1947.
Baberowski, Jörg: Der Rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus. Frankfurt 2014.
Goldman, Wendy Z.: Women, State and Revolution. Soviet Family Policy and Social Live, 1917-1936. Cambridge 1993.
Halfin, Igal: From Darkness to Light: Class, consciousness, and salvation in revolutionary Russia. Pittsburgh 2000.
Hellbeck, Jochen: Tagebuch aus Moskau 1931-1939. München 1996.
Koenen, Gerd: Die Utopie der Säuberung. Was war der Kommunismus? Berlin 1998.
Müller, Derek: Der Traum vom neuen Menschen in der russischen und sowjetischen Geistesgeschichte. Bern 1998.
Zusätzliche Informationen:
Das Proseminar Neueste Geschichte nimmt innerhalb des Bachelorstudiums einen herausgehobenen Platz ein: Es übernimmt zu Beginn des Studiums einen relativ großen Anteil der propädeutischen Ausbildung, d.h. des "Handwerkszeugs des Historikers". Insofern nimmt die Propädeutik in diesem Proseminar großen Raum ein. Dabei wird die Propädeutik vom Thema des Proseminars her entwickelt.
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