Lehrende/r: Dr. Thomas Schneider
Veranstaltungsart: Proseminar
Anzeige im Stundenplan: KOS II-1
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 5,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 32
Anmeldegruppe: KOS soziale Systeme II SoSe 2015
Inhalt: In den 1950er Jahren wurde das Schlagwort von der „Amerikanisierung “ gerne für unliebsame Erscheinungsformen einer in vielfältiger Weise auffälligen Jugendkultur angewendet. Diese orientierte sich in ihren Ausdruckformen an amerikanischen Vorbildern (Kleidungs- und Musikvorlieben, „provokantes“ Verhalten, ungewohnte Konsumpraktiken) und setzte sich damit wirkungsvoll von der Generation ihrer Eltern ab. Mit der Ablehnung tradierter Kulturmuster ging eine Informalisierung des öffentlichen Lebens einher, in der Kritiker nichts weniger als den „Untergang des Abendlandes“ zu erkennen glaubten. Gleichzeitig wurden die materiellen Annehmlichkeiten und damit verbundenen Freiheiten des „American Way of Life“ im Zuge des erfolgreichen „Wirtschaftswunders“ jener Zeit weiten Teilen der Bevölkerung (in der BRD) zuteil, auch bislang davon ausgeschlossenen „einfachen Leuten“ und lieferten damit im Kalten Krieg eindrucksvolle Argumente für die kapitalistische Wirtschaftsordnung und die Westintegration. Die Linien der Befürworter und Kritiker dieser Prozesse verliefen ausgesprochen unübersichtlich und stellenweise auch widersprüchlich. Doch dies war durchaus kein neues Phänomen. Bereits in der Zwischenkriegszeit hatten gänzlich unterschiedliche gesellschaftliche Interessensgruppen die USA als Vorbild für Deutschland propagiert, und kulturell waren seit Anfang der 1920er Jahre US-amerikanische Einflüsse insbesondere im großstädtischen Bereich und in nahezu allen Sparten der „Kulturindustrie“ (M. Horkheimer / T.W. Adorno) prägend. An ausgewählten Beispielen wird das Seminar die amerikanischen Einflüsse auf die Alltagskultur untersuchen und der Frage nachgehen, inwiefern es sich dabei um die räumliche und/oder soziale Diffusion von Kultur, um Kulturtransfer, um Hybridisierung und Aneignung handelt. Eine Liste der Themen wird in der ersten Sitzung ausgegeben.
Empfohlene Literatur: Maase, Kaspar (1992). BRAVO Amerika. Erkundungen zur Jugendkultur der Bundesrepublik in den fünfziger Jahren. Hamburg (Schriftenreihe des Hamburger Instituts für Sozialforschung).