Lehrende/r: Dr. Noriyo Hoozawa-Arkenau
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
06.FUE.0011
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 30
Inhalt:
Beim Übersetzen werden nicht nur Bedeutungen der einzelnen Wörter übertragen, sondern auch das ganze Sprachsystem der Ausgangssprache in die Zielsprache. Mit anderen Worten, bei jedem Wort soll sein paradigmatisches Umfeld berücksichtigt werden. Eine temporale Form z. B. funktioniert erst im Rahmen des ganzen Tempussystems der betreffenden Sprache, immer in der Wechselwirkung mit allen anderen temporalen Formen: Die Funktionsbereiche des deutschen Präsens, z. B., entsprechen nicht hundertprozentig denen des Englischen. Der Satz ‚ich gehe morgen ins Kino’ sollte mit Futur ins Englische übertragen werden. Der funktionelle Bereich des deutschen Präsens ist damit größer als der des englischen Präsens. Der Bedeutungs- bzw. Funktionsunterschied zwischen dem Perfekt und dem Präteritum, der im Deutschen de facto verloren ging oder sich eher als ein dialektaler oder stilistischer Unterschied zeigt, ist im Englischen beibehalten.
Nicht nur auf der syntaktischen, sondern auch auf der Ebene des Wortschatzes unterscheidet sich die paradigmatische Struktur einer Sprache von derjenigen der anderen. Beim Übersetzen sollten solche strukturellen Unterschiede auch übertragen werden.
In diesem Seminar wird der Aspekt der Übertragung der Sprachstruktur beim Übersetzen behandelt. Zuerst werden wir den Begriff der Sprachstruktur im Allgemeinen kurz diskutieren, damit wir verschiedene Probleme beim Übersetzen unter linguistischem Aspekt besser betrachten können. Danach möchten wir auf konkrete, empirische Sprachvergleiche spezifisch eingehen und zusammen diskutieren.
Wir werden die folgenden Themen behandeln. Von den Teilnehmern wird erwartet, mindestens ein Referat über eines der folgenden Themen zu halten. Spontane Vorschläge über weitere Themen sind ebenfalls willkommen.
I . Allgemeinere Themen
1. Die indoeuropäischen Sprachen
2. Nicht-indoeuropäische Sprachen
3. Die Prager Schule
4. Wichtigste Begriffe des Strukturalismus
5. Sprachfamilie und Sprachbund
II. Empirisch-spezifische Themen
Die Teilnehmer können Texte in der Zielsprache mit denjenigen in der Ausgangssprache, für die sie spezialisiert sind, vergleichen und untersuchen, wie die ‚strukturelle Kluft’ zwischen den beiden Sprachen überwunden werden (kann).Untersuchungen der Übersetzung zwischen strukturell stark verschiedenen Sprachen (wie z. B. Russisch – Chinesisch oder Schwedisch – Finnisch) wären willkommen. Themen wie z. B.
1. Vergleich des Tempussystems
2. Übersetzung des grammatischen Geschlechts
3. Vergleich der Verwendungsweise der anaphorischen Ausdrücke
4. Doppelte Verneinung oder Negativer Concord: Sprachvergleich
5. Übersetzung oder Nichtübersetzung der Partikeln
6. Übersetzung der Wortstellung
7. Übersetzung der bestimmten und unbestimmten Artikeln in ‚artikellose Sprachen’ (oder umgekehrt)
sind möglich.
Empfohlene Literatur:
Albrecht, Jörn. 2005. „Übersetzung und Linguistik“. Tübingen: Gunter Narr Verlag
Albrecht, Jörn. 2007. „Europäischer Strukturalismus“. Tübingen: Gunter Narr Verlag
Bernini, Giuliano und Schwartz, Marcia L. 2006. “Pragmatic Organization of Discourse in the Language of Europe”. Berlin/New York: Mouton de Gruyter
Bhatia, Tej K. (Hrsg.). 2006. “The handbook of bilingualism”. Malden MA: Blackwell
Haarmann, Harald, 1976, „Aspekte der Arealtypologie der Problematik der europäischen Sprachbünde“, Tübingen: Narr
Hinrichs, Uwe (Hrsg.). 1999. „Handbuch der Südosteuropa-Linguistik“, Wiesbaden: Harrassowitz
Hinrichs, Uwe (Hrsg.). 2010. „Handbuch der Eurolinguistik“. Wiesbaden: Harrassowitz
Koller, Werner. 1992. Einführung in die Übersetzungswissenschaft. Heidelberg/Wiesbaden: Quelle & Meyer
Matras, Yaron, 2009. “Language Contact”. Cambridge: Cambridge University Press
Matras, Yaron, und Bakker, Peter, 2003, The study of mixed languages“, In: „The mixed language debate: Theoretical and empirical advances”, Matras, Yaron u.a. (ed), Berlin/New York: Mouton de Gruyter, 1-20
Mounin, Georges. 1965. „Die Übersetzung“. München: Nymphenburger
Reiter, Norbert (ed.), 1999, “Eurolinguistik – ein Schritt in die Zukunft”, Wiesbaden: Harrasowitz
Schreiber, Michael. 1993. "Übersetzung und Bearbeitung". Tübingen:Gunter Narr Verlag
Toman, Jindřich. 1995. „The magic of a common language”. Cambridge, Massachusetts. MIT Press
Wandruszka, Mario. 1969. “Sprachen: vergleichbar und unvergleichlich“. München: R.Piper & Co Verlag
Wandruszka, Mario. 1991. „Wer fremde Sprachen nicht kennt...“. München: Poper
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