Lehrende/r: Christof Thomas Schimsheimer
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: 07.068.14_190
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 7
Anmeldegruppe: SemNG
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches: keine.
Inhalt: Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil menschlicher Existenz, der auch in Kriegszeiten nicht an seiner Bedeutung verliert. Vielmehr bieten die durch Krieg und Besatzungszeit geänderten Rahmenbedingungen nun die Möglichkeit Sexualität verstärkt auszuleben. So erschütternd sich Dokumente über sexuelle Gewalt im Krieg lesen, Neitzel/Welzer (2011) stellen fest: „Es ist die soziologische und historische Blindheit gegenüber diesen millionenfach belebten Unterseiten des sozialen Alltags, die das Ausagieren von sexueller und physischer Gewalt in der Situation des Krieges exotisiert und als ungewöhnlich oder eruptiv erscheinen lässt.“ Sexualkontakte im Krieg erfolgen jedoch nicht immer in Verbindung mit seitens der Eroberer ausgeübter Gewalt. Den Verbrechen, wie Vergewaltigung und Zwangsprostitution, stehen Beziehungen gegenüber auf die sich die beteiligten Personen freiwillig eingelassen haben und die durch das Bedürfnis nach Intimität motiviert sind. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass zwischen beiden Polen eine breite Grauzone besteht in der Sexualkontakte durch die Machstrukturen der Besatzungsherrschaft, durch ökonomische Faktoren oder aber auch durch den Versuch der Existenzerhaltung geprägt sind. Im Proseminar soll nun in das Thema sexueller Gewalt und intimer Beziehungen in Kriegszeiten vor allem am Beispiel Ostmittel- und Osteuropas während des Zweiten Weltkrieges eingeführt werden. Dabei wird nicht nur das Phänomen anhand von Quellen nachgezeichnet, sondern auch in den historischen Kontext eingebettet. Zunächst gilt es den durch die nationalsozialistische Ideologie und den Eroberungs- und Vernichtungskrieg des „Dritten Reiches“ geschaffenen Rahmen abzustecken. In einem Zweiten Teil soll die deutsche Besatzungszeit in Polen und der Sowjetunion unter entsprechen Vorzeichen untersucht werden, um anschließend in diesem Themenkomplex die Rolle der Roten Armee als Eroberer und Besatzer herauszuarbeiten. Besondere Bedeutung kommt bei alle dem der Propaganda beider Seiten zu. Ein Vergleich mit der für den Bosnienkrieg der Jahre 1992-1995 dokumentierten sexuellen Gewalt schließt das Seminar ab.
Empfohlene Literatur: Erfahrung und Verweigerung von Gewalt in Kriegen des 20. Jahrhunderts. Münster 1996, S. 34-50. Mühlhäuser, Regina: Eroberungen. Sexuelle Gewalttaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion, 1941-1945. Hamburg 2010. Neitzel, Sönke; Welzer, Harald: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben. Bonn 2011. Röger, Maren; Leiserowitz, Ruth (Hrsg.): Women and Men at War. A Gender Perspective on World War II and its Aftermath in Central and Eastern Europe. Osnabrück 2012.
Zusätzliche Informationen: Das Proseminar Neueste Geschichte nimmt innerhalb des Bachelorstudiums einen herausgehobenen Platz ein: Es übernimmt zu Beginn des Studiums einen relativ großen Anteil der propädeutischen Ausbildung, d.h. des "Handwerkszeugs des Historikers". Insofern nimmt die Propädeutik in diesem Proseminar großen Raum ein. Dabei wird die Propädeutik vom Thema des Proseminars her entwickelt.