05.054.550 MA VL. Erzähltheorie und Dramaturgie

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Roman Mauer

Veranstaltungsart: Vorlesung

Anzeige im Stundenplan: VL:ErzählTh&Dr

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Inhalt:
Wie funktioniert filmisches Erzählen? Eine einfache Frage, die in ein komplexes, aber farbiges Forschungsfeld führt, das seit den 1980er Jahren Konjunktur hat und mittlerweile eine Reihe ausdifferenzierter Modelle vorweisen kann. In der Beschäftigung mit den Handlungsstrukturen filmischer Werke stellt sich für den Praktiker, insbesondere den Drehbuchautor, die Frage nach der wirkungsvollsten Plotkonstruktion, ihrer Zusammensetzung aus Teilsegmenten, dem zeitlichen Ablauf, der Spannungsentwicklung, der Informationsökonomie, der Figurenkonstellation (u.a). Der Theoretiker hingegen versucht, solche Handlungselemente und ihre Wirkungsprinzipien analytisch zu rekonstruieren und somit systematische Klarheit in die Bauformen des Erzählens zu bringen.
Erzählen wird als Strukturierung der mentalen Prozesse des Zuschauers verstanden, als Strukturierung der Zeit nach Kriterien der Ordnung, Dauer und Frequenz, als Auffächerung eines modalen Geflechts aus Perspektiven, als Kausalverhältnis zwischen diegetischen Ebenen, als Entwicklung von Figuren und Figurenkonstellationen und nicht zuletzt als Kulturtechnik, die es vor dem Hintergrund von Welttheorien und Fiktionstheorien zu begreifen gilt. Dabei steht die Erzähltheorie des Films vor der Herausforderung, ein Begriffsinstrumentarium, das vornehmlich in der Literaturwissenschaft entwickelt wurde, auf das audiovisuelle Medium zu übertragen, anzupassen und auszudifferenzieren. Stimuliert wird die Filmnarratologie seit den 1990er Jahren einerseits durch experimentelle Formen eines Cinema of Narration, das Unzuverlässiges Erzählen, Mehrsträngiges Erzählen, Polymodales Erzählen, Gedankenspielfilme, Post-Mortem-Kino, Metalepsen, Multiple Diegesen, paradoxe Fokalisierungen und Zeitverschachtelungen verschiedentlich ausfabuliert, herausgefordert wird sie andererseits durch performative, minimalistische, kontemplative und atmosphärische Filme, welche narrative Strukturen gezielt auflösen, um neue Erfahrungsräume jenseits der Standards zu öffnen. Die Vorlesung wird unter Rekurs auf einschlägige theoretische Perspektiven (z.B. klassische und moderne Dramenpoetik, Theorien mythologischer Tiefenstrukturen, Narratologie, Filmnarratologie, Figuren- und Emotionstheorie sowie Klassifikationen auf mikro- und makrostruktureller Ebene) und unter Einbeziehung praxisorientierter Drehbuchdidaktiken Erzählmodelle exemplarisch an Filmen beschreiben. Dabei sollen wirkungsästhetischen Phänomenen, wie Atmosphäre, Rhythmus und Simultaneität, in der Theoriebildung mehr Geltung verschafft werden.

Empfohlene Literatur:
Aristoteles: Poetik. Übers. u. hrsg, von Manfred Fuhrmann. Bibliographisch erg. Ausgabe. Stuttgart 1994.
Beil, Benjamin: First Person Perspectives Point of View und Figurenzentrierte Erzählformen im Film und im Computerspiel. Berlin 2010.
Birr, Hannah /Maike Reinerth/Jan-Noël Thon (Hrsg.): Probleme filmischen Erzählens. Berlin [u.a.] 2009.
Bordwell, David: Narration in the Fiction Film. London; New York 1985.
Bordwell, David: The Way Hollywood Tells It: Story and Style in Modern Movies. Berkely 2006.
Branigan, Edward: Point of View in the Cinema. New York 1984.
Branigan, Edward: Narrative Comprehension and Film. London; New York 1992.
Brütsch, Matthias: Traumbühne Kino. Der Traum als filmtheoretische Metapher und narratives Motiv. Marburg 2011. [zürcher filmstudien, 17]
Campbell, Joseph [1948]: Der Heros in tausend Gestalten. Frankfurt a/M 1978.
Currie, Mark: About Time. Fiction, Narrative and the Philosophy of Time. Edinburgh 2007.
Eder, Jens: Die Figur im Film. Grundlagen der Figurenanalyse. Marburg 2008.
Eder, Jens (u.a.) (Hrsg.): Characters in Fictional Worlds: Understanding Imaginary Beings in Literature, Film, and Other Media. Berlin 2010.
Eick, Dennis: Drehbuchtheorien. Eine vergleichende Analyse. Konstanz 2006.
Elsaesser, Thomas: Hollywood heute. Geschichte, Gender und Nation im postklassischen Kino. Berlin 2009.
Freytag, Gustav [1863]: Die Technik des Dramas. 8. Aufl. Leipzig.
Georgi, André: Old School – New School. Kleine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen amerikanischen Filmdramaturgie. In: Jochen Brunow (Hrsg.): Scenario. Film- und Drehbuch-Almanach. Berlin 2008.
Genette, Gérard: Fiktion und Diktion. München 1992.
Genette, Gérard [/19721983]: Die Erzählung. München 1994.
Genette, Gérard: Palimpseste: Die Literatur auf zweiter Stufe. Frankfurt am Main 1993.
Grob, Norbert: Die Kamera als erzählerische Instanz. Zur Theorie des filmischen Blicks. In: ders.: Zwischen Licht und Schatten. St. Augustin 2002.
Häsner, Bernd: Metalepsen. Zur Genese, Systematik und Funktion transgressiver Erzählweisen. Diss. FU Berlin 2001.
Helbig, Jörg (Hrsg.): „Camera doesn’t lie: Spielarten erzählerischer Unzuverlässigkeit im Film. Trier 2006.
Krützen, Michaela: Dramaturgie des Films. Wie Hollywood erzählt. Frankfurt am Main 2004.
Krützen, Michaela: Dramaturgien des Films. Das etwas andere Hollywood. Frankfurt am Main 2010.
Kuhn, Markus: Filmnarratologie. Ein erzähltheoretisches Analysemodell. Berlin/New York 2011. [/narratologia contributions to narrative theory 26]
Kukkonen, Karin (Hrsg.): Metalepsis in popular culture. Berlin [u.a.] 2011.
Leschke, Rainer / Jochen Venus (Hrsg.): Spielformen im Spielfilm. Zur Medienmorphologie des Kinos nach der Postmoderne. Bielefeld 2007. [medienumbrüche, 22]
Liptay, Fabienne / Yvonne Wolf (Hrsg.): Was stimmt denn jetzt? Unzuverlässiges Erzählen in Literatur und Film. München 2005.
McKee, Robert: Story. Die Prinzipien des Drehbuchsschreibens. Berlin 2000.
Martinez, Matias / Michael Scheffel: Einführung in die Erzähltheorie. 7. Aufl. München 2007.
Reicher, Maria E. (Hrsg.): Fiktion, Wahrheit, Wirklichkeit. Philosophische Grundlagen der Literaturtheorie. Paderborn 2006. [kunstphilosophie 8]
Rüffert, Christine / Irmbert Schenk, u.a. (Hrsg.): Zeitsprünge. Wie Filme Geschichte(n) erzählen. Berlin 2004.
Ryan, Marie-Laure (Hrsg.): Narrative as virtual reality: immersion and interactivity in literature and electronic media. Baltimore (u.a.) 2001.
Treber, Karsten: Auf Abwegen. Episodisches Erzählen im Film. 2005.
Tröhler, Margrit: Offene Welten ohne Helden. Plurale Figurenkonstellationen im Film. Marburg 2007.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Fr, 25. Okt. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
2 Fr, 8. Nov. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
3 Fr, 15. Nov. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
4 Fr, 22. Nov. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
5 Fr, 29. Nov. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
6 Fr, 6. Dez. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
7 Fr, 13. Dez. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
8 Fr, 20. Dez. 2013 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
9 Fr, 10. Jan. 2014 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
10 Fr, 17. Jan. 2014 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
11 Fr, 24. Jan. 2014 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
12 Fr, 31. Jan. 2014 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
13 Fr, 7. Feb. 2014 14:15 15:45 00 113 Seminarraum Dr. Roman Mauer
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. Roman Mauer