Lehrende/r: PD Dr. Bernd Kiefer
Veranstaltungsart:
Proseminar
Anzeige im Stundenplan:
PS: Genredramaturgie
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
5,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 50
Anmeldegruppe: BA PS. Dramaturgie des Genres WiSe 2013/2014
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.
Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt:
In seiner Studie "Matrix der Gefühle" (2004) definiert Hermann Kappelhoff das melodramatische Kino als eine "Pathosform", "eine Darstellungsweise, in der die dargestellte Handlung das Movens einer Theatralisierung bildet, die ein Leiden, eine Leidenschaft, ein empfindendes Subjekt hervortreten lässt, das erst in der affizierenden Wirkung auf das Publikum zur Geltung kommt" - als ein "Empfindungsbild". Damit ist ein wesentlicher Wirkungszusammenhang des Melodramatischen bezeichnet: Das Pathos als theatrale Ausdrucksform von Leiden und Leidenschaft eines Subjekts soll übertragen werden auf den Zuschauer - er soll mitleiden. Dies gilt schon für frühe Formen des Melodramas, die bürgerlichen Trauerspiele des 18. Jahrhunderts, für Dramen also von Lessing, Goethe und Schiller, in denen Protagonisten an den sozialen Verhältnissen leiden. Hier wurde nicht nur früh eine Poetik der Gefühle, sondern schon eine Politik der Gefühle entwickelt. Das Melodrama jedenfalls scheint seither - so die These von Thomas Elsaesser - "besser als andere Genres imstande zu sein, die Muster von Herrschaft und Ausbeutung, wie sie in einer gegebenen Gesellschaft existieren, wiederzugeben." Aus der Diskussion der Texte von Kappelhoff und Elsaesser (und auch im 'Rückgriff' auf bürgerliche Trauerspiele) soll sich im Seminar, wenn es gelingt, das Konzept einer melodramatischen Politik der Gefühle herausbilden. Dabei werden wir uns beschäftigen mit Filmen von D.W. Griffith ("Broken Blossoms", 1919) und Luchino Visconti ("Ossessione", 1943, und "Senso", 1954), vor allem aber mit Filmen von Douglas Sirk, Rainer Werner Fassbinder, Pedro Almodóvar, Todd Haynes und Francois Ozon. Was diese Regisseure angeht, würde ich die Filmauswahl gerne gemeinsam mit den SeminarteilnehmereInnen treffen. Vorschläge sind also willkommen.
Zur Vorbereitung empfehle ich folgende Texte: Hermann Kappelhoff: "Matrix der Gefühle. Das Kino, das Melodrama und das Theater der Empfindsamkeit", Berlin 2004; und die beiden inzwischen 'klassischen' Textsammlungen von Christine Gledhill (Hg.): "Home is Where the Heart Is. Studies in Melodrama and the Woman`s Film", London 1994, und von Christian Cargnelli und Michael Palm (Hg.): Und immer wieder geht die Sonne auf. Texte zum Melodramatischen im Film, Wien 1994. Der oben zitierte Text von Thomas Elsaesser findet sich in beiden Bänden.
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