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Lehrende/r: Sarah Wendel
Veranstaltungsart:
Übung
Anzeige im Stundenplan:
PrS: Szen. Projekt
Semesterwochenstunden:
6
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 40
Anmeldegruppe: Ü. Szenische Projekte SoSe 2013
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Anja Kühnhold
Das Szenische Projekt ist eine Lehrveranstaltung des Bereichs Theaterwissenschaft des Instituts für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, in deren Rahmen die Studierenden unter professioneller Anleitung und mit hohem Eigenengagement eine Inszenierung auf die Beine stellen. Dabei werden die Theaterwissenschaftler zu Schauspielern, Dramaturgen, Bühnen- und Kostümbildnern und kümmern sich um Pressearbeit, Technik, Requisiten usw. Als Regisseur für das Szenische Projekt des Sommersemesters 2013 konnte Anja Kühnhold gewonnen werden, der bereits an diversen Stückentwicklungen mitgewirkt hat und nach seiner Zeit am Nationaltheater Mannheim nun am Schauspiel Frankfurt arbeitet.
Inhalt:
Ramuz/ Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten – Asaya Fujita: Der Teufel Bekkanko (japanisches Märchen)
DIÁBOLOS2
Im Menschen steckt der Teufel,
Auch Menschen können Teufel sein.
Doch auch im Teufel steckt ein Mensch,
Oft mehr noch als im Menschen selbst.
(Epilog aus "Der Teufel Bekkanko")
Der Teufel (aus dem Griechischen ???ß????, Diábolos) ist wörtlich genommen der Durcheinanderwerfer, der Faktenverdreher, der Verwirrer, der, der alles durcheinanderbringt. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Teuflischen hat eine lange europäische Tradition. Goethes Mephisto ist wohl das prominenteste Beispiel literarischer Teufelei, doch auch in unzähligen Märchen, Sagen, Dramentexten und Opernlibretti begegnen wir dem Bösen.
Ramuz/ Strawinsky: Die Geschichte vom Soldaten
So auch der namenslose Soldat, der sich auf der Heimreise auf einen ungewöhnlichen Tausch einlässt: seine verstimmte Geige gegen ein Buch, das reich machen soll. Und weil der Teufel auf der Geige nicht spielen kann, gibt es drei Tage Geigenunterricht für den Teufel obendrauf. Doch was dem Teufel Tage, sind dem Menschen Jahre, und als er zu Hause ankommt, ist seine Braut längst verheiratet. „Die Geschichte vom Soldaten“ ist eine Geschichte der Selbstentfremdung. So wie man vor lauter Wald die Bäume nicht sieht, so läuft der Soldat auf seiner Suche nach dem Glück ständig am Glück vorbei. Die Unzufriedenheit allein ist die Macht des Teufels.
Asaya Fujita: Der Teufel Bekkanko (aus dem Japanischen von Keiko Oshima-Gerisch und Hedi Rothkegel)
Doch häufig liegt das Glück auch in den Händen der Anderen. Was geschieht, wenn man den Vorstellungen und Rollenklischees der Anderen nicht entspricht? Der Teufel Bekkanko will den Menschen nichts Böses. Dennoch steht er über sein Dasein als Teufel per se im Abseits und ist zudem noch mit einer Fratze gesegnet, die ihn ewig lachen lässt. Er wird verstoßen, und damit verändert sich sein Leben: Er begegnet dem schönen, aber blinden Mädchen Yuki, die von ihrem Vater von der Gesellschaft isoliert wurde, um sie zu schützen, und Bekkanko findet etwas, um das er kämpfen kann. Aber kann ein Teufel mit einem Menschen zusammenleben?
Regie: Anja Kühnhold
Sowohl in Strawinskys russisch-französischer „Geschichte vom Soldaten“ als auch in Fujitas japanischem „Teufel Bekkanko“ ist die Begegnung mit dem Andersartigen eine Begegnung mit den eigenen Ängsten und Sehnsüchten, aber auch mit den gesellschaftlichen Normierungen und Prägungen. Der Teufel ist international. Schließlich steckt in jedem Menschen ein kleiner Teufel, und mancher Teufel trägt menschliche Züge.
Vor allem aber verbindet beide Stücke die Musik, die das Publikum ganz anders ergreifen kann als die nackte Sprache. Es handelt sich nicht um Opern, sondern um Musiktheaterwerke, die Pantomine und Sprechrollen instrumental begleiten. Schließlich ist auch Musik eine Sprache, die man international versteht, eine Himmelsgabe, wie man sagt, selbst wenn wir seit Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ wissen, dass auch der Teufel Geige spielen kann.
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