Sem (BA/MEd) Flüchtlings- und Vertriebenenpolitik in der BRD

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: PD Dr. Stephanie Zibell

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Flüchtlingspolitik

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 9,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Bereich Politisches System der BRD
Gültig für folgende vom Institut angebotenen Studiengänge:
- BA Politikwissenschaft ( Aufbaumodul 2 und 3)
- MEd Sozialkunde (Modul Politik und Politikvermittlung)
- Magister und Staatsexamen (Bereich Politisches System BRD)

Bereitschaft zur mündlichen Mitarbeit in Form eines Referats, auch wenn kein Scheinerwerb angestrebt wird.

Inhalt:
Flüchtlings- und Vertriebenenpolitik in der Bundesrepublik Deutschland: Die Mär von der problemlos verlaufenen Integration – Eine kritische Auseinandersetzung mit politischen Vorgaben und tatsächlich Erreichtem zwischen 1945 und 1961

Es geht um die kritische Auseinandersetzung mit der Behauptung, dass die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie der SBZ in den westdeutschen Ländern und der Bundesrepublik Deutschland völlig problemlos verlaufen sei. Dass das keineswegs der Fall war, sondern vielmehr unter der Rubrik „Lebenslügen der Bundesrepublik“ subsummiert werden muss, wird im Verlaufe einer intensiveren Auseinandersetzung mit den einzelnen Aspekten der Flüchtlings- und Vertriebenenpolitik deutlich. Nahezu auf allen Sektoren gab es Probleme. Doch war es untersagt, die Lösung dieser spezifischen Probleme auf Organisationen zu delegieren, die sich mit der Flüchtlings- und Vertriebenenthematik speziell befassten. Im Interesse des möglichst rasch zu vollziehenden staatlichen und wirtschaftlichen Aufbaus der Bundesrepublik Deutschland sollten die „Neubürger“, also die Flüchtlinge und Vertriebenen, genauso behandelt werden wie die „Altbürger“, nämlich die Einheimischen. Hinter diesem krampfhaften Versuch der Gleichmacherei steckte die Angst vor der Herausbildung einer gesellschaftlichen Minorität, die ihren Minderheitenstatus durch die Forderung nach besonderer Rücksichtnahme oder die Gewährung von finanziellen Vorteilen zementieren wollte, und deren Existenz darüber hinaus auch noch jeden Bundesbürger daran erinnerte, dass Deutschland dereinst nicht nur das vergleichsweise kleine Staatsgebiet der Bundesrepublik umfasst hatte. Man wollte also keine international bedenklichen Begehrlichkeiten bei den Deutschen wecken, und außerdem verhindern, dass die deutsche Nation vollends zerfiel. Um die genannten Ziele zu erreichen bzw. der Bevölkerung zu suggerieren, dass diese Ziele erreicht seien, verzichteten die deutschen Behörden ab 1961 sogar auf die gesonderte Erfassung von Vertriebenen und Flüchtlingen bei Volks- und Berufszählungen. Sie verschwanden jetzt einfach in der Masse der übrigen deutschen Bevölkerung. Aber verschwanden damit auch gleichzeitig die sozialen und wirtschaftlichen Probleme, die mit ihnen verbunden waren? Nein, natürlich nicht. Die Probleme begannen nämlich schon bei der Definition, wer nun eigentlich als Flüchtling oder Vertriebener zu gelten hatte. Hinzu kam außerdem noch die Notlage auf dem Wohn- und dem Arbeitsmarkt. Nur durch die Anwendung von Zwangsmaßnahmen gelang es, den Vertriebenen Wohnraum in der ihnen amtlich zugewiesenen Aufenthaltszone zu verschaffen. Aber auch die vorhandenen Arbeitsplätze wurden nur ungern an die Vertriebenen vergeben. Die Arbeitsämter zeigten – wie auch die Wohnungsämter bei der Vermittlung freien Wohnraums – kein besonderes Engagement für die Vertriebenen. Sie begnügten sich mit der statistischen Erfassung der Arbeitslosenzahlen dieses Personenkreises und erklärten, die relativ hohe Arbeitslosenquote bei den Vertriebenen habe mit strukturellen Problemen zu tun, nicht aber mit der Bevorzugung einheimischer Arbeitskräfte bei der Vergabe von Arbeitsstellen. Nachweislich war es jedoch nicht die Struktur, sondern die Vorurteile der Altbürger, die die beruflichen Probleme der Vertriebenen verstärkten. Hinzu kamen Missgunst und Neid, zum Beispiel auf Lastenausgleichszahlungen, die die Vertriebenen erhielten, sowie ein gerütteltes Maß an Unfähigkeit bei den Vertretern der Politik, die sich den Anforderungen, die die Einbindung der Neubürger an sie stellten, nicht gewachsen zeigten, und es daher vorzogen, die in Wahrheit nicht vorhandenen Integrationserfolge kurzerhand „herbeizureden“. Es wird also um eine Auseinandersetzung mit der „Integrationspolitik“ in der Bundesrepublik Deutschland gehen, und in diesem Zusammenhang wird es einen kritischen Blick auf die zum Zweck der Integration ergriffenen sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen sowie die politischen Zielvorgaben der Regierungen in Bund und Ländern geben.

Empfohlene Literatur:
Rolf Messerschmidt: Hessen und die Vertriebenen. eine Bilanz von 1945 bis zur Gegenwart. Bonn 2010.
Michael Sommer: "Reservoir, Kanal, Drehschreibe". Die Vertriebenenpolitik der französischen Besatzungsmacht. in: Hans-Jürgen Wünschel (Hg.): Rheinland-Pfalz. Beiträge zur Geschichte eines neuen Landes. Landau 1997, S. 55-75.
Thomas Grosser: Die Integration der Heimatvertriebenen in Württemberg-Baden (1945-1961).Stuttgart 2006.

Zusätzliche Informationen:
Alle Teilnehmer werden gebeten, sich aktiv am Seminar zu beteiligen. Dazu gehört die Übernahme eines Referats, auch für Gasthörer.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mo, 22. Okt. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
2 Mo, 29. Okt. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
3 Mo, 5. Nov. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
4 Mo, 12. Nov. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
5 Mo, 19. Nov. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
6 Mo, 26. Nov. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
7 Mo, 3. Dez. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
8 Mo, 10. Dez. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
9 Mo, 17. Dez. 2012 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
10 Mo, 7. Jan. 2013 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
11 Mo, 14. Jan. 2013 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
12 Mo, 21. Jan. 2013 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
13 Mo, 28. Jan. 2013 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
14 Mo, 4. Feb. 2013 08:30 10:00 05 432 Seminarraum PD Dr. Stephanie Zibell
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
PD Dr. Stephanie Zibell