02.054.105 PS. Nationale Kinematographien - Berliner Schule

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Julia Quedzuweit

Veranstaltungsart: Proseminar

Anzeige im Stundenplan: PS: Nat. Kinematogr.

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 35

Anmeldegruppe: Nationale Kinematographien

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Inhalt:
Mitte der 1990er Jahre sind auf Festivals zum ersten Mal Arbeiten von den deutschen Filmemachern zu sehen, die heute als Begründer einer „Berliner Schule” bezeichnet werden: MACH DIE MUSIK LEISER von Thomas Arslan, 1994, DAS GLÜCK MEINER SCHWESTER von Angela Schanelec 1995 und PILOTINNEN von Christian Petzold 1995. Die drei Regisseure haben nahezu zeitgleich an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) studiert und werden gemeinsam mit anderen Regisseuren zuerst von der französischen Kritik, dann auch in Deutschland als eine „Nouvelle Vague Allemande“ verstanden; Rainer Gansera benutzt schließlich als erster den Begriff der „Berliner Schule“ (Süddeutsche Zeitung, 3. November 2001).
Keinesfalls studierten alle Regisseure, die dieser „Schule“ zugerechnet werden in Berlin, so etwa Christoph Hochhäusler (MILCHWALD, FALSCHER BEKENNER, DREILEBEN), Benjamin Heisenberg (SCHLÄFER), Maren Ade (DER WALD VOR LAUTER BÄUMEN), Henner Winckler (KLASSENFAHRt) und Valeska Grisebach (MEIN STERN), die allesamt Absolventen der Münchner Filmhochschule sind.
Doch zeichnen sich ihre Filme durch gewisse ästhetische und thematische Ähnlichkeiten aus, die sich gerade im Kontrast zu den damals in Deutschland vorherrschenden Beziehungskomödien und Plot-orientierten Filmen (zB. Doris Dörrie, Rainer Kaufmann, allg. Bernd Eichinger Produktionen) sehen lassen: es sind eben keine primär handlungsorientierten Filme, selten nur einem Genre zu zurechnen (dies am ehesten bei Petzold), das Dazwischen interessiert hier vielmehr, das Alltägliche, die „Normalität“ (Schanelec) oder einfach auch nur die kleinen, routinierten Gesten und Blicke.
Anhand der Filme, welche der Berliner Schule zugerechnet werden, soll sowohl der Begriff des Realismus im Film diskutiert werden, möglicherweise verstanden als ein „Haften an den Menschen und Dingen, wie sie sind“ (M. Baute u.a.); der Mensch erscheint hier oftmals nur als ein bewegliches Ding, ein Körperding im (filmischen) Raume, eine Silhouette, deren Handlungsantrieb jenseits ihrer routinierten Gesten wir nicht immer kennen. Genauso gilt es, den Minimalismusbegriff zu erörtern, denn diese Filme zeichnen sich durch einen enormen Hang zur Reduktion aus.

Zu Beginn des Semesters lohnt es daher, mit einer stilistischen Kontextualisierung zu beginnen, Realismus und Minimalismus filmhistorisch/kunstwissenschaftlich zu verstehen, um im Folgenden die Filme der drei Regisseure genauer zu untersuchen, die als erste die Bezeichnung der Berliner Schule auslösten: Christian Petzold, Thomas Arslan und Angela Schanelec.
Es wird angedacht, weitere Regisseure zu bestimmten Themenfeldern zusammenfassend zu behandeln, mögliche Themen seien hierbei: Die Inszenierung der Figur im (filmischen) Raume, der Umgang mit Zeit, Einzelgänger/Alleingänge, das Problem der Kommunikation, ritualisiertes Verhalten.

Es wird noch eine ausführliche Filmliste geben, als Vorbereitung sei es allerdings schon jetzt empfohlen, möglichst viele Filme dieser Regisseure zu sehen, zumindest aber: Die „Gespenster- Trilogie“: DIE INNERE SICHERHEIT, GESPENSTER, YELLA und WOLFSBURG (Petzold), PLÄTZE IN STÄDTEN, MARSEILLE, ORLY (Schanelec), DEALER, KARDESLER (GESCHWISTER), EIN SCHÖNER TAG, IM SCHATTEN (Arslan). Zur Einführung empfehle ich die Texte: Michael Baute (u.a.) in kolik.film und Rainer Gansera in der Süddeutschen Zeitung (s.u.).

Empfohlene Literatur:
Baute, Michael (u.a.): Berliner Film macht Schule. In: kolik. film. Sonderheft 6, Oktober 2006

Buck, Caroline M. : Fragen statt Antworten, Interview mit Christian Petzold. In: Neues
Deutschland, 01.02.2001

Gansera, Rainer: Glücks-Pickpocket. In: Süddeutsche Zeitung, 3. November 2001

Glombitza, Birgit: Dem Leben abgeschaut. Die wunderbaren Bilder der Berliner Regisseurin
Angela Schanelec und ihr neuer Film „Marseille“. In: Die Zeit. Nr. 40, 23.09.2004

Grimuitz, Katharina: Marsaille. Eine Stadtbegehung von Angela Schanelec. In: epd Film,
10/2004

Hamdorf, Wolfgang M.: DIE INNERE SICHERHEIT. In: film-dienst, 03/2001

Hanich, Julian: Das Leben ist eine Tiefkühltruhe. In: Der Tagesspiegel, 11.02.2003

Heidböhmer, Carsten: "Der neue Kapitalismus wird es nicht schaffen" Interview mit Christian
Petzold. In: stern.de, 03.12.2009

Hinrichsen, Jens: Im Zwischenreich. Christian Petzolds Gespenster-Trilogie: Passagen in
Schattenzonen deutscher Realität. In: film-dienst, 19/2007

Khouloki, Rayd: Schwebzustände - Gespräch mit Regisseur Christian Petzold. In: film-dienst,
20/2003.

Knörer, Ekkehard: Entzauberte Welt. In: Taz, 13.09.2007

Koll, Horst Peter: Marseille. In: film-dienst, 20/ 2004

Körner, Torsten: erfroren - Christian Petzold: WOLFSBURG. In: Funkkorrespondenz,
28/2004

Kriest, Ulrich: Im Hinterland des Nihilismus - Ein Gespräch mit Christian Petzold. In: film-
dienst, 03/2001

Kriest, Ulrich: WOLFSBURG. In: film-dienst, 20/2003

Lederle, Josef: Toter Mann. In: film-dienst, 11/2002

Löser, Claus: Berlin am Bosporus. Spielarten und Hintergründe des deutsch-türkischen Kinos.
In: film-dienst

Nicodemus, Katja : Kino als Auto-Analyse. Christian Petzold und sein neuer Film
WOLFSBURG. In: Die Zeit, 25.09.2003

Nord, Cristina: Verdammt zu ewiger Bewegung. Interview mit Christian Petzold. In: Taz,
15.02.2007

Peitz, Christiane: Nach dem Schiffbruch. Warum dreht einer einen Film über die RAF, in dem
das Wort RAF nicht vorkommt? Christian Petzold, Regisseur der INNEREN
SICHERHEIT, gibt Auskunft. In: Der Tagesspiegel, 25.01.2001

Rodek, Hans-Georg: Der politische Beobachter. Mit der Kamera die Gesellschaft unter die
Lupe nehmen: Der Berliner Filmemacher Christian Petzold. In: Berliner Morgenpost,
24.09.2003

Rostosky, Susanne: Nouvelle Vague Allemande. Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den
Filmen der Regisseure der Berliner Schule. Mainz: Magisterarbeit Filmwissenschaft,
2007

Schmollack, Simone: Im Herzen der Republik. In: Taz, 21.02.2007

Seeßlen, Georg: Die Anti-Erzählmaschine. Ein Gegenwartskino in der Zeit des audiovisuellen
Oligolopols oder Versuch, die „Berliner-Schule“ zu verstehen. In: Der Freitag,
14.09.2007

Suchsland, Rüdiger: Langsames Leben, schöne Tage. Annäherungen an die „Berliner Schule“. In: film-dienst

Wydra, Thilo: Die innere Unsicherheit. Christian Petzold ist mit seinem Drama TOTER
MANN ein Meisterwerk gelungen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.05.2002

Wydra, Thilo: "Mein Film hat Risse" - Fernsehpreis: Gespräch mit dem Nominierten
Christian Petzold. In: Der Tagesspiegel, 05.10.2002

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mo, 16. Apr. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
2 Mo, 23. Apr. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
3 Mo, 30. Apr. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
4 Mo, 7. Mai 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
5 Mo, 14. Mai 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
6 Mo, 21. Mai 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
7 Mo, 4. Jun. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
8 Mo, 11. Jun. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
9 Mo, 18. Jun. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
10 Mo, 25. Jun. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
11 Mo, 2. Jul. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
12 Mo, 9. Jul. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
13 Mo, 16. Jul. 2012 18:15 19:45 00 113 Seminarraum Julia Quedzuweit
Übersicht der Kurstermine
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