Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Birgit Menzel
Veranstaltungsart:
Proseminar
Anzeige im Stundenplan:
06.139.030
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
6,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | -
Inhalt:
Die sowjetische Kultur gehört heute der Vergangenheit an. Viele ihrer Merkmale leben jedoch fort, sei es in politisch rehabilitierter Form (z.B. Stalin, sowjetisches Imperium) oder im kulturellen Gedächtnis der Zeitgenossen. Die Sowjetzeit war eine eigenständige kulturelle Formation mit bestimmten typischen Merkmalen, von kollektiven ideologischen, ästhetischen und mentalen Prägungen bis hin zu sprachlich-stilistischen Terminologien und zahlreichen ‚kulturellen Schlüsselbegriffen/Konstanten‘. Gleichzeitig war die Sowjetzeit sowohl in chronologischer Hinsicht (frühsowjetische Periode, Stalinzeit, Tauwetter, Brežnevzeit/¬Stagnationsperiode‘, Perestrojka) als auch in ihrer Struktur (Ausdifferenzierung in offizielle, inoffizielle, dissidentische, in- und ausländische, Jugend-/Sub-Kultur) keineswegs so monolithisch, wie sie sich in der offiziellen politischen Propaganda präsentierte.
Der heutige Umgang mit dieser Vergangenheit hat entsprechend viele Formen, erfolgt aus unterschiedlichen Perspektiven mit unterschiedlichen Wertungen, je nachdem wer sich von wo aus wie warum wozu usw. damit beschäftigt. In diesem Seminar geht es nicht darum, einen Überblick über die sowjetische Kulturgeschichte zu vermitteln. Es geht darum, verschiedene Perspektiven – zeitgenössisch/retrospektiv, Rekonstruktionen/Dekonstruktionen kollektiver Erinnerung, Innen- und Außenperspektiven - auf diese Sowjetzeit kennen, beschreiben und kritisch einschätzen zu lernen und dabei auch die eigene Position kritisch zu reflektieren und zu artikulieren. Dies geschieht einerseits über die gemeinsame Lektüre ausgewählter Texte und Filme aus verschiedenen Perioden der sowjetischen Vergangenheit und postsowjetischen Gegenwart (Solženicyn, Šalamov, Sinjavskij, Ajtmatov, Pelevin) andererseits werden theoretische Texte gelesen, aus denen Methoden und Fragestellungen für die kultur¬wis¬senschaftliche Analyse gewonnen werden (Erinnerung und Gedächtnis, Identität, Gender, Mentalität).
Es wird empfohlen, das Seminar zusammen mit der Übung „Techniken des wissen¬schaft¬li¬chen Arbeitens“ zu besuchen. Ein Seminarordner mit Texten und Themen wird zum Seme¬ster-beginn zur Verfügung gestellt.
Empfohlene Literatur:
Einführende Lektüre:
Assmann, Aleida: Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen, 2. Aufl., Berlin: Schmidt Verlag, 2008
Pelevin, Viktor: Generation ‚P‘, Moskva: Vagrius, 1999
Städtke, Klaus (Hg.): Russische Literaturgeschichte (2002), 2. Aufl., Stuttgart: Metzler, 2011
Yurchak, Aleksey: Everything was Forever, Until it Was no More. The Last Soviet Generation, Princeton, 2006
Petr Vajl‘/Aleksandr Genis: 60 – mir sovetskogo èeloveka, Ann Arbor 1988/Moskva 1996
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