06.880.040 PS STW: Gutes Deutsch?

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. phil. Hans-Joachim Bopst

Veranstaltungsart: Proseminar

Anzeige im Stundenplan: PS STW

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 6,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie zzgl. Bevorzugung höherer Fachsemester
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Über die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende höherer Fachsemester bevorzugt berücksichtigt.

Inhalt:
„Aus dem perforierten Himmel fließt müdes Wasser.“ Schreib nicht so. Schreib es regnet. Das bekommt der Sprache (Josef Reding). Was hier ein Schriftsteller seinem Berufsstand empfiehlt, mag man als Leitlinie für allgemeinen Sprachgebrauch übernehmen und manchem Verfasser eines (zu übersetzenden ?) Textes vorhalten.

Doch wer auch immer uns ‚Sprachdummheiten‘ (Gustav Wustmann) auszutreiben vorgibt – in Sprachglossen, Stil-Ratgebern, Nachschlagewerken für ‚richtiges und gutes Deutsch‘ (Duden), ‚Wegweisern durch den Irrgarten der deutschen Sprache‘ (Bastian Sick) usw. – muss sich fragen lassen, auf welcher Grundlage und mit welchen Folgen er seine Urtei­le über „Fehler“ fällt. Dabei zeigt sich, dass oft nur Einzelfälle herausgegriffen werden, oh­ne Einsicht in größere Zusammenhänge des umgebenden Sprachsystems und in sprach­­geschichtliche Entwicklungen. Gleichzeitig wird mit der sprachlichen Maßregelung eine Einstellung gegenüber den vermeintlichen „Verstößen“ aufgebaut und oft über Gene­ra­tio­nen im Umlauf gehalten, die Sprache zur sozialen Abgrenzung und Selektion nutzt und „Falschsprecher“ brandmarkt.

Wer sich von der Sprachwissenschaft Hinweise in Sachen Sprachpflege und Sprachkritik erhofft, darf sprachliche Äußerung nicht losgelöst von Sprachsystem und Verwendungs­situation betrachten und sollte in jeder vermeintlichen Abweichung von der „unum­stöß­li­chen“ Norm eine mögliche Leistung und Berechtigung suchen – im Zweifel zu Gunsten des „angeklagten“ Sprachbenutzers. In diesem Sinn ist eine aufgeklärte moderne Sprach­wissenschaft nicht präskriptiv, sondern deskriptiv. Sie schreibt nicht vor, sondern beschreibt : welche sprachlichen Mittel uns zur Verfügung stehen und welchen Zweck sie erfül­len (können). Für die meisten Fehler und Verstöße – oder das, was manche dafür hal­ten – bringt die Sprachwissenschaft nach einiger Überlegung Verständnis auf. Und wo sie in Frage stellt, glaubt sie deswegen noch lange nicht, dass eine „bessere“ Sprache eine bessere Welt erstehen lässt.

Programm : Geschichte der Sprachkritik – Sprachwissenschaftliche Methoden der Sprachkritik – „Sprach­papst“ Bastian Sick – Sprachinquisition / ‚political correctness‘ – Analyse und Beurteilung von Texten aus Medien, Politik, Literatur, aus Fachsprachen, Jugendsprache u. ä. – „Selbstversuche“: wir wollen im Rahmen des „Vernetzte Translationslehre“ unseres Fachbereichs einen Flyer und eine Informationsbroschüre für den ‚Verein für Integration und Bildung‘, Neustadt verfassen; auch andere Texte können erarbeitet / überarbeitet und im Seminargespräch zu einer „vollumfänglich befriedigenden“ Version weiter entwickelt werden.

Empfohlene Literatur:
Zum Ein- und Nachlesen empfehle ich – evtl. in Semesterordner und Semesterapparat in der Bibliothek:
Peter von POLENZ (1999): Kapitel ‚Sprachkritik und öffentliche Sprachsensibilität‘, in: Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Band III: 19. und 20. Jahrhundert. Berlin / New York: de Gruyter, S. 294-337
Bastian SICK (2004): Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Ein Wegweiser durch den Irrgarten der deutschen Sprache. Köln: Verlag Kiepenheuer und Witsch

Jürgen SCHIEWE (1998): „Politik – Gesellschaft – Emanzipation. Sprachkritische Themen der Gegenwart“, in: ders.: Die Macht der Sprache. Eine Geschichte der Sprachkritik von der Antike bis zur Gegenwart. München: Beck, S. 250-283

Iris FORSTER / Tobias HEINZ, Hrsg., (2010): Kapitel „Sprachkritik“ in: Deutsche Gegenwartssprache. Globalisierung – Neue Medien – Sprachkritik. Stuttgart: Reclam (Texte und Materialien für den Unterricht, 15063), S.97-158

Dieter E. ZIMMER (1986): „Neudeutsch. Trends und Triften“, in: ders.: Redens Arten. Über Trends und Tollheiten im neudeutschen Sprachgebrauch. Zürich: Haffmans Verlag, S. 7-42

Leistung : mündliche Präsentation(-en) im Seminar + Dossier (5.000 Zeichen ohne Leerzeichen) zum eigenen Textvorschlag / zur Textüberarbeitung „Gutes Deutsch“ (in Form eines Werkstatt-Protokolls / Tagebuchs / einer Zeitungsglosse / eines fiktiven Streitgesprächs o. ä., abzugeben in der letzten Sitzung des Semesters.

Zusätzliche Informationen:
Sprechstunde : montags 16.30 -17.30, Raum 336
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Diese Lehrveranstaltung kann im Projektmodul 2 "Migrationsprojekt" belegt werden (M.06.880.335 oder M.06.880.645).
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Verein für Integration und Bildung e.V. in Neustadt durchgeführt. Bei dem Verein handelt es sich um eine gemeinnützige Einrichtung zur Förderung der Integration von Migranten und besonders von Migrantenkindern. Hausaufgabenbetreuung, Sprachunterricht, Musikunterricht, Kunst und Tanz sind nur einige der Angebote, die Kinder aller Nationen kostenlos nutzen können, um so die schulischen Aufgaben und weiteren Herausforderungen in der neuen Heimat besser meistern zu können.
Gegenstand des Projekts ist die Erstellung einer deutschsprachigen Broschüre sowie eines Flyers über die Arbeit des Vereins (Sommersemester 2012) sowie die anschließende Übersetzung der beiden Texte in verschiedene Sprachen (Wintersemester 2012/13). Das Modul muss in diesen beiden Semestern vollständig abgeschlossen werden.
Für Kurs a und b gibt es zwei Möglichkeiten: entweder Belegung als reguläre Veranstaltung (Sommersemester 2012: Übung "Projektmanagement", Wintersemester 2012/13: Übersetzungsübung) oder freie Projektarbeit (Aufgaben bei der Projektorganisation oder - falls der Verein Bedarf hat - Arbeit mit dem Verein in Neustadt).
Bitte beachten Sie, dass es im WS 2012/13 nicht für alle A-Sprachen Übersetzungsübungen geben wird.
Wenn Sie Fragen zu Kurs a und b haben, wenden Sie sich bitte per E-Mail an die Modulbeauftragte Frau Neu (julian@uni-mainz.de), und setzen Sie ihre Vertreterin Frau Hagemann ins CC ([email]hagemann@uni-mainz.de[/email]).

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 17. Apr. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
2 Di, 24. Apr. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
3 Di, 8. Mai 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
4 Di, 15. Mai 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
5 Di, 22. Mai 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
6 Di, 29. Mai 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
7 Di, 5. Jun. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
8 Di, 12. Jun. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
9 Di, 19. Jun. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
10 Di, 26. Jun. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
11 Di, 3. Jul. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
12 Di, 10. Jul. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
13 Di, 17. Jul. 2012 16:20 17:50 01 348 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst
Veranstaltungseigene Prüfungen
Beschreibung Datum Lehrende/r Pflicht
1. Hausarbeit Di, 17. Jul. 2012 16:20-17:50 Dr. phil. Hans-Joachim Bopst Ja
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. phil. Hans-Joachim Bopst