Sem (BA) Demokratie, Politik und Führung

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Eckhard Mandrella

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Sem Demokratie

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 35

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Bereich: Politische Theorie.
Bedingungen zum Scheinerwerb (für alte Studiengänge):Referat im Seminar, Hausarbeit in der folgenden vorlesungsfreien Zeit.
Studienleistung für neue Studiengänge: Referat im Seminar. Hausarbeit in der folgenden vorlesungsfreien Zeit

Inhalt:
1. Folgt man der „reinen“ Lehre, dann ist Demokratie die Selbstorganisation derer, die sich als Freie und Gleiche gemeinsame Form geben und in gemeinsamer Ordnung halten – kein Raum für Führer, kein Bedarf an Führung, wo es doch letztlich die gemeinsam abgemachten allgemeinen Gesetze sind, die herrschen.
2. Freilich gemeinsame Entscheidungen und Haltungen sind kein Selbstlauf. Sie sind Ergebnis politischen Handelns im Kräftespiel widersprüchlichen personalen Wollens. Und dazu bedarf es der Kraft, in der Fülle möglicher und von einander abweichender Bewegungsrichtungen eine Spur zu suchen, diese gegenüber konkurrierenden Lagedefinitionen, Optionen und Intentionen festzulegen und dann auch durchzuhalten: Der Handlungs- und Entscheidungszwang solcher Situationen gebiert und fordert Führung.
3. Führung verlangt Macht, sie schafft Macht, sie ist aktualisierte Macht. Vor allem ist sie Wille zur Macht und darin in hohem Maße personale Leistung, was bedeutet: Politisches Handeln ist das Wirksam-Werden konkreter Subjekte bzw. Gruppen, in dem sich ein sehr ausgeprägtes besonderes Wollen Ausdruck zu schaffen sucht – mit dem Ziel, sich maßgeblich für die Anderen, d.h. für eine umgrenzte Allgemeinheit zu machen.
4. Macht und Wille nun sind knappe und gefährdete „Güter“. Sie müssen besorgt und gepflegt werden – Kraftressourcen personalen Handelns, die stets neu aufzuladen unabdingbar ist. Im Feld personenabhängiger und personenbezogener Wirkungen bedeutet dies zu aller erst, die eigene Kraft um die Handlungsbereitschaft anderer zu vergrößern suchen. Die Fähigkeit dazu, d.h. die Fähigkeit, der eigenen Wirkabsichten wegen Gefolgschaft zu organisieren, zu instrumentalisieren und aufrecht zu halten, ist Führungskraft. Zu bewähren hat sie sich in einem Spannungsverhältnis von Zustimmungsbedarf, Verfügungsanspruch und mancherlei Anfechtungen.
5. Unvermeidbare Folge von Führungsnotwendigkeit und Führungswille ist eine gestaltungsoffene Asymmetrie im Interaktionsfeld der „Freien und Gleichen“, in dem sich einerseits das zwingende Interesse an der Stabilisierung selbigen Ungleichgewichts und andrerseits das Bestreben, dieses aufzubrechen, gegenseitig in Bewegung bringen bzw. halten – oft genug Belastung, nicht selten Zerreißprobe gemeinsamer Ordnung.
6. Wiewohl es in demokratisch verfaßten Systemen so ist, daß der Handlungswille an allgemeine Verfahrensnormen und Institutionen gebunden ist, so kann doch nicht übersehen werden, daß solche Regelungen nicht alles überwältigende Vorgaben, sondern Instrumente sind, die nicht von alleine spielen, sondern ihrer „Virtuosen“ bedürfen . offen für deren Gestaltungswillen. Wo aber dieser um Führung, d.h. um Wirksamkeit und Gestaltungsmöglichkeiten gegenüber widerständigem Willen zu kämpfen beginnt, kann auch in Demokratien, wenn nicht gerade alles, so doch allerlei zum Mittel werden – „gleichviel worauf diese Chance beruht“.
7. Wenn dies richtig gesehen ist, lassen sich viele Phänomene des demokratischen Betriebes, die nicht ohne Grund skandalisiert sind, in ihrer Logik besser verstehen: Netzwerkerei, Feudalisierung, Ämterpatronage, Filz, Schwarze Kassen, Intrigen, Ehrabschneidung Selbstinszenierung etc. – in all dem hat man, lange bevor man es als pathologisch definiert, die andere Seite eines Systems zu sehen, das für das Bemühen um Selbstvergrößerung der Akteure weit geöffnet ist, ja dessen geradezu bedarf. Erst wenn dies begriffen ist, wird deutlich, wie sehr eine demokratische Ordnung, die sich solch entstellender Logik NICHT ausliefern will, eine besondere, voraussetzungsreiche Leistung ist – und auch darin angewiesen auf die Führungs- und Überzeugungskraft von Personen oder Gruppen.
8. Aufgabe der Seminararbeit ist es, die angesprochenen Wirkzusammenhänge anschaulich und begreifbar zu machen.

Empfohlene Literatur:
Hans Herbert von Arnim: Das System. 2002
Gerd Langguth: Das Innenleben der Macht. 2001
Heinrich Popitz: Phämomne der Macht. 1996

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 27. Okt. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
2 Do, 3. Nov. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
3 Do, 10. Nov. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
4 Do, 17. Nov. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
5 Do, 24. Nov. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
6 Do, 1. Dez. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
7 Do, 8. Dez. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
8 Do, 15. Dez. 2011 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
9 Do, 12. Jan. 2012 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
10 Do, 19. Jan. 2012 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
11 Do, 26. Jan. 2012 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
12 Do, 2. Feb. 2012 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
13 Do, 9. Feb. 2012 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
14 Do, 16. Feb. 2012 16:15 17:45 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Eckhard Mandrella