Lehrende/r: Jochen Kesselring; Dr. rer. nat. Thomas Lemster; Univ. Prof. Dr. Tanja Schirmeister
Veranstaltungsart:
Praktikum
Anzeige im Stundenplan:
Arzneistoffanalytik
Semesterwochenstunden:
8
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | -
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Voraussetzung:
Die Erstzulassung zum ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung darf nicht länger als ein halbes Jahr zurückliegen.
Hinweise zum Arzneistoffdossier unter
http://www.pharmazie.uni-mainz.de/Dateien/Arzneistoffdossier.pdf
Inhalt:
Ziel des genannten Praktikums ist es, die Qualität von Arznei- und Hilfsstoffen zu beurteilen. Hierzu ist es erforderlich, die vom Ph. Eur., DAB, DAC und anderen wichtigen Arzneibüchern vorgeschriebenen Untersuchungsmethoden zu beherrschen sowie sie korrekt durchzuführen und die erhaltenen Resultate kritisch zu beurteilen. Ferner soll die Fähigkeit erlernt werden, analytische Verfahren, Methoden der Gehaltsbestimmung, Fragen zur Stabilität und zur chemischen Reaktivität von Arznei- und Hilfsstoffen anhand der strukturellen Merkmale zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
1. Praktikum
Laboröffnungszeiten:
Mo 12.00 - 18.00 Uhr
Di 10.00 - 16.00 Uhr
Do 10.00 - 16.00 Uhr
Fr 10.00 - 14.00 Uhr
1.1 Gehaltsbestimmungen
alkoholische Iodlösung (DAB 10, iodometrische Bestimmung von Iod/Iodid; mit Ethanol 70% auffüllen)
Bei der Titration ist nur eine Ansage möglich, d.h. die Wiederholung einer Analyse ist nicht zulässig. Fehlergrenze: +/- 3%.
Bestellung: in einem 100 ml Messkolben
1.2 Monographien
Bei folgenden Arzneistoffen (1.3.1 – 1.3.20) sind die genannten Reinheitsprüfungen sowie eine Gehaltsbestimmung als Arzneibuchmonographie durchzuführen. Jeder Studierende hat 7 Arzneistoffe aus der aufgeführten Liste (1-20) zu bearbeiten, welche nach dem Zufallsprinzip ausge-geben werden. Es können maximal
- 2 Analysen gleichzeitig bearbeitet werden, wenn keine potentiometrische Bestimmung durchgeführt werden muss
- 3 Analysen gleichzeitig bearbeitet werden, wenn eine potentiometrische Bestimmung durchgeführt werden muss
Die Bearbeitung kann erst nach erfolgreichem Abschluss der Analyse 1.1 erfolgen.
Bestellung: Becherglas mit Etikett
Bei falscher Ansage einer oder mehrerer Reinheitskriterien oder des Gehaltes ist eine Korrek-turmöglichkeit gegeben
Fehlergrenze: +/- 3%
Angabe der Sulfatasche: Absolutwert in Gramm. Fehlergrenze +/- 5%
Sieben Monographien sind den Vorgaben entsprechend zu bearbeiten:
- 2 photometrische Bestimmungen
- 2 potentiometrische Bestimmungen
- 3 Bestimmungen mit Farbindikatoren
Die zu bearbeitenden Monographien werden aus folgenden Arzneistoffstoffen ausgewählt:
1. Acetylsalicylsäure
2. alpha-Aminocapronsäure
3. Ascorbinsäure
4. Carbamazepin
5. Chloralhydrat
6. Diclofenac-Natrium
7. Isoniazid
8. Menadion
9. Metoclopramid-Hydrochlorid-Monohydrat
10. Metronidazol
11. Nitrofurantoin
12. Papaverin-Hydrochlorid
13. Phenytoin
14. Probenecid
15. Promethazin-Hydrochlorid
16. Riboflavin
17. Sorbitol
18. Testosteronpropionat
19. Thiaminchlorid-Hydrochlorid
20. Theophyllin
1. ACETYLSALICYLSÄURE (Ph. Eur 97)
Einwaage: 1 - 1,5 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: mit HCl nach Hydrolyse mit NaOH (Phenolphthalein)
- Salicylsäure
- verwandte Substanzen
- Schwermetalle: Grenzprüfung B
2. alpha-AMINOCAPRONSÄURE
Einwaage: 0,3 - 0,4 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: Perchlorsäure
- Ninhydrin-nachweisbare Substanzen
- Schwermetalle: Grenzprüfung A
- Trocknungsverlust
3. ASCORBINSÄURE
Einwaage: 0,2 - 0,25 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: iodometrisch
- spezifische Drehung
- Oxalsäure
- Schwermetalle: Grenzprüfung A
4. CARBAMAZEPIN (Ph. Eur 97)
Einwaage: 0,6 - 0,7 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: photometrisch (285 nm) - verw. Substanzen
- Schwermetalle: Grenzprüfung C
- sauer / alkalisch reagierende Substanzen
5. CHLORALHYDRAT
Einwaage: 6 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: acidimetrisch + Mohr-Titration - Chloralalkoholat
- Schwermetalle: Grenzprüfung A; Blei(II)-Nitrat - Chlorid: NaCl
6. DICLOFENAC–NATRIUM
Einwaage: 0,5 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: Perchlorsäure potentiometrisch
- Aussehen: Absorption bei 440 nm
- Schwermetalle: Grenzprüfung C
- Trocknungsverlust
7. ISONIAZID
Einwaage: 0,3 - 0,35 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: bromometrisch (Methylrot)
- Sulfatasche
8. MENADION
Einwaage: 0,3 - 0,35 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: cerimetrisch nach Reduktion
- verw. Substanzen: Dimethylnaphthalin
(Reinsubstanz und Verunreinigung sind mit aufzutragen;
FM: Cyclohexan+ Aceton 70:30)
- Sulfatasche
9. METOCLOPRAMID-Hydrochlorid-Monohydrat
Einwaage: 0,5 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: HCl / EtOH, + NaOH potentiometrisch
- Schwermetalle: Grenzprüfung A
- Aussehen
- Sulfatasche
10. METRONIDAZOL
Einwaage: 0,4 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: Perchlorsäure potentiometrisch
- Schwermetalle: Grenzprüfung C
- Trocknungsverlust
11. NITROFURANTOIN
Einwaage: 0,2 - 0,25 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: photometrisch (367 nm)
- Verwandte Substanzen (FM: Acetonitril)
- Trocknungsverlust
12. PAPAVERIN-Hydrochlorid (EAB 4.0) Einwaage: 0,7 - 0,9 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: HCl / EtOH, + NaOH potentiometrisch
- Verhalten gegen Schwefelsäure: 100 mg Einwaage, + 1 Tr. Wasser, 1h Stehenlassen
- fremde Alkaloide
13. PHENYTOIN (DAB 9)
Einwaage: 0,25 - 0,35 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: acidimetrisch mit TBAH (Thymolphthalein)
- sauer / alkalisch reagierende Substanzen
- verwandte Substanzen
- Chlorid
- Sulfat
- Schwermetalle: Grenzprüfung A
14. PROBENECID
Einwaage: 0,5 - 0,6 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: mit NaOH in Ethanol potentiometrisch
- Aussehen: gegen Farbvergleichslösung G6
- sauer reagierende Substanzen
- Schwermetalle: Grenzprüfung C
15. PROMETHAZIN-Hydrochlorid
Einwaage: 0,6 - 0,8 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: mit NaOH in Ethanol potentiometrisch
- verwandte Substanzen
- Trocknungsverlust
16. RIBOFLAVIN (Ph. Eur 2002)
Einwaage: 0,4 - 0,55 g
durchzuführende Prüfungen:
- Gehalt: photometrisch
- sauer / alkalisch reagierende Substanzen
- Trocknungsverlust
17. SORBITOL (Ph. Eur 97)
Einwaage: 60 mg
durchzuführende Prüfungen: unmittelbar in Erlenmeyerkolben + ca. 10 ml H2O
- Gehalt: Malaprade-Titration
- sauer / alkalisch reagierende Substanzen
- Chlorid
- Sulfat
- reduzierende Zucker
18. TESTOSTERONPROPIONAT (EAB 4.0) Einwaage: 0,05 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: photometrisch (241 nm)
- verw. Substanzen
- spezif. Drehung
19. THEOPHYLLIN (EAB 4.0) Einwaage: 0,4 - 0,5 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: mit NaOH in Wasser/AgNO3
- sauer reagierende Substanzen
- verwandte Substanzen
- Sulfatasche
20. THIAMINCHLORID-Hydrochlorid (Ph. Eur. 97 )
Einwaage:
0,3 - 0,35 g
durchzuführende
Prüfungen:
- Gehalt: zunächst in 20 ml HCOOH und 150 ml HAc 30 min rühren
lassen, erst dann und 15 ml Hg(II)Acetat; mit HClO4 potentiometrisch
- Nitrat
- Sulfat
- Schwermetalle: Grenzprüfung A
- Aussehen: Farbvergleichslösung G7 oder GG7
2. Arzneistoffdossier
Die Studierenden haben in Zweier- oder Dreiergruppen ein vollständiges Arzneistoffdossier zu erstellen. Der Arzneistoff ist durch folgende Eigenschaften zu charakterisieren:
• Konfigurationsformel • IUPAC-Name • Freiname
• Handelsname • Hersteller
• Jahr des Erstpatents • Patentnummer • CAS-Nummer
• physikalische Konstanten (FP, KP, Mr) • Stereozentren und Chiralitätsbeschreibung
• Analytik (nasschemisch, instrumentell)
• Synthese • pharmakologisches Wirkprofil/Wirkmechanismus
• toxikologische Daten (LD50 mg/kg, Applikationsart, Tierart)
• Ergänzendes • Literaturverzeichnis
Letzter Abgabetermin: 2. Dez. 2011 10.00 Uhr
3. Theoretischer Teil
Alle 20 unter 1.2 aufgeführte Arzneistoffe sind in folgender Hinsicht zu bearbeiten:
- Prüfung auf Identität (Spektroskopie, wichtige Farbreaktionen, Acididät, Basizität)
- Prüfung auf Reinheit (Stäbilitätsfragen, Hydrolyseprodukte)
- Gehaltsbestimmung (Theorie der vorgeschriebenen Titration und Diskussion von Alternativmethoden)
- Stabilität (Verhalten gegenüber Säuren, Basen, photochemisches und thermisches Verhalten)
Empfohlene Literatur:
- Europäisches Arzneibuch
- Deutsches Arzneibuch + Kommentar
- Eger, Troschütz, Roth: "Arzneistoffanalyse"
- Vorlesung "Arzneibuchmethoden unter Einbeziehung der organischen Analytik"
Zusätzliche Informationen:
4. Leistungsnachweis
Am Ende des Semesters findet eine Abschlußklausur statt, die aus 15 Fragen besteht und in-nerhalb von 1,5 Stunden bearbeitet werden muss. Es besteht eine Wiederholungsmöglichkeit pro Semester. Die Klausur gilt als bestanden, wenn mehr als 50% der möglichen Maximalpunkt-zahl erreicht werden. Voraussetzung für die Teilnahme ist der erfolgreiche Abschluß des Prakti-kums. Die für die Klausur relevanten Stoffinhalte setzen sich zusammen aus
• der theoretischen Bearbeitung aller Arznei- und Hilfsstoffe des Praktikums
(Reaktivität, Stabilität, Identitäts- und Reinheitsprüfungen, Gehaltsbestimmungen;
IR- und NMR-Spektren)
• der theoretischen Bearbeitung folgender Therapieklassen
(Reaktivität, Stabilität, Identitäts- und Reinheitsprüfungen, Gehaltsbestimmungen;
IR- und NMR-Spektren)
► Antibiotika (Tetracycline, Aminoglykoside, Beta-Lactam-Antibiotika)
► Analgetika
► Benzodiazepine
Die im Folgenden aufgeführten Punkte sollen lediglich Orientierungshilfen bieten; es handelt sich hierbei um keine stoffliche Abgrenzung!
1. ANTIBIOTIKA
1.1 BETA-LACTAM-ANTIBIOTIKA
1.1.1 PENICILLINE
Grundgerüst Penam / 6-Aminopenicillansäure, bicyclische Dipeptid-Struktur
Benzylpenicillin, Amoxicillin Ringspannung, Stereochemie, Säure- und Betalactamase-Stabilität
1.1.2. CEPHALOSPORINE
Grundgerüst Cephem / 7-Aminocephalosporansäure; u.a. Cephaclor; Stereochemie
1.1.3 OXAPENAME
Clavulansäure
1.1.4 CARBAPENEME
Thienamycin
1.1.5 CARBACEPHEM
Loracarbef
1.1.6 MONOBACTAME
Aztreonam
1.2 AMINOGLYKOSID-ANTIBIOTIKA
Streptomycin, Kanamycin A, Neomycin
1.3. TETRACYCLINE
Grundstruktur; u.a. Doxycyclin
1.4 CHLORAMPHENICOL
2. ANALGETIKA
Nichtsteroidale Antirheumatika und Analgetika
(Derivate der Salicylsäure, Anthranilsäure, Phenylessigsäure, Arylpropionsäure; Oxicame, Coxibe, Pyrazolidindione; Pyrazolinone, Anilin-Derivate
Opioid-Rezeptor-Liganden (Methadon, Morphin, Pethidin, Tilidin, Tramadol)
3. BENZODIAZEPINE
u.a. Chlordiazepoxid, Diazepam, Oxazepam, Flunitrazepam, Bromazepam
Voraussetzung zur Teilnahme an der Abschlußklausur ist der erfolgreiche Abschluss des Praktikums „Arzneistoffanalytik unter besonderer Berücksichtigung der Arzneibücher (Qualitätskontrolle und -sicherung bei Arzneistoffen“
Der Schein wird erteilt, wenn der praktische Teil, das Arzneistoffdossier und die Abschlussklausur erfolgreich absolviert wurden.
Studierende, welche die Veranstaltung nicht bis spätestens zu Beginn der Vorlesungszeit des übernächsten Semesters abgeschlossen haben, müssen zur Erlangung einer erneuten Teilnahmeberechtigung an der Abschlußklausur während des nächsten, regulären Praktikumsbetriebes den gesamten praktischen Teil sowie das Arzneistoffdossier wiederholen.
Ein Laborplatz kann nicht garantiert werden; dieser ist - u.a. aus Gründen der Arbeitssicherheit - abhängig von der Anzahl regulär Studierender.
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