05.067.111 MNDL/EUL-3: Brevitas: Kürze in Rhetorik und Poetik

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Maren Jäger

Veranstaltungsart: Seminar/Hauptseminar

Anzeige im Stundenplan: MNDL/EUL-3: Brevitas

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 38

Anmeldegruppe: MNDL

Prioritätsschema: Priorisierung
Senatsrichtlinie:
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Über die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende höherer Fachsemester (4. bis 6. Semester) bevorzugt berücksichtigt.

Kontingentschema: MNDL

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Essentielle Voraussetzung ist die Bereitschaft zur intensiven Lektüre langer, auch fremdartig anmutender und schwieriger Texte (vor allem aus Antike und Früher Neuzeit).

Zur Veranstaltung wurde ein ReaderPlus eingerichtet. Die Veranstaltungsnummer ist die 10622, das Zugangspaßwort lautet brevitas

Inhalt:
SMS und eMail, Chat und Twitter – diese und ähnliche mediale Massenphänomene haben einen Modus der Korrespondenz hervorgebracht, der aus Gründen der Zeit- und Zeichen-Ökonomie die Kürze als oberste ‚virtus dicendi‘ setzt. Emoticons und eine mehr oder minder kreative Abkürzungskultur (von ‚LG‘ über ‚BBM‘ bis ‚HDGDL‘) sind einige Symptome dieser Maxime.
Das Seminar versucht der Kürze von der Antike bis in die Kommunikationsmechanismen der Gegenwart nachzuspüren. Von Platons Wendung von der ‚lakonischen Kürze‘ fällt unser Blick – wie so oft – in die Rhetorik, u.a. zu Quintilian, der in seiner Institutio Oratoriae erklärt: „Brevitatem in hoc ponimus, non ut minus, sed ne plus dicatur quam oporteat.” („Wir aber nehmen Kürze in dem Sinn: nicht, daß weniger, sondern daß nicht mehr gesagt wird als nötig.”) Zu viel zu sagen führt schließlich beim Zuhörer zu Langeweile, taedium und fastidium – und manche Mitteln des ornatus tragen den Stempel der Kürze: etwa Asyndeton und Ellipse. Gleichzeitig gilt es jedoch, gerade so viel zu sagen, daß Unverständlichkeit vermieden wird.
Seit dem Mittelalter ist brevitas im Hinblick auf Briefsteller (ars dictaminis) und Poesie (ars poetriae), aber auch auf Predigtlehren (ars praedicandi) von Bedeutung – und im Sinne des sermo brevis ist Luthers Anweisung zu verstehen: „Tritt frisch auf, thu‘s Maul auf, hör bald auf.“ In der Renaissance wurde die Kürze nicht nur zur Sache der Theoretiker (z.B. Erasmus von Rotterdam), sondern auch der poetischen Praxis: In Shakespeares Hamlet sagt Polonius: „Therefore, since brevity is the soul of wit, / And tediousness the limbs and outward flourishes, / I will be brief.“ („Drum, weil des Witzes Seele Kürze ist, / Weitschweifigkeit sein Leib und äußrer Aufputz / faß ich mich kurz.“)
In den Poetiken des 16. und 17. Jhs. wird die ‚höfische Kürze‘ das Gegenmodell zur humanistischen Prunkrhetorik (z.B. bei Harsdoerffer); im 18. Jh. sind rhetorisch geschulte Theoretiker wie Winkelmann die maßgeblichen Verfechter der Kürze, und Hölderlin widmet ihr eine Ode – was nicht überrascht, wenn man bedenkt, daß die Konstitution der Lyrik als Gattung erheblich durch die Reflexion von brevitas in der Poetik begünstigt wurde.
Ziel des Seminars ist es nicht nur, Einsichten in die unterschiedlichsten Quellentexte zu gewinnen, sondern eine kurze Geschichte der Kürze zu skizzieren und den (rhetorischen, poetischen, ästhetischen, medialen, soziologischen...) Gründen für ihre unterschiedliche Bewertung auf die Spur zu kommen.

Empfohlene Literatur:
Alle Quellentexte werden zu Semesterbeginn als für alle Teilnehmer obligatorische Lektüre im ReaderPlus bereitgestellt.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 27. Okt. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
2 Do, 3. Nov. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
3 Do, 10. Nov. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
4 Do, 17. Nov. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
5 Do, 24. Nov. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
6 Do, 1. Dez. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
7 Do, 8. Dez. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
8 Do, 15. Dez. 2011 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
9 Do, 12. Jan. 2012 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
10 Do, 19. Jan. 2012 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
11 Do, 26. Jan. 2012 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
12 Do, 2. Feb. 2012 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
13 Do, 9. Feb. 2012 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
14 Do, 16. Feb. 2012 12:15 13:45 02 425 P203 Dr. Maren Jäger
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. Maren Jäger