05.127.190 (HS) Abstraktion und Idealisierung. Zur Rolle von Modellen in den Wissenschaften (Blockseminar, 1. März 2012 bis 3. März 2012)

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Tobias Müller

Veranstaltungsart: Hauptseminar

Anzeige im Stundenplan: HS Modelle

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 1 | 35

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Das Seminar findet vom 1. bis zum 3. März 2012 im Raum P 207 statt.
Die Vorbesprechung findet am 19. Januar 2012, von 18 bis 20 Uhr im Raum P 201 statt.

Inhalt:
Die modernen Naturwissenschaften haben in den letzten hundert Jahren enorme Erfolge verbuchen können. Wissenschaftsphilosophisch kommen dabei Fragen in den Blick, welche die Bedingungen für ein erfolgreiches wissenschaftliches Vorgehen betreffen: Wie kommen die wissenschaftlichen Theorien zu ihrer Gültigkeit? Welche Mittel werden eingesetzt, um die konkreten empirischen Phänomene wissenschaftlich beschreibbar zu machen? Unter welchen Bedingungen können Naturgesetze abgeleitet werden?

In der Wissenschaftstheorie gerät die Verwendung von Modellen immer mehr in den Blickpunkt, da die Anwendung von abstrakten Theorien auf konkrete Phänomene in der wissenschaftlichen Praxis meist mit Modellen verbunden ist. Wie man auch immer das Verhältnis von Modell und Theorie genauer bestimmen mag, einig sind sich die Modelltheoretiker jedenfalls darin, dass das Modell näher an der Wirklichkeit ist als die Theorie, die in diesem Sinne im Abstraktionsprozess auf einer abstrakteren Stufe steht. Zahlreiche Fallstudien haben belegt, dass Modelle nicht nur heuristischen Wert haben, sondern dass ihnen eine notwendige erkenntnistheoretische Funktion zukommt. Dies bedeutet aber, dass für naturwissenschaftliche Beschreibung die Struktur des Modells eine wichtige Rolle spielt, denn von ihr hängt ab, was und in welcher Art und Weise etwas von der empirischen Welt erfasst wird. Unter einem Modell versteht man eine Interpretation eines empirischen Phänomens, das den intellektuellen Zugang zu diesem Phänomen z.B. durch Analogisieren, Idealisierung und Vereinfachung erleichtert. Gerade im Kontext der Eruierung von Naturgesetzen hat sich die Modelltheorie als besonders fruchtbar erwiesen, da in ihr die idealisierenden Bedingungen der Experimentalsituation bedacht werden können.

Interessant dabei ist, dass wissenschaftliche Modelle im Vergleich mit der ihnen zugeordneten Theorie oft mit Zusatzannehmen arbeiten und dass in manchen Wissenschaftszweigen auch einander widersprechende Modelle erfolgreich eingesetzt werden.
Die modelltheoretische Analyse trägt also dazu bei, die Herangehensweise der empirischen Wissenschaften besser zu verstehen und so auch den Status der naturwissenschaftlichen Vorgehensweise besser einschätzen zu können.

Im Seminar sollen zentrale Texte der aktuellen Modelltheorie gelesen werden.

Empfohlene Literatur:
Bailer-Jones, D. M. (2002): „Naturwissenschatliche Modelle: Von Epistemologie zu Ontologie“, in: A. Beckermann und C. Nimtz (Hrsg.), Argument und Analyse – Sektionsvorträge, GAP4 e-Proceedings http://www.gap-im-netz.de/gap4Konf/Proceedings4/Proc.htm, Paderborn.

Bailer-Jones, D. (2009): Scientific Models in Philosophy of Science, Pittsburgh.

Cartwright, N. (1983): How the Laws of Physics Lie, Oxford.

Cartwright, N. (1999): The Dappled World: A Study of the Boundaries of Science, Cambridge.

Hüttemann, A. (1997): Idealisierungen und das Ziel der Physik. Eine Untersuchung zum Realismus, Empirismus und Konstruktivismus in der Wissenschaftstheorie, Berlin.

Morgan, M., / Morrison M. (Hrsg.) (1999): Models as Mediators, Cambridge.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
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Dr. Tobias Müller