Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Oksana Bulgakowa; Dr. Roman Mauer
Veranstaltungsart:
Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan:
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 30
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Voraussetzung sind Neugier, rege Teilnahme an den Diskussionen und das Einbringen eigener Impulse in Referaten sowie die gewissenhafte Vorbereitung der zu behandelnden Filme und im ReaderPlus hinterlegten Aufsätze.
Erweitert wird das Seminar durch Gastvorträge von internationalen Spezialisten, die am Dienstag Abend stattfinden.
Inhalt:
Oft nähern wir uns dem Film mit analytischen Methoden, die für Werke von Literatur, Bildender Kunst oder Theater und für Phänomene der Sprache, Psyche und Gesellschaft ausgearbeitet wurden. Hermeneutik, Psychoanalyse, Semiotik, Strukturalismus, Cultural Studies, Genre Studies, Soziologie (u.a.) haben der Filmwissenschaft Impulse geliefert und sie mit theoretischen Modellen ausgestattet.
Früh aber gab es schon Versuche, den Film über das Medium selbst zu erforschen, in der Konzentration auf formale Eigenheiten (im Experimentalfilm des New American Cinema) oder den Bildvergleich (Jean Douchet, Martin Scorsese, Jean Luc Godard), und den Schneidetisch als Werkbank der Analyse zu begreifen (Harun Farocki). Solche Arbeiten reagierten jeweils auch auf Veränderungen, die durch die technische Entwicklung des Bildträgers (von Film über Video zu DVD) entstanden sind.
Mit dem Computer, dem Internet und der Digitalisierung sind eine Vielzahl anderer Möglichkeiten hinzugekommen, deren Potential für die filmwissenschaftliche Forschung bislang noch nicht absehbar ist. Es gibt erste Ansätze: Die von Barry Salt entwickelte Analyse von Filmstilen auf der Basis statistischer Erfassung wird von der Internet-Plattform "Cinemetrics" von Yuri Tsivian aufgegriffen und mit der Interaktion des Web 2.0 verknüpft. Das Projekt "Digitaler Formalismus" der Universität Wien sucht nach Tools zur computergestützten Analyse der ästhetischen Formen von Filmen (mit dem Fokus auf Dziga Vertov). Aber auch die textkritischen DVD-Editionen mit ihren paratextuellen Erweiterungen durch eine Fülle an Quellen und Kommentierungen sowie die themenbezogenen Online-Plattformen mit ihrem Ziel der Wissensgenerierung und der Materialzentrierung stellen eine neue Dimension dar.
Das Hauptseminar setzt sich mit diesen Entwicklungen auseinander. Zugleich wird diese Reflektion über die Möglichkeiten digitaler und webbasierter Methoden der Filmforschung verknüpft mit einem Ausblick auf zukünftige Technologien des Films (Augmented Reality-Film, Holografischer Film & Wellenfeldsynthese, 3D-Kino, 360-Grad-Film), um nach Wechselwirkungen und sich abzeichnenden Utopien zu fragen.
Empfohlene Literatur:
Lev Manovich. The Language of New Media. Cambridge, Mass.: MIT Press 2001
Jean-Luc Godard, Youssef Ishaghpour: Archäologie des Kinos. Gedächtnis des Jahrhunderts, Berlin 2009.
Georges Didi-Huberman: Das Bild als Montage, das Bild als Lüge, in: Ders.: Bilder trotz allem, München 2007, S. 173-213.
Thomas Elsaesser: The New Film History as Media Archaeology, in: Cinémas : revue d'études cinématographiques, Volume 14, numéro 2-3, Printemps 2004, p. 75-117.
Eine ausführliche Liste mit Literaturempfehlungen wird in der ersten Sitzung ausgeteilt.
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