Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Winfried Eckel
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: Th. Sem. Interkult
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 40
Inhalt: Bilder fremder Länder und Kulturen verraten nicht nur etwas über die Fremde, sondern enthalten mehr oder weniger explizit immer auch eine Selbstbeschreibung desjenigen, der diese Bilder entwirft. Sie sind Ausdruck von Wertungen, Interessen, Ängsten, Sehnsüchten, Vorurteilen usw. So hat der palästinensisch-amerikanische Literaturwissenschaftler Edward Said in seinem kontrovers aufgenommenen Buch "Orientalism" (1978) die These vertreten, dass die westlichen Bilder des Orients vor allem der diskursiven Zurichtung des fremden Kulturraums zum Zweck seiner Beherrschung und der Festschreibung eines überlegenen Selbstbildes des Okzidents gedient haben. Sie seien von der Geschichte des europäischen Kolonialismus und Imperialismus nicht zu trennen. Das Seminar möchte eine Einführung in das von Said mit begründete Forschungsparadigma der postkolonialen Studien geben und seine Orientalismus-These unter Berücksichtigung neuerer Forschungsergebnisse noch einmal kritisch diskutieren. An ausgewählten Beispielen soll zum einen untersucht werden, inwieweit die Literatur mit ihren Orientimaginationen an der von Said konstatierten kolonialistischen "Orientalisierung des Orients" beteiligt war, zum anderen, inwieweit sie dieser Zurichtung womöglich auch zuwider arbeitet, kolonialistische Imaginationen unterläuft oder kritisch reflektiert. Zur Diskussion stehen Texte von Byron ("Child Harold’s Pilgrimage"), Goethe ("West-östlicher Divan"), Nerval ("Voyage en Orient"), Flaubert ("Salammbô"), George ("Algabal"), Mirbeau ("Le Jardin des supplices"), Lasker-Schüler ("Der Malik"), Canetti ("Die Stimmen von Marrakesch") u.a.
Empfohlene Literatur: Zur Einführung: Andrea Polaschegg: Der andere Orientalismus. Regeln deutsch-morgenländischer Imagination im 19. Jahrhundert, Berlin, New York 2005; Michael Bernsen/ Martin Neumann (Hg.): Die französische Literatur des 19. Jahrhunderts und der Orientalismus, Tübingen 2006; Charis Goer/ Michael Hofmann (Hg.): Der Deutschen Morgenland. Bilder des Orients in der deutschen Literatur und Kultur von 1770 bis 1850, München 2007.