02.149.230 Seminar: Die Normierung der Schule

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Nils Lindenhayn

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: S Bildungssoziol.

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 4,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die Veranstaltung findet als Blockseminar an den Samstagen 10., 17. und 24. Januar 2012, jeweils von 10 bis 18 Uhr statt. Zusätzlich gibt es ein obligatorisches Vorbereitungstreffen am Donnerstag, den 17. November.

Inhalt:
Ein Schulheft ist 210 mal 297 Millimeter groß; eine Unterrichtsstunde hat 45 Minuten; Bildungsstandards legen fest, was es zu lernen gilt; Gesetze regeln, ob Lehrer Dialekt sprechen und mit welchen Accessoires sie sich schmücken dürfen. Wie nahezu alle Bereiche moderner Gesellschaften ist auch das Feld der Bildung hochgradig normiert: verbindlich festgeschriebene Regeln bestimmen seine institutionelle Ausgestaltung, seine materielle Ordnung und die Interaktion der Akteure untereinander.

Doch auch jenseits externer Verordnungen kann die Schule als Raum mit eigenen sozialen Normen und Normalitätskonzepten gelten. In mikrosoziologischer Sicht scheint sie geprägt von Routinen und Ritualen, die selten schriftlich fixiert, nicht immer sprachlich zugänglich, aber oftmals wandelbar sind und von den Beteiligten immer wieder neu ausgelegt werden. Sie bestimmen das turn-taking im Unterricht; sie regeln, wer wen wie anredet; sie legen fest, wer »dazugehört« und wer nicht.

Dass es daneben aber auch offiziell Aufgabe der Schule ist, zwischen Normalität und Abweichung zu unterscheiden, wird (nicht nur) im Bereich der Leistungsbewertung deutlich, welche mit der Schule in funktional differenzierten Gesellschaften untrennbar verknüpft ist. Indem sie ihre Schüler gleichbehandelt, also an denselben Normen misst, schreibt sie ihnen, mit Foucault, ihre Individualität als Grad der Abweichung von Ideal-, Mindest- oder Durchschnittserwartungen zu. Für Bourdieu verschleiert eben jene Gleichbehandlung, dass in der Schule die dominante Kultur immer schon als Norm gilt, an der sich Schüler mit ihrem mitgebrachten kulturellen Kapital zu messen haben.

Im Mittelpunkt des Seminars stehen somit drei Aspekte: (1) die Normiertheit der modernen Schule als »Veranstaltung des Staates«; (2) die sozialen Normen der Schule, ihre Reproduktion und Modifikation; (3) die Produktion von Normalität und Abweichung durch die Schule. Einführend thematisiert das Seminar die Begriffe der Norm, Normierung, Normalität und ihre theoretischen und methodologischen Schwierigkeiten. Ziel des Seminars ist es, unter Einbeziehung pädagogischer, kulturtheoretischer und sozialgeschichtlicher Perspektiven einen bildungs- und wissenssoziologischen Zugang zum Zusammenhang von Schule und Normen zu entwickeln.

Empfohlene Literatur:
Herbert Kalthoff/Helga Kelle (2000). »Pragmatik schulischer Ordnung: Zur Bedeutung von »Regeln« im Schulalltag«. Zeitschrift für Pädagogik 46.5. 691-710.

Thomas Loer (2008). »Normen und Normalität«. In: Herbert Willems, Hg. (2008). Lehr(er)buch Soziologie. 2 Bände. Wiesbaden: VS. 165-84.

Elisabeth von Stechow (2004). Erziehung zur Normalität: Eine Geschichte der Ordnung und Normalisierung der Kindheit. Wiesbaden: VS.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 17. Nov. 2011 08:15 09:45 04 432 Seminarraum Nils Lindenhayn
2 Sa, 14. Jan. 2012 10:00 18:00 04 432 Seminarraum Nils Lindenhayn
3 Sa, 21. Jan. 2012 10:00 18:00 04 432 Seminarraum Nils Lindenhayn
4 Sa, 28. Jan. 2012 10:00 18:00 04 432 Seminarraum Nils Lindenhayn
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
Lehrende/r
Nils-Christian Lindenhayn