Lehrende/r: Jun.-Prof. Dr. Mirjam Schmuck
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
KLTF: Deutsch typolo
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 35
Anmeldegruppe: KLTF
Prioritätsschema: Priorisierung
Senatsrichtlinie: Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.
Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Über die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende höherer Fachsemester (6. Semester) bevorzugt berücksichtigt.
Kontingentschema: KLTF - HS
Inhalt:
Die Sprachtypologie als sprachwissenschaftliche Disziplin widmet sich dem Sprachvergleich. Im Unterschied zu anderen Klassifikationen, etwa nach genetischen oder areallinguistischen Aspekten, ist die Typologie systembezogen. Sie befasst sich vorrangig mit der Grammatik und klassifiziert Sprachen im Hinblick auf phonologische, morphologische und syntaktische Eigenschaften.
Während manche Sprachen (Arabisch) viel dem Kontext überlassen, verfährt das Deutsche eher nach dem Prinzip „doppelt genäht hält besser“, was sich beispielsweise in der Herausbildung von Hyperperiphrasen (Doppelperfekt) zeigt (davon hat sie mir gar nichts erzählt gehabt), aber auch in der Vorliebe für Partikelverben, und zwar auch in Fällen, wo dies gar nicht nötig wäre (abchecken, nachkontrollieren, aufoktroyieren). In der Lexik äußert sich die Neigung zur Explizitheit durch spezifische Ausdrücke wie aufsetzen (Hut), anziehen (Kleidung), umbinden (Gürtel) u.v.m., wo das Engl. bspw. nur put kennt.
Ein weiteres durchgängiges Prinzip ist die diskontinuierliche Markierung, etwa durch das Zirkumfix im Partizip II (ge...t), Klammerformen (da weiß ich nichts von) und Diskontinuität in der Flexion, wo sich die Bedeutung oft erst aus der Kombination verschiedener Marker entfaltet (der neuen Bücher → Genitiv Plural). Im Hinblick auf die Wortstellung gilt das Deutsche als syntax-typologischer Mischtyp, mit VO-Stellung im Hauptsatz, aber strenger OV-Folge im Nebensatz. Was die Morphologie betrifft, zeigen sich sowohl Tendenzen zur Analyse (Periphrasen), als auch zur Synthese (Stammflexion durch Ablaut und Umlaut). Synthetisch verfährt auch die Wortbildung, was sich insbesondere durch die starke Kompositionsneigung des Deutschen zeigt (vgl. der berühmte Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitäns¬witwen¬trost). Im Bereich der Phonologie ist die Entwicklung hin zu einer Wortakzentsprache entscheidend, d.h. es hat eine Reduktion der Nebensilben stattgefunden. In Silbensprachen, wozu z.B. das Spanische zählt, sind dagegen Haupt- und Nebensilben gleich strukturiert (vgl. dt. leben mit Schwa bzw. le:bn vs. span. beber ‘trinken’ [be:be:ɾ]) Auch gilt die bedeutungsunterscheidende Funktion der Vokallänge als typologisches Charakteristikum des Deutschen (kurzes [a] in Bann vs. langes [a:] in Bahn). Im Bereich der Graphematik kann zwischen tiefen vs. flachen Schriftsystemen unterschiede werden, das Deutsche besitzt ein tiefes Schriftsystem.
Im Seminar wollen wir zentrale typologische Charakteristika des Deutschen herausarbeiten. Dabei sollen Wendepunkten in der historischen Entwicklung vom Althochdeutschen zum Neuhochdeutschen aufgespürt und wesentliche Einflussfaktoren ergründet werden.
Empfohlene Literatur:
Lang, Ewald/Zifonun, Gisela (Hrsg.) (1996), Deutsch – typologisch. (= Institut für Deutsche Sprache, Jahrbuch 1995). Berlin/New York: De Gruyter
Roelcke Thorsten (1997): Sprachtypologie des Deutschen: historische, regionale und funktionale Variation. Berlin/New York: De Gruyter
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