Sem Rasse, Staat und völkische Gemeinschaft. Der Nationalsozialismus als Weltanschauung

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Eckhard Mandrella

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Sem NS

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 40

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Bereich: Politische Theorie.
Bedingungen zum Scheinerwerb (nur alte Studiengänge): Kurzreferat im Seminar, Hausarbeit in der folgenden vorlesungsfreien Zeit.

Inhalt:
1. Es hat seinen guten Grund, beim Nachdenken über den Nationalsozialismus die verheerenden Bilanzen in den Mittelpunkt zu stellen. Doch dies erspart es nicht, sich darauf einzulassen, daß der Nationalsozialismus nicht nur politische Aktion war, sondern auch den konzentrierten Anspruch erhob, individueller und kollektiver Lebensbewältigung plausible Beobachtungen, tragfähige Begriffe und zustimmungsfähige Perspektiven anzubieten. In dem Entwurf eines Bildes von Welt als umfassendem Zusammenhang, in welchem der Mensch eine von der Ordnung der Natur vorgegebene Bestimmung habe, der gerecht zu werden not-wendige Aufgabe sei, war er Weltanschauung und verstand sich auch so.
2. Gebündelt und entfaltet findet sich das Konzept in Hitlers 'Mein Kampf': Die Geschichte der Menschheit als Prozeß, in dem die Natur die ständige Höherentwicklung der Menschheit wolle, mit 'eiserner Logik' betreibe und der doch vom Ausgreifen des rassisch Minderwertigen gefährdet sei. Daß diesem Zerfallsprozeß kein Raum gegeben werde, darin sah die nationalsozialistische Bewegung ihren weltgeschichtlichen Auftrag, und das hieß zuallererst, dafür Sorge zu tragen, daß das von der Natur mit Besonderheit ausgestattete Volk sich als völkische Gemeinschaft in Geschlossenheit und rassicher Reinheit organisieren und in Kampfbereitschaft bestehen könne. Bei dieser Aufgabe zu versagen sei Sünde an der Natur, und im geistigen oder im tätigen Ringen um das Verständnis der Zeit müde zu werden, bedeute, der Natur in den Rücken zu fallen.
3. Diese Weltsicht konnte mehr werden als literarischer Zeitvertreib eines Häftlings mit Sonderstatus, weil sie auf Gedankenfiguren, Überzeugungen, Wissensbestände, Gestimmtheiten, Ängste, Erwartungen etc. traf und zurückgreifen konnte, die im durchaus strittigen Prozeß gesellschaftlicher Selbstvergewisserung keine fremde Währung waren. So wird es Aufgabe des Seminars sein, zum einen die innere Logik jener Weltanschauung zu rekonstruieren, zum anderen aber frei zu legen, welcher Resonanzboden da angesprochen und zum Schwingen gebracht wurde. Erst in dieser Symbiose konnte der Nationalsozialismus zu einer Bewegung mit politischer Durchschlagskraft werden.
4. Darüber hinaus ist sehr grundsätzlich dem Verhältnis von Weltanschauung und Politik nachzugehen: Weltanschauung ist zunächst 'Welt als Idee', dann aber immer auch Wille, diese Idee in gemeinsamer Wirklichkeit zu realisieren. Diese Idee lebendig zu halten verlangt Kommunikation mit gesellschaftlichem Bewußtsein. Die Idee in Realität zu transformieren ist Aufgabe des Umgangs mit Gegebenheiten und Sachverhalten, deren Eigendynamik sich der Idee häufig genug widersetzt. In beidem aber ist die Idee auf die Bedingungen des Machterwerbs und Machterhalts verwiesen, so wie sie selbst zu diesbezüglicher Bedingung werden kann. Auf diesen Interaktionsebenen nun gerät Weltanschauung unter einen eigenartigen Druck: Aus 'Grundsatztreue' die Wirklichkeit zu verfehlen oder aus Realitätssinn die Idee zu 'verraten'. Dieses Spannungsverhältnis von Prinzipientreue und Situationsangemessenheit wird für jegliche Weltanschauung immer wieder zur 'Stunde der Wahrheit': Ihre programmatische Potenz entfesselt bisweilen Kräfte, die glauben, Berge versetzen zu können, und baut nicht selten eben darin die Mauern, an denen sie sich den Kopf einrennt.

Empfohlene Literatur:
Adolf Hitler: Mein Kampf. Darin: Volk und Rasse, I, 11;
Die nationalsozialistische Bewegung, II, 1,4,5
Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie, 1973, Darin: III 1 Die Vision
Ernst Topitsch: Erkenntnis und Illusion, 1988. Darin: Grundformen der Weltauffassung.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 28. Okt. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
2 Do, 4. Nov. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
3 Do, 11. Nov. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
4 Do, 18. Nov. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
5 Do, 25. Nov. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
6 Do, 2. Dez. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
7 Do, 9. Dez. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
8 Do, 16. Dez. 2010 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
9 Do, 13. Jan. 2011 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
10 Do, 20. Jan. 2011 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
11 Do, 27. Jan. 2011 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
12 Do, 3. Feb. 2011 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
13 Do, 10. Feb. 2011 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
14 Do, 17. Feb. 2011 14:30 16:00 05 432 Seminarraum Eckhard Mandrella
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Eckhard Mandrella