01.086.129 Geschichte der Kirche im Zeitalter von Reformation, Konfessionalisierung, Barock und Aufklärung

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier

Veranstaltungsart: Vorlesung

Anzeige im Stundenplan: Reformation

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die Vorlesung beginnt erst am Freitag, 23. April 2010!

Inhalt:
Spätmittelalter und Reformation haben etwas miteinander zu tun. Die Verhältnisbestimmungen beider Epochen hat der evangelische Reformationshistoriker Bernd Moeller in zwei Interpretationsmodellen einander gegenübergestellt: Auf der einen Seite die „Pulverfaßtheorie“, die das Spätmittelalter als Zeit permanenter Krise und des kirchlich-religiösen Verfalls zeichnet, in welcher dann der „Funke“ Luther genügte, um das angesammelte Potential religiöser Unzufriedenheit zur Explosion zu bringen. Auf der anderen Seite die Beobachtung, daß das „Volk am Vorabend der Reformation aufs Ganze gesehen ein kirchenfrommes, ein seine Unruhe zur Kirche tragendes Volk war“, sowie die Vermutung, daß Luther gerade deshalb ein so großes Echo fand, weil er in seiner Theologie von mittelalterlichen Denkmotiven und Fragen herkam, diese aber in einer Weise beantwortete, die auch inzwischen aufgekommene neuzeitliche Ansätze von Glauben und Frömmigkeit aufnahm und weiterführte. Die Vorlesung untersucht in ihrem ersten Kapitel den Verlauf der Reformation, beginnend mit dem Werdegang Martin Luthers über die kirchen- und religions-politischen Auseinandersetzungen der Zeit bis zum Augsburger Religionsfrieden von 1555.

Daß die Existenz von Christentum und Kirche im nachreformatorischen Europa zwischen 1555 und 1789 nicht mehr in derselben Weise selbstverständlich war wie zuvor, ist eine historische Tatsache. Das Trienter Konzil ist auf katholischer Seite ein Markstein der Konfessionalisierung, jenes langwierigen Prozesses, in dem Katholiken und Protestanten ein je eigenes kirchlich-bekenntnishaftes Selbstverständnis entwickelten und institutionalisierten. Die Erfahrung der Religionskriege schärfte das gesellschaftliche Bewußtsein für den Eigenwert säkularer Staatlichkeit, die durch rationale Gesetzgebung und Machtregulierung Räume religiöser Toleranz sichern kann.

Nach dem Ende der Religionskriege mit dem Westfälischen Frieden (1648) bildeten sich in der Barockkultur des 17. / 18. Jahrhunderts die pluriformen Identitäten des frühneuzeitlichen Europas, seiner Länder und Völker aus. Die Religiosität des einfachen Volkes, die sich mit der Dogmatik nicht immer deckte, gehört in dieses Panorama der damaligen Geisteswelt. Die barocke Frömmigkeit und Kirchlichkeit geriet im Zuge der Aufklärung in einen vielschichtigen Wandlungsprozeß. Das Stichwort „Aufklärung“ steht für fundamentale Anfragen an die Existenzberechtigung von Religion in einer zunehmend „entzauberten“ Welt, in der sich traditionell-christliche Bräuche und Erklärungsmuster in vielen Bereichen auf einmal als fortschrittsfeindlich oder überflüssig zu erweisen scheinen. Aufklärung steht aber auch für eindrucksvolle theologische und katechetische Reformbemühungen, die sich darum sorgten, daß das Christentum des einzelnen nicht in äußerem Ritenvollzug und „Autoritätsglauben“ steckenbleiben, sondern individuell verständig angeeignet und in eine bewußte ethische Lebensführung umgesetzt werden sollte.

Empfohlene Literatur:
Heribert Smolinsky, Kirchengeschichte der Neuzeit I: Leitfaden Theologie, Bd. 21 (Düsseldorf 1993). – Norbert Brox u. a. (Hrsg.), Die Geschichte des Christentums: Religion – Politik – Kultur, Bd. 7: Von der Reform zur Reformation (1450-1530), hrsg. v. Marc Venard u. Heribert Smolinsky (Freiburg / Basel / Wien 1995). – Dieselben (Hrsg.), Die Geschichte des Christentums: Religion – Politik – Kultur, Bd. 8: Die Zeit der Konfessionen (1530-1620/30), hrsg. v. Denselben (Freiburg / Basel / Wien 1992). – Dieselben (Hrsg.), Die Geschichte des Christentums: Religion – Politik – Kultur, Bd. 9: Das Zeitalter der Vernunft (1620/30-1750), hrsg. v. Albert Boesten-Stengel (Freiburg / Basel / Wien 1998). – Kaspar von Greyerz, Religion und Kultur. Europa 1500-1800 (Göttingen 2000). – Johannes Wallmann, Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation: UTB 1355 (Tübingen, 6. Aufl. 2006). – Thomas Kaufmann, Konfession und Kultur. Lutherischer Protestantismus in der zweiten Hälfte des Reformationsjahrhunderts (Tübingen 2006). – Philipp Hersche, Muße und Verschwendung. Europäische Gesellschaft und Kultur im Barockzeitalter, 2 Bde. (Freiburg/Basel/Wien 2006). – Harm Klueting, Das Konfessionelle Zeitalter. Europa zwischen Mittelalter und Moderne (Darmstadt 2007). – Andreas Holzem, Die frühe Neuzeit und der Umbruch ins 19. Jahrhundert (1550-1848): Studienbuch Christentum und Gesellschaft, Bd. 4 (Paderborn 2007). – Diarmaid MacCulloch, Die Reformation 1490-1700 (München 2008). – Volker Leppin, Das Zeitalter der Reformation. Eine Welt im Umbruch (Darmstadt 2009).

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Fr, 23. Apr. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
2 Fr, 30. Apr. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
3 Fr, 7. Mai 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
4 Fr, 14. Mai 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
5 Fr, 21. Mai 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
6 Fr, 28. Mai 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
7 Fr, 4. Jun. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
8 Fr, 11. Jun. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
9 Fr, 18. Jun. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
10 Fr, 25. Jun. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
11 Fr, 2. Jul. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
12 Fr, 9. Jul. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
13 Fr, 16. Jul. 2010 10:15 12:00 01 705 HS 15 Univ.-Prof. Dr. Johannes Meier
Übersicht der Kurstermine
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