Lehrende/r: Dr. Andreas Keller
Veranstaltungsart: Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan: HS: Die Novelle
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 50
Anmeldegruppe: NdL 2
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt: Die Novelle ist eine relativ kurze Form mit einer sehr langen Geschichte: ihre Anfänge liegen bereits in der italienischen Renaissance des 14. Jahrhunderts. Obwohl eine exakte Definition dieser über verschiedene literaturgeschichtliche Räume und Epochen hinweg ständig variierten und modifizierten Gattung entsprechend schwierig ist, deutet der aus dem Rechtswesen entlehnte Begriff bereits auf ein konstitutives Merkmal: es geht um die Neuigkeit, genauer um eine kleine Neuigkeit (novella), von Goethe später wirkungsvoll als unerhörte Begebenheit präzisiert. Ihre Kürze und relative Schlichtheit, der vermittelnde Gesprächston, der fokussierende Ausschnittcharakter und ihre Organisation um einen auffallenden Wendepunkt bzw. um ein für das Ganze stehendes Dingsymbol (der Falke bei Boccaccio) treten als weitere Kennzeichen der Novelle hinzu, ohne daß es sich hierbei um zwingende Komponenten handeln würde. Die Novelle kann von ernsten Begebenheiten mit tragischer Katastrophe bis zur bloßen Posse alle Töne durchlaufen, aber immer soll sie in der wirklichen Welt zu Hause sein, so der romantische Literarhistoriker August Wilhelm Schlegel. Sie kann dabei in eine Rahmenerzählung eingepaßt sein, mit gleichartigen Konstrukten einen Zyklus bilden oder auch als singuläres Werk erscheinen. Aus der reichen Überlieferung von über 500 Jahren greift das Seminar prominente und unbekanntere Vertreter der Gattungsgeschichte heraus und versucht dezidierte Einzelanalysen, die dann auch in einen größeren historischen Kontext gestellt werden sollen. Es gilt jeweils die situationsgeprägte Sonderformulierung im Spannungsverhältnis mit einer weit ausgreifenden Traditionsbildung zu untersuchen. Damit kommen nicht nur erzähltheoretische Überlegungen zur Sprache, sondern vor allem auch Fragen und Kriterien der literarischen Epochenbildung. Neben deutschen Beispielen stehen zudem Texte aus Italien, Frankreich, Spanien, England und Rußland auf dem Programm, um auch komparatistische Ansätze eingehend zu erproben. In Ergänzung zu den erzählenden Primärtexten werden programmatische Schriften zur Gattungstheorie herangezogen und kurze zweckdienliche Schlaglichter auf die Forschungsgeschichte geworfen.