Ü: Einführung in die frühneuzeitliche Poetik

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Andreas Keller

Veranstaltungsart: Übung

Anzeige im Stundenplan: Ü: Einf. Poetik

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 35

Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Inhalt:
Der eigentümliche Dichtungsbegriff der historischen Phase zwischen Mittelalter und Moderne zeigt sich auf dreierlei Weise: einmal in den ausdrücklich als Lehr- und Reflexionsschriften verfaßten Poetika, dann in zahllosen Stellungnahmen der Autoren zu ihren Vorhaben und Methoden im Vorlauf eines Werkes (die sog. „Vorredenpoetik“), dann aber vor allem unausgesprochen, als „implizite Poetik“ in den Werken selbst. Letztere muß vom Interpreten erst durch genaue Analysen und Vergleichsstudien herausgearbeitet werden. Alle drei Ebenen sind dabei nicht unbedingt deckungsgleich: oft werden theoretische Vorgaben im praktischen Werk bewußt und vorsätzlich unterlaufen. Grundlegend für alle Dichtungsproduktion in der Frühen Neuzeit ist die Auseinandersetzung mit der antiken Rhetorik: ihre Vorgaben in den Sparten inventio (Stoff- und Argumentenfindung), dispositio (Gliederung und Anordnung der Funde) und elocutio (sprachliche Einkleidung des Redekonstrukts) werden genau geachtet. Allerdings ist es grundfalsch, der Zeit – wie es spätere Epochen taten – hier eine sklavische Unterordnung zu attestieren und ihre Dichter als fruchtlose „Regelpoeten“ und stupide „Reimschmiede“ abzuurteilen. Vielmehr zeigt der variationsfreudige Einsatz von Klang und Rhythmus, Wort-, Satz und Gedankenfiguren, Tropen, aber auch zusätzlichen Bildgeneratoren wie Emblem oder Exempel, wie feinsinnig und frei man mit verfügbaren Formen umgeht und dabei auch vor einfallsreichen Erweiterungen der traditionellen Vorgaben nicht zurückscheut. Die geistreiche Übernahme von Stilfiguren, Themen oder Gattungen aus der vorbildlichen antiken Literatur diente auch immer dazu, zeiteigene und den römischen Vorbildern oftmals völlig fremde Sachverhalte zu klären. Die Sensibilität und Schärfe, mit der ein Autor auf ein akutes Problem reagiert, wie er die effektiven Ansatzpunkte für sein Eingreifen erkennt und schließlich die adäquaten sprachlichen Mittel wählt, weisen auf sein naturgegebenes ingenium. Die licentia poetica gewährt kreative Möglichkeiten, die ‚Norm’ zu verlassen – was die Theorie unter dem Terminus „Digression“ (Abweichung) auch entsprechend diskutiert. Die genutzten Spielräume geben dem modernen Leser ein überwältigendes Zeugnis von der poetischen Potenz der frühneuzeitlichen Spracharbeit, die sich auch von streng klassizistischen Theoretikern wie Martin Opitz nicht einschränken ließ. In Bezugnahme auf platonische Traditionen oder biblische Prophetie kannte und diskutierte man auch Begriffe wie ‚enthousiasmós’, ‚phantasía’, aber auch ‚Intuition’ und ‚Inspiration’, und sah den Dichter als Seher, den Poeten als Propheten.
Die Übung unternimmt eine Annäherung an verschiedene Theorien, Personen, Programme und Dichtungsformen zwischen Konrad Celtis – der bereits im späten 15. Jahrhundert Poesie als kreatives Sondervermögen, als „Urphilosophie“ (prima philosophia) verstand, weil sie Beredsamkeit, Welterfahrung und Weisheit verbindet – und Johann Christoph Gottsched, der im frühen 18. Jahrhundert versuchte, in der Nachfolge von Martin Opitz klassizistische Grundregeln als verbindliche Norm festzuschreiben.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 13. Apr. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
2 Di, 20. Apr. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
3 Di, 27. Apr. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
4 Di, 4. Mai 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
5 Di, 11. Mai 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
6 Di, 18. Mai 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
7 Di, 25. Mai 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
8 Di, 1. Jun. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
9 Di, 8. Jun. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
10 Di, 15. Jun. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
11 Di, 22. Jun. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
12 Di, 29. Jun. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
13 Di, 6. Jul. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
14 Di, 13. Jul. 2010 08:15 09:45 00 030 SR 04 Dr. Andreas Keller
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. Andreas Keller