05.067.111 MNDL/EUL3. Krieg und Frieden in der Literatur der Frühen Neuzeit

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Andreas Keller

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: MNDL/EUL3.Krieg/Frie

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Anmeldegruppe: MNDL

Prioritätsschema: MNDL, 4. Semester

Kontingentschema: MNDL

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die Veranstaltung ist in erster Linie für Studierende des B.Ed. gedacht; frei bleibende Plätze können jedoch auch von Studierenden des BA Europäische Literatur sowie von Studierenden der alten Studiengänge (als Hauptseminar) belegt werden.

Inhalt:
Zwischen den theoretischen Schriften zum Frieden, die Nikolaus von Kues 1453 („Vom Frieden zwischen den Religionen“) und Immanuel Kant 1795 („Zum Ewigen Frieden“) verfaßten, liegt eine kontinuierliche Folge von Kriegen: der „dreizehnjährige Krieg“ zwischen dem Deutschen Orden und Polen (1453-66), der „Schwabenkrieg“ (1499) mit der Unabhängigkeitserklärung der Schweiz, die Bauernaufstände und Bauernkriege (1493-1517, 1524-1525), der Schmalkaldische Krieg (1546-1547), die Nordischen Kriege (1563-70; 1655-60; 1700-1721) und schließlich der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). In Verbindung mit zahllosen Waffengängen, die das Deutsche Reich oder einzelne Fürsten gegen Frankreich, Schweden und das Osmanische Reich bis hin zum „Spanischen Erbfolgekrieg“ (1701-13) führten, ergibt sich damit ein enormes Spannungsfeld ethnischer, nationaler, religiöser und sozialer Konflikte.
Alle diese Vorgänge stehen in direkter Verbindung mit der Literatur. Nicht nur, daß die Texte Kriegstreiberei, Friedenssehnsucht oder Traumatisierung durch einzelne Erlebnisse abbilden und verarbeiten, sie wirken auch selbst aktiv als bedingende Größe im Zeitgeschehen mit: in der Frühen Neuzeit werden Kriege erstmals auch publizistisch geführt. Mit Hilfe rhetorischer Technik betreibt man Schuldvorwürfe, parteigebundene Ursachendarlegung und Feinbildprojektion, aber auch Bündnisstiftung und Bündniszerstörung, um damit analog oder flankierend zu militärischen Aktionen realhistorisch zu wirken. Mit der dialogisch-konfrontativen Hochrüstung in der Sache, mit affektbestimmter Lenkung der Sympathien und klarer Frontstellung greift man nicht nur kriegsbegleitend, sondern möglicherweise auch kriegsentscheidend in die Koalitionsbildungen ein. Die notwendige Akzeptanz einer Kooperation mit fernerliegenden territorialen Mächten hängt zunehmend von der Manipulation der verschiedenen Öffentlichkeiten ab, nicht nur von Geheimdiplomatie und kämpfenden Truppen. Je mehr der Zentralismus des Reichs schwindet, desto größere Wirkungszusammenhänge lassen sich auch mit publizistischen Mitteln herstellen. Neben Flugblättern und Flugschriften sind es aber auch höfische Romane, Kasualia und inszenierte Dramen, die mit wirkungsvollen Emblemata und Allegorien Konfliktdarstellung betreiben und Lösungsmodelle anbieten.
Verschiedene Definitionen des Krieges bis hin zum ‚gerechten Krieg’ im Sinne der Heilsordnung (miles christianus; ecclesia militans etc.) kursieren in den Texten, ebenso vielfältig rangiert aber auch der Friede mit entsprechenden Synonymen (Paradies, Arkadien, Utopie, Erlösung, Versöhnung; harmonia mundi, concordia) als Kernthema. Der Friede erscheint nicht nur als Ziel und Resultat, sondern auch als prozessuales Prinzip, indem Synthesen (Begriffe wie Synkretismus, Irenik) statt destruktiver Opposition (Tilgung, Inklusion, Hybridisierung) vorgeschlagen werden. Friedensstiftende Kräfte wie Tugenden – neben den christlichen Normen im allgemeinen auch ständisch differenzierte wie die höfischen Tugenden der Leutseeligkeit, Artigkeit, Lindigkeit – bzw. ihre Gegenkräfte (Affekte wie Rache, Zorn, Geiz etc.) finden ihre lehrreiche Aufbereitung vor allem auf der Theaterbühne.
Das Seminar führt anhand unterschiedlicher Gattungen in die vielgestaltigen Konflikte der Territorien, der sozialen Schichten oder religiösen Parteien ein und versucht den jeweiligen Text in seiner Mittelstellung zwischen Situationsanalyse und zielorientierter Manipulation dokumentarisch auszuwerten.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 15. Apr. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
2 Do, 22. Apr. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
3 Do, 29. Apr. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
4 Do, 6. Mai 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
5 Do, 20. Mai 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
6 Do, 27. Mai 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
7 Do, 10. Jun. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
8 Do, 17. Jun. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
9 Do, 24. Jun. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
10 Do, 1. Jul. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
11 Do, 8. Jul. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
12 Do, 15. Jul. 2010 12:15 13:45 00 156 Dr. Andreas Keller
Übersicht der Kurstermine
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  • 3
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  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
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Lehrende/r
Dr. Andreas Keller