05.067.111 MNDL/EUL3. Luther als Schriftsteller

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Andreas Keller

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: MND/EUL3.Luther

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Anmeldegruppe: MNDL

Prioritätsschema: MNDL, 4. Semester

Kontingentschema: MNDL

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Die Veranstaltung ist in erster Linie für Studierende des B.Ed. gedacht; frei bleibende Plätze können jedoch auch von Studierenden des BA Europäische Literatur sowie von Studierenden der alten Studiengänge (als Hauptseminar) belegt werden.

Inhalt:
In der älteren Forschung war es oft üblich, die Frühe Neuzeit schlagwortartig als ‚Lutherzeit’ zu reduzieren. Im Sinne der Geschichtsauffassung des 19. Jahrhunderts, daß es immer einzelne „Männer“ sind, die „Geschichte machen“, betrieb man die monumentale Heroisierung des Augustinermönchs zum Revolutionär, dessen dröhnende „Hammerschläge“ an das Wittenberger Schloßkirchentor das Mittelalter zum Einsturz gebracht und das neuzeitliche Individuum von römischer Knechtschaft befreit hätten. Hier ist die jüngere Historiographie mittlerweile etwas zurückhaltender: Martin Luther war kein plötzliches Urereignis, sondern mit zahllosen Vorläufern und oft viel radikaleren Mitstreitern und Nachfolgern Teil einer längerfristigen Romkritik, die sich um Verbesserung der beklagten Mißstände in Verwaltung und Seelsorge bemühte. Erst in Verbindung mit sozialen, politischen und mediengeschichtlichen Faktoren gelang dann eine tiefgreifende Veränderung der Verhältnisse, was schließlich zur „Moderne“ führte.
Die unkritische Fokussierung und Verklärung der Person Luthers lenkte völlig ab von seinen tatsächlichen Leistungen, die im wesentlichen rein philologischer Natur waren: die Thesen gegen den Ablaßhandel (1517), seine unwiderlegte Disputation auf dem Reichstag zu Worms (1521), die innovative Bibelübersetzung (1522-1532) oder seine bis heute bekannten Kirchenlieder („Ein feste Burg“, „Vom Himmel hoch“) sind Beispiele seiner hohen Sprachkunst, mit der er schließlich die für sein Vorhaben so notwendige Öffentlichkeit schaffen und überzeugen konnte. Allein seine Schrift „An den Christlichen Adel deutscher Nation von des Christlichen Standes besserung“ (Anfang August 1520) wurde innerhalb von acht Tagen 4000 mal verkauft. Ungezählte sozial-agitatorische, bildungspolitische und pädagogische Schriften kommen hinzu, ganz abgesehen von seinen theologischen Studien, Tischgesprächen und Predigten.
Es ist in der Tat die außerordentliche Sprachleistung Luthers, mit der er als Übersetzer, Rhetor und Poet belehren, überzeugen und begeistern kann. Sein eingehendes Studium der antiken Redelehre läßt sich in allen seinen Schriften nachweisen. Sorgsam kalkuliert er seine Texte im Hinblick auf Gegenstand und Adressaten, er verbindet jeweils komplexe theologische Fragen mit wirkungsvollen sprachlichen Übermittlungstechniken, um neben dem akademischen Gegner bzw. Unterstützer eben auch das nicht vorgebildete Publikum zu erreichen. Die Erweiterung des Ausdruckspotentials (Integration authentischer Sprachmuster der Mündlichkeit, sinn- statt wortgebundenes Übersetzen, Neologismen) wirkte allgemein vorbildlich, vereinheitlichend und prägend und sollte noch im 18. Jahrhundert maßgeblich die deutsche Literatur des Idealismus beeinflussen.
Von Luthers Texten ausgehend widmet sich das Seminar ausführlich der Rhetorik, der Sprachgeschichte und den Rezeptionsverhältnissen in der Frühen Neuzeit, stets im Umfeld von Theologie, Gelehrsamkeit und Kirche. Neben intensiven Analysen stehen dann am Ende auch Fragen der weiteren Wirkungsgeschichte, die eben auch kritische Luther-Bilder (Novalis, Hugo Ball, Stefan Zweig) kennt.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Do, 15. Apr. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
2 Do, 22. Apr. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
3 Do, 29. Apr. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
4 Do, 6. Mai 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
5 Do, 20. Mai 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
6 Do, 27. Mai 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
7 Do, 10. Jun. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
8 Do, 17. Jun. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
9 Do, 24. Jun. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
10 Do, 1. Jul. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
11 Do, 8. Jul. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
12 Do, 15. Jul. 2010 10:15 11:45 01-471 (ÜR neben P109a) Dr. Andreas Keller
Übersicht der Kurstermine
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  • 3
  • 4
  • 5
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  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
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Lehrende/r
Dr. Andreas Keller