07.798.720 Nationenbildung und Nationalfeiern

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: Nationen

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 10

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Das Seminar ist für fortgeschrittene BA-Studierende und MA-Studierende geplant; Teilnehmer an der Lehrforschung zu afrikanischen Nationalfeiern müssen unbedingt am Seminar es teilnehmen.

Grundkenntnisse in der politischen Ethnologie (erfolgreiche Teilnahme an „Einführung in die politische Ethnologie“) sind unabdingbar; Englisch- und Französischkenntnisse sind  zwingend erforderlich. Wer sich noch nie mit dem Thema Nation und Nationalismus beschäftigt hat, sollte unbedingt vor der Veranstaltung folgendes Buch lesen:
Jansen, Christian und Henning Borggräfe (2007): Nation, Nationalität, Nationalismus. Frankfurt: Campus (Historische Einführungen). Die Inhalte dieses Buchs werden in der Seminargestaltung als bekannt vorausgesetzt.

Im ersten Teil der Veranstaltung (wöchentliche Sitzungen mittwochs 10-12 Uhr, am 26. 10., 2.11., 9.11., 16.11. und 30.11.2016) werden wir uns anhand gemeinsamer Lektüre einiger Texte zu Nation, Erinnerungspolitik und Nationalfeiern mit dem Diskussionsstand zum Thema beschäftigen. In dieser Zeit muss jeder von Woche zu Woche jeweils ein oder zwei Schlüsseltexte lesen (schriftliche Zusammenfassungen zur eigenen Vorbereitung!), um in der Sitzung mitdiskutieren zu können. Im Blockseminar am 3. und 4. Februar 2017 (Freitag von 16-20 Uhr, Samstag von 10-17 Uhr) halten die Teilnehmer dann allein oder in Gruppen Referate zu verschiedenen Fallbeispielen von Nationalfeiern (in Afrika, aber auch anderen Kontinenten und in verschiedenen historischen Epochen), die wir miteinander vergleichen werden. Auf dieser Basis kann dann bis zum 31.3.2017 eine Hausarbeit angefertigt und eine Modulprüfung absolviert werden.

Inhalt:
Zwischen 1957 und 1964 wurden allein in Afrika 25 Staaten unabhängig und beinahe ebenso viele in Asien - eine seit dem 19. Jahrhundert einmalige Konjunktur der Staatsgründung, die sich dann in den 1990er Jahren, mit dem Ende der Sowjetunion, wiederholen sollte. Die afrikanischen politischen Eliten waren zunächst optimistisch, dass der Gründung ihrer neuen Staaten auch bald die Herausbildung von „Nationen“ folgen würde; manche suchten sogar nach vorkolonialen Wurzeln der neuen Staatsnationen. Bald folgte aber eine gewisse Ernüchterung, insbesondere im Gefolge des Biafra-Krieges: offenbar gingen ethnische und regionale Loyalitäten nicht ohne weiteres in einer nationalen Identität auf, sondern standen dazu in einem spannungsreichen Verhältnis und dauerten fort oder formierten sich zum Teil überhaupt erst in Auseinandersetzung mit den jungen Nationalstaaten neu.

Wie wurden nun in den neuen Staaten Nationen formiert? Welche praktischen, vor allem aber auch welche symbolischen Strategien wurden und werden dafür von welchen Akteursgruppen angewandt? Welche Rolle spielen dabei Nationalfeiertage, die das Erinnern an wichtige Ereignisse in der Geschichte des Nationalstaats synchronisieren? An welche Geschichte(n) wird mit Feiertagen erinnert; wie sieht der ganze Feiertagskalender aus? Inwiefern sind Nationalfeiern „von oben“ inszenierte Staatszeremonien, und inwieweit eignet sich die Bevölkerung die Nationalfeiern an und erfährt dabei tatsächlich einen intensiven Moment von Zusammengehörigkeit? Welche Zeremonien werden im Einzelnen bei unterschiedlichen Nationalfeiern aufgeführt, und welche Bilder von Nation werden dabei vermittelt und – etwa durch die Teilnahme an Paraden oder am Singen der Nationalhymne – verkörpert oder unter Umständen auch abgelehnt oder ignoriert? Welche Veränderungen lassen sich am Stil des Feierns beobachten, welche Konstanten gibt es, und welche Rolle spielen international zirkulierende Modelle von Staatsfeiern? Mit welchen Methoden können Ethnologen eigentlich solche Feiern untersuchen?

Im Seminar werden wir uns zunächst mit Leitbegriffen und Debatten der Nationen- und Nationalismus-Forschung auseinandersetzen sowie anschließend mit der Forschung zu Nationalfeiern. Dabei werden wir auch die Ergebnisse von studentischen Lehrforschungen und Doktorarbeiten heranziehen, die am Institut für Ethnologie und Afrikastudien seit 2010 entstanden sind.

Empfohlene Literatur:
Zur grundlegenden Orientierung:

Lentz, Carola und Godwin Kornes (Hg.). 2011. Staatsinszenierung, Erinnerungsmarathon und Volksfest. Afrika feiert 50 Jahre Unabhängigkeit. Frankfurt/M.: Brandes & Apsel.

Lentz, Carola. 2013. The 2010 independence jubilees: the poetics and politics of national commemoration in Africa. Nations and Nationalism, 19 (2): 217–37.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mi, 26. Okt. 2016 10:15 11:45 00 691 Kleiner Übungsraum Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz
2 Mi, 2. Nov. 2016 10:15 11:45 00 691 Kleiner Übungsraum Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz
3 Mi, 9. Nov. 2016 10:15 11:45 00 691 Kleiner Übungsraum Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz
4 Mi, 16. Nov. 2016 10:15 11:45 00 691 Kleiner Übungsraum Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz
5 Mi, 30. Nov. 2016 10:15 11:45 00 691 Kleiner Übungsraum Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz
6 Fr, 3. Feb. 2017 14:00 18:00 01 715 HS 14 Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz
7 Sa, 4. Feb. 2017 10:00 17:00 00 691 Kleiner Übungsraum Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz
Übersicht der Kurstermine
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  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
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Univ.-Prof. Dr. Carola Lentz