Lehrende/r: Raoul Hippchen
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: 07.068.14_140
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 16
Anmeldegruppe: WS 1617 Sem MA
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt: Im 15. Jahrhundert wuchs im römisch-deutschen Reich der Wunsch nach einer Reform „an Haupt und Gliedern“. Angesichts komplizierter Macht- und Verfassungsstrukturen wie auch politischer, religiöser und sozialer Verwerfungen entstanden teils utopische Reformentwürfe zur Neugestaltung des Reiches wie etwa die Reformatio Sigismundi (1439) oder der Oberrheinische Revolutionär (1509/10). In diesem Klima am „Vorabend der Reformation“ gewannen die für ständische Gesellschaften charakteristischen Spannungen zwischen Herrschenden und Beherrschten eine grundlegende Dimension. Gerade die zunehmende „Verrechtlichung sozialer Konflikte“ wirkte sich häufig zulasten der Hintersassen aus, die immer mehr zu Untertanen immer stärker territorialstaatlich organisierter Herrschaften wurden. Unzufriedenheit mit einem als Unrecht empfundenen, neuartigen Verlust des „guten alten Rechts“, aber auch weit zurückreichende, oft lokal begrenzte Probleme zwischen Herrschaften und Gemeinden führten in Stadt und Land zu verschiedensten Formen des Widerstands und der Einforderung von Veränderungen. Einige dieser sozialen Unruhen – wie die sogenannte Bundschuh-Bewegung im Elsass und am Oberrhein – lassen sich als Vorboten oder Etappen auf dem Weg zum Bauernkrieg von 1525 verstehen; andere – wie etwa die Wallfahrt zum Pauker von Niklaushausen 1476 – blieben ohne direkte Verbindung zur großen „Revolution des Gemeinen Mannes“ (Peter Blickle). Mit Blick auf den Südwesten des Reiches fragt das Seminar nach den Hintergründen, dem Verlauf und der Nachwirkung solcher sozialen Unruhen und damit zugleich nach wichtigen Themen der Sozial-, Rechts- und Landesgeschichte des ausgehenden Mittelalters. Neben dem Thema des Seminars stehen die Einführung in zentrale Methoden und Hilfsmittel der mittelalterlichen Geschichte sowie die Vermittlung grundlegender „handwerklicher“ Fähigkeiten im Vordergrund der Veranstaltung. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Diskussion von Quellen und Forschungsliteratur. Für den erfolgreichen Besuch des Seminars ist die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit notwendig. Ferner sind die regelmäßige und aktive Teilnahme, die Erledigung von Hausaufgaben sowie mindestens eine kurze mündliche Präsentation obligatorisch. Das Seminar umfasst insgesamt 3 SWS, das einstündige Tutorium ist ein integraler Teil der Veranstaltung.
Empfohlene Literatur: Thomas Adam; Peter Blickle (Hg.): Bundschuh. Untergrombach 1502, das unruhige Reich und die Revolutionierbarkeit Europas, Stuttgart 2004. Peter Blickle: Unruhen in der ständischen Gesellschaft 1300–1800, München 3. Aufl. 2012 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 1). Hans-Werner Goetz: Proseminar Geschichte: Mittelalter, Stuttgart 3. Aufl. 2006 (UTB 1719). Winfried Wilhelmy (Hg.): Schrei nach Gerechtigkeit. Leben am Mittelrhein am Vorabend der Reformation, Regensburg 2015 (Publikationen des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums Mainz 6).