05.054.16_1020 HS. Film als Experimentierfeld der Sinne - Die politische Dimension des Exploitationfilms

Lehrende/r: Jakob Larisch M.A.

Veranstaltungsart: Hauptseminar

Anzeige im Stundenplan: HS Film Exp Sinne

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 19

Anmeldegruppe: Film als Experimentierfeld der Sinne

Prioritätsschema: IFTEK ab FS5
Alle Studierenden ab dem 5. Semester werden bevorzugt akzeptiert. Das 5. und alle weiteren FS werden gleichraning behandelt. Die Gruppe in FS 1-4 behandelt auch innerhalb der Gruppe alle Studierende gleichranging.

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Das Hauptseminar kann nur gemeinsam mit der „SLS. Angeleitete Sichtung zum Hauptseminar“ besucht werden!

Hinweis für Studierende der PO 2011:
Die Teilnahme am „SLS. Angeleitete Sichtung zum Hauptseminar“ ist eine verpflichtende Studienleistung. Die Anmeldung erfolgt nach der 3. Lehrveranstaltungsanmeldephase durch das Studienbüro IFTeK.

Inhalt:
Das Genre des Exploitationfilms (engl. to exploit: ausschlachten/ausbeuten) kombiniert auf einer oftmals simplen, teils rudimentären oder auch schlicht absurden dramaturgischen Basis in der Regel ein hohes Maß an häufig reißerischen Darstellungen von Sexualität und Gewalt. Möglich wurde dies in den USA gegen Ende des Studiosystems des Classical Hollywood, als sich Zensurbestimmungen lockerten und autonom agierende Filmemacher (Roger Corman, Russ Meyer, Herschell Gordon Lewis) mit kleinen Budgets auf provokante und teils auch moralisch zweifelhafte Weise die Grenzen des zu jenem Zeitpunkt Zeigbaren ausloteten und überschritten. Auch in Europa entstanden ab den frühen 1970er-Jahren Exploitationfilme, insbesondere in Italien, Spanien und Frankreich, die in ihrer deutschen Fassung oft mit effekthascherischen Titeln versehen wurden. Aufgrund ihrer finanziellen Unabhängigkeit und der daraus resultierenden höheren thematischen Freiheit konnten Exploitationfilme dabei ihr Anliegen drastischer und somit direkter formulieren oder Sujets in den Fokus nehmen, die anderweitig kaum die Möglichkeit einer Darstellung gefunden hätten. Mehrere Subgenres entwickelten sich: so beispielsweise Sexploitationfilme, welche strikte moralische Strukturen herausforderten; Blaxploitationfilme, die sich mit gesellschaftlichem Rassismus auseinandersetzen oder Nunsploitationfilme, welche mitunter Kritik an der Kirche formulierten. Dem Großteil der Exploitationfilme gemein ist dabei die Dekonstruktion einer heilen Welt in Verbindung mit dem taktilen Angriff auf die Sinne und den Körper des Publikums (was sie in die Nähe der so genannten Körpergenres rückt).
Das Seminar setzt sich mit verschiedenen Strömungen des Exploitationfilms auseinander und ergründet die politischen Hintergründe und Dimensionen, die mit ihm einhergehen: Was verbirgt sich hinter der ausschlachtenden Fassade? In welcher Weise gelingt es den Filmen, politische Fragen und Probleme zu formulieren? Und aus welchem Grund ist dafür ein reißerischer Gestus eventuell sogar nötig?

Empfohlene Literatur:
Feaster, Felicia / Wood, Bret: Forbidden Fruit. The Golden Age of the Exploitation Film. Luminary Press, Baltimore 1999.
Shipka, Danny: Perverse Titillation: The Exploitation Cinema of Italy, Spain and France, 1960-1980. Jefferson 2011.
Stiglegger, Marcus: Sadiconazista. Faschismus und Sexualität im Film. 2. Auflage. St. Augustin 2000.