Lehrende/r: Ariane Zehler
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
S.Internat.Lit.
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 29
Anmeldegruppe: 190
Inhalt:
Literarische Repräsentationen des Holocaust stehen seit vielen Jahrzehnten in einem komplexen Spannungsverhältnis zwischen Zeugnis, Erinnerung, Fiktion und Tabu. Sowohl ästhetische als auch moralische Fragestellungen begleiten die Diskussion um die Fragen, wer das Recht hat, auf welche Weise über den Holocaust zu schreiben, und ob literarisches Erinnern mit moralischer Verantwortung einhergehen muss. Immer wieder wird dieser Literatur der Vorwurf gemacht, die geschichtlichen Ereignisse zu verfälschen oder zu relativieren, teilweise wird auch die künstlerische Darstellung des Holocaust an sich in Frage gestellt („Unsagbarkeitstopos“).
Durch das Verschwinden der Zeitzeugen können sich nachfolgende Generationen inzwischen fast nur noch mittelbar auf „authentische“ Erinnerungsmöglichkeiten berufen. Gerade in der sogenannten dritten Generation von Schriftstellern hat ein offenkundiger Umbruch der Herangehensweise stattgefunden, neuere Tendenzen der Gegenwartsprosa lassen auf transkulturelle und transgenerationelle sowie insgesamt offenere Erzählweisen schließen.
Das Seminar will einen dezidiert literaturwissenschaftlichen Zugang zum Thema finden, auf der Basis verschiedener Leitfragen soll diskutiert werden, welche Möglichkeiten die fiktionale Bearbeitung des Themas bietet und wo ihre Grenzen liegen. Welche ästhetischen Verfahren, Methoden, Formen und Schreibweisen lassen sich beobachten? Mit welchen narrativen Strukturen wird gearbeitet? Wie ist mit dem Spannungsfeld von Faktizität und Fiktionalität umzugehen? In welche Richtung hat sich die Literatur der Shoah in den letzten Jahrzehnten entwickelt?
Empfohlene Literatur:
Zur Diskussion stehen Werke älteren und neueren Datums, sowohl ausgewählte Literatur von Zeitzeugen (Jorge Semprun: La Montagne blanche, Georges Perec: W ou le Souvenir d'enfance, Ruth Klüger: Weiter leben. Eine Jugend) als auch Beiträge der zweiten und dritten Generation von Schriftstellern (Anne Michaels: Fugitive Pieces, W. G. Sebald: Austerlitz, Jonathan Safran Foer: Everything is illuminated, Katharina Hacker: Eine Art Liebe, Nicole Krauss: Great House).
Für erste Einblicke in die Problematik empfohlene Lektüre:
Bayer, Gerd [hrsg.]: Literatur und Holocaust. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2009
Birkmeyer, Jens [hrsg.]: Erinnern des Holocaust?: Eine neue Generation sucht Antworten. Bielefeld: Aisthesis-Verlag, 2006
Debazi, Elisabeth H.: Zeugnis - Erinnerung - Verfremdung: literarische Darstellung und Reflexion von Holocausterfahrung. Marburg: Tectum-Verlag, 2008
Eke, Norbert Otto [hrsg.]: Shoah in der deutschsprachigen Literatur. Berlin: Schmidt, 2006
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