Lehrende/r: Carina Berg
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: S.Internat.Lit.
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 29
Anmeldegruppe: 190
Inhalt: Roland Barthes und Michel Foucault haben den Autor in den späten 1960er Jahren — nachdem auch der New Criticism das Erklärungspotential des Autors für seine Texte als intentionalen Fehlschluss erkannt hatte — für tot erklärt. Die Idee vom Autor als Individuum und sinnstiftende Instanz weicht der Theorie des scripteurs, der als bloße Textfunktion keine Verfügungsgewalt mehr über den Text und seine Bedeutung hat. In den späten 1990ern ist jedoch wieder die Rede vom Autor, man propagiert mit kritischem Rückgriff auf den poststrukturalistischen Ansatz seine Rückkehr. In der zeitgenössischen Literaturproduktion nimmt der Autor eine zentrale Rolle ein: Ob als Realitätseffekt im Text selbst (autofiktionales Schreiben, ‚Neues Erzählen‘, Post-Irony) oder als medial vermittelte Inszenierung in Interviews, (Vor)Lesungen oder im Netz — der Autor ist von den Totgesagten längst wieder auferstanden. Das Seminar möchte sich in einem ersten Schritt mit den Ansätzen von Barthes und Foucault beschäftigen, um die gegenwärtige theoretische Diskussion über die Rückkehr des Autors nachvollziehen zu können: Inwiefern war der Autor überhaupt ‚tot‘? Auf welche Art und Weise ist er (oder sie) wiedergekehrt? Auf dieser Basis wollen wir uns dann mit verschiedenen literarischen Beispielen beschäftigen und deren Autorschaftskonzepte und –inszenierungen in dem Spannungsfeld zwischen Autor, Text und medialer Öffentlichkeit untersuchen. Gegenstand des Seminars werden sein: Karl-Ove Knausgård, Annie Ernaux, Michel Houellebecq, Charlotte Roche u.a. Die finale Lektüreliste wird in der ersten Sitzung abgestimmt, gerne nehme ich auch Vorschläge Ihrerseits entgegen.
Empfohlene Literatur: Zur Einführung: Roland Barthes: Der Tod des Autors. In: Ders.: Das Rauschen der Sprache. Frankfurt am Main 2005, S.57-63. Sean Burke: The death and return of the author. Criticism and subjectivity in Barthes, Foucault and Derrida. Ediburgh 1992. Michel Foucault: Was ist ein Autor? In: Ders.: Schriften zur Literatur. Frankfurt am Main 1988. S. 7–31. Fotis Jannidis / Gerhard Lauer / Matias Martinez / Simone Winko (Hg.): Rückkehr des Autors. Zur Erneuerung eines umstrittenen Begriffs. Tübingen: Niemeyer 1999. Carolin John-Wenndorf: Der öffentliche Autor. Über die Selbstinszenierung von Schriftstellern. Bielefeld 2014. Sabine Kyora (Hg.): Subjektform Autor. Autorschaftsinszenierungen als Praktiken der Subjektivierung. Bielefeld 2014. Jérôme Meizoz: Postures littéraires. Mises en scène modernes de l'auteur. Genf 2007.