Lehrende/r: Jun.-Prof. Dr. Benjamin Wihstutz
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: S Theorie & Ästhetik
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 19
Anmeldegruppe: Theorie und Ästhetik
Inhalt: Kaum ein Begriff in der Theaterwissenschaft hat so viele unterschiedliche Theorien und Konzepte hervorgebracht wie "Theatralität". Je nach akademischen Lehrer (z.B. Rudolf Münz, Josette Féral, Jochen Fiebach, Erika Fischer-Lichte) wird der Begriff in den zeitgenössischen Fachdiskursen unterschiedlich ausgelegt. Seltener betrachtet wird dagegen die Nähe von Theatralität und Theaterfeindlichkeit, wie sie bereits lange vor der Gründung des Faches zu beobachten ist. Sei es Platons Ablehnung der Mimesis und des Publikums, Rousseaus Plädoyer gegen ein Theater in Genf, Kleists satirisches Loblied auf die Marionette, Nikolai Evreinovs Analogie des Theaters mit der Lüge, die Ablehnung einer "Gesellschaft des Spektakels" von Guy Debord oder Michael Frieds Statement, Theater sei "die Negation von Kunst": Theater wird merkwürdigerweise häufig gerade von jenen Denkern und Künstlern besonders harsch kritisiert, die das Theater selbst lieben oder sogar praktizieren. Warum wird das Theater in so unterschiedlichen Epochen und Zusammenhängen immer wieder vehement kritisiert und abgelehnt? Was ist an der Theaterkunst so kontrovers, das sie sich seine Feinde selber schafft? Was sagen theaterfeindliche Diskurse über Theatralität aus? Und inwiefern sind jene Diskurse für die heutige Theaterwissenschaft noch aktuell und relevant? Das Seminar verfolgt das Ziel, anhand der zu diskutierenden Texte historische Linien der Theaterfeindlichkeit und Parallelen zu theaterwissenschaftlichen Theatralitätsbegriffen zu ziehen. Nicht zuletzt wird zu diskutieren sein, ob und inwiefern wir heute in einer theaterfeindlichen Gegenwart leben.
