05.067.1230 GHIS/SHIS/UHIS: Grammatikalisierung

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Jan Böhm

Veranstaltungsart: Seminar/Übung

Anzeige im Stundenplan: GHIS/SHIS/UHIS:

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30

Anmeldegruppe: GHIS/SHIS/UHIS Gruppe 1

Prioritätsschema: Priorisierung GHIS/SHIS/UHIS
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.

Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie

Über die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende mit höheren Semester (4. , 5., 6. Semester) bevorzugt berücksichtigt.

Kontingentschema: Kontingentierung GHIS/SHIS/UHIS

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Grundlage des Seminars ist die Monographie von Szczepaniak (2011): Grammatikalisierung im Deutschen. Eine Einführung. 2., überarbeitete und erweiterte Aufl. Tübingen: Narr Verlag.
Da wir den größten Teil des Buches als verpflichtende Seminarlektüre bearbeiten werden, wird eine Anschaffung empfohlen.

Leistungen:
Die aktive Teilnahme umfasst neben der Vorbereitung und Mitarbeit für alle Teilnehmerinnen (auch GHIS/UHIS) die Übernahme eines Referats zu einem Grammatikalisierungsphänomen im Deutschen. Diejenigen, die eine Prüfungsleistung erbringen müssen, schreiben außerdem eine Hausarbeit.

Inhalt:
Inhalt:
Im  Wessobrunner Schöpfungsgedicht (um 814) heißt es: „Dat gafregin ich […] Dat ero ni uuas noch ufhimil, noh paum noh pereg ni uuas […]“, wörtlich übersetzt also „Das erfuhr ich […] dass Erde nicht war noch Himmel, noch Baum noch Berg nicht war […]“. Aus der wörtlichen Übersetzung lässt sich ohne weiteres der Inhalt verstehen, die grammatischen Strukturen weichen aber deutlich ab: so fehlt aus heutiger Perspektive der Artikel bei Erde, während die zusätzliche Verneinung am Ende (noch Berg nicht war) zumindest im Standard als unnötig bzw. falsch gilt. Warum ist der Artikel im Ahd. nicht obligatorisch, im heutigen Deutschen dagegen schon? Und woraus ist er entstanden?
Die Grammatikalisierungstheorie versucht, auf solche Fragen Antworten zu finden und Regelmäßigkeiten in der Entstehung grammatischer Elemente zu formulieren. So entstehen grammatische Strukturen sehr häufig aus vorher freien Lexemen bzw. Konstruktionen, wobei Lexeme aus einem bestimmten semantischen Bereich („Spenderlexeme“) häufig ähnliche Entwicklungen nehmen. Ein klassisches Beispiel ist die Entwicklung von Bewegungsverben (kommen, gehen) zu Futurmarkern in vielen Sprachen, vgl. die Englische going to-Konstruktion. Dabei verlieren sie zunehmend ihre konkrete (lexikalische) Bedeutung (in diesem Fall, der räumlichen Bewegung) und erwerben neue, abstraktere Funktionen (Futurausdruck). Bei weit fortgeschrittenen Grammatikalisierungen bleibt schließlich nichts mehr von der alten Bedeutung erhalten: so kann man den Führerschein abgenommen bekommen, obwohl die Semantik von bekommen ja gerade das Gegenteil eines Verlustes ausdrückt. Im Seminar werden uns neben verbalen Kategorien wie Perfekt, Passiv und Futur auch nominale Kategorien (Entstehung der Artikel und Wandel der Verneinung) sowie die Entstehung von Text- und diskursstrukturierenden Mitteln beschäftigen, u.a. die Entwicklung der Subjunktion dass aus dem Demonstrativum das oder die Entwicklung von weil aus einer Konstruktion mit der Bedeutung 'während' zur kausalen Subjunktion und weiter zum Diskursmarker in weil das wird ja doch nix.


 

Empfohlene Literatur:
Szczepaniak (2011) [s.o.]

Heine, Bernd / Kuteva, Tania (2002): World Lexicon of Grammaticalization. Cambridge: Cambr. Univ. Press. [online-ausgabe im uninetz verfügbar]

Heine, Bernd (2003): „Grammaticalization“. In: Joseph, B. / Janda, R. (Hrsg): The Handbook of Historical Linguistics. Malden/Mass: Blackwell. Kap. 18, S. 575-601.

Bybee, J. / Perkins, R. / Pagliuca, W. (1994): „Theoretical Background“. In: dies. The Evolution of Grammar: Tense, Aspect, and Modality in the Languages of the World. Chicago: Univ. of Chicago Press. Kap. 1, S. 1-26.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mo, 16. Okt. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
2 Mo, 23. Okt. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
3 Mo, 30. Okt. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
4 Mo, 6. Nov. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
5 Mo, 13. Nov. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
6 Mo, 20. Nov. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
7 Mo, 27. Nov. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
8 Mo, 4. Dez. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
9 Mo, 11. Dez. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
10 Mo, 18. Dez. 2017 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
11 Mo, 8. Jan. 2018 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
12 Mo, 15. Jan. 2018 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
13 Mo, 22. Jan. 2018 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
14 Mo, 29. Jan. 2018 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
15 Mo, 5. Feb. 2018 14:15 15:45 01-471 (ÜR neben P109a) Jan Böhm
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Jan Böhm