Lehrende/r: Jun.-Prof. Dr. Benjamin Meisnitzer
Veranstaltungsart: Vorlesung
Anzeige im Stundenplan: V.GS.F
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 2,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches: Leistungsnachweis: gemäß den Studienordnungen
Inhalt: Für den Spracherwerb reicht es nicht, einfach die Sprachhandlung eines anderen zu imitieren. In dieser Vorlesung befassen wir uns deshalb in einem ersten Abschnitt mit den Fragen, was Sprache ist, was sie so einzigartig macht und weshalb man nicht sagen kann, dass Tiere sprechen können. Dabei gehen wir von einer Auffassung von Sprache als hochkomplexem, abstraktem System von syntaktischen Regeln (Grammatik), semantischen Übereinkünften (Bedeutung) und pragmatischer Umsetzung (Gebrauch) aus. Nach dieser einführenden Grundlagendiskussion werden wir uns dem Spracherwerb bei Kleinkindern widmen. Ein großes Rätsel im Hinblick auf den Spracherwerb ist immer noch die Tatsache, dass Kinder um die zwei Jahre zwar noch über kein wirkliches Abstraktionsvermögen verfügen, aber dennoch zu sprechen beginnen. Um den Spracherwerbsprozess zu verstehen, werden in der Vorlesung behavioristische, nativistische, interaktionistische und kognitivistische Ansätze vorgestellt. Diese gilt es dann vor dem Hintergrund von Beobachtungen beim Spracherwerb von Kindern und dem Sprachabbau bei Pathologien wie Demenz, Alzheimer oder Aphasie kritisch zu diskutieren. Am Beispiel des Spanischen, des Französischen und des Portugiesischen wird ein Überblick über den Spracherwerb von Kindern von den Anfängen bis ins 13./14. Lebensjahr gegeben. Dabei berücksichtigen wir besonders die Entstehung der Sprachlaute, das Aufkommen von Bedeutungskategorien und die Entstehung des mentalen Lexikons sowie den Ausbau der Grammatik und die Genese der Syntax der Kindersprache. Grammatische Strukturen und kognitive Prozesse bilden die Kernpunkte unserer Überlegungen. Einzelne grammatische Kategorien wie Tempus, Modus und Modalität sollen im Rahmen dieses Spracherwerbsprozesses funktional-kognitiv erklärt werden. Im Anschluss daran werden Besonderheiten im L2-Erwerb gegenüber dem üblichen L1-Erwerbsprozess herausgearbeitet und Methoden des gesteuerten Spracherwerbs im Fremdsprachenunterricht diskutiert. Die Vorlesung schließt mit einer Auseinandersetzung mit Sprachstörungen und (sprach-)therapeutischen Möglichkeiten sowie einigen Einsichten in neuere Ansätze der Sprachtherapie. Die Vorlesung soll einerseits die Grundlagen zum L1- und L2-Erwerb vermitteln und die Teilnehmer und Teilnehmerinnen für die Funktion grammatischer Kategorien sensibilisieren. Andererseits sollen gewisse Erklärungsansätze für Sprachwandel plausibel gemacht und der Blick für aktuelle Fragen der angewandten Sprachwissenschaft geschärft werden. Kenntnisse in einer der drei romanischen Sprachen Französisch, Spanisch, Portugiesisch reichen für den Besuch der Vorlesung aus.