Lehrende/r: Christof Thomas Schimsheimer
Veranstaltungsart:
Proseminar
Anzeige im Stundenplan:
PS.Neueste.Geschicht
Semesterwochenstunden:
3
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 2
Anmeldegruppe: WS 1718 PS NG
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie
Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007.
Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt:
Nach seiner dritten Teilung im Jahre 1795 existierte Polen-Litauen nicht länger als eigenständiger Staat. Erst 1918 sollte Polen durch den Zusammenbruch der drei Teilungsmächte, der Kaiserreiche Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland, seine Unabhängigkeit wiedererlangen. Das Trauma der Zerschlagung des Staates spielte für die polnische Kultur in den 123 Jahren der Staatslosigkeit eine herausragende Rolle. Nicht nur die Entwicklungen in Gesellschaft, Kunst, Literatur, Musik und Wissenschaft waren geprägt von der Frage nach der Wiedererrichtung Polens, auch die Herausbildung einer modernen nationalen Identität lief unter diesem Vorzeichen ab. Wie aber ließ sich die nationale Unabhängigkeit erreichen: durch blutige Aufstände, durch Unterstützung von außen, durch politische Einflussnahme oder sollte man nicht viel mehr das gesellschaftliche Engagement auf den wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritt konzentrieren? Die Polen sahen sich zudem mit den unterschiedlichen Kulturen der Teilungsmächte und deren Assimilierungspolitik konfrontiert. Dadurch entwickelte sich wiederum die polnische Kultur in den Teilungsgebieten in eine jeweils andere Richtung. Der fremden Einflussnahme begegnete man sowohl mit verschiedenen Formen des Widerstandes, als auch der Kooperation. Privilegien wurden dabei durch politische Loyalität erkauft. Der durch die Teilungsmächte selbst herbeigeführte Erste Weltkrieg war es dann, der die ersehnte Unabhängigkeit Polens brachte, doch zahlten die Polen dafür einen hohen Preis: Polnische Soldaten standen im Weltkrieg in den verfeindeten Heeren einander gegenüber, große Teile des Landes wurden durch den Krieg verwüstet, die Wirtschaft lag am Boden und bis dahin lange Zeit voneinander getrennte Gebiete galt es nun in den umstrittenen Grenzen des neuen Staates zu einen.
Im Seminar soll die polnische Kultur und deren Wandel, auch vor dem Hintergrund der unterschiedlichen politischen Voraussetzungen in den Teilungsgebieten, beleuchtet werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei, neben der Napoleonischen Epoche sowie dem November- und Januaraufstand, die damit verbundenen Paradigmenwechsel in Kunst und Literatur. Gerade die polnische Literatur, die stets in engem Austausch mit anderen europäischen Literaturen stand, wurde darüber hinaus von der politischen Situation im geteilten Polen entscheidend geprägt. Gleichzeitig wirkte sie sich wiederum in hohem Maße auf die Herausbildung einer nationalen Identität aus und diente damit als zentrales Element der Kulturnation. Die Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg und dessen Folgen für Polen wird das Seminar abschließen.
Gemeinsam mit dem verpflichtenden Tutorium dient die Veranstaltung einer epochenspezifischen Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten. Gruppenarbeiten und Lektüre, auch literarischer Werke, machen einen wesentlichen Bestandteil des Seminars aus. Die in Seminar und Tutorium vermittelten Kompetenzen finden ihre Anwendung in der Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit zum Seminarthema.
Anmerkungen: Für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar sind Kenntnisse des Polnischen nicht erforderlich.
Empfohlene Literatur:
Alexander, Manfred: Kleine Geschichte Polens. Bonn 2006.
Davies, Norman: Im Herzen Europas. Geschichte Polens. 2. Aufl. München 2001.
Jaworski, Rudolf; Lübke, Christian u.a.: Eine kleine Geschichte Polens. Frankfurt am Main 2005.
Milosz, Czeslaw: Geschichte der polnischen Literatur. Köln 1981.
Zusätzliche Informationen:
Das Proseminar Neueste Geschichte nimmt innerhalb des Bachelorstudiums einen herausgehobenen Platz ein: Es übernimmt zu Beginn des Studiums einen relativ großen Anteil der propädeutischen Ausbildung, d.h. des "Handwerkszeugs des Historikers". Insofern nimmt die Propädeutik in diesem Proseminar großen Raum ein. Dabei wird die Propädeutik vom Thema des Proseminars her entwickelt.
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