Lehrende/r: Marco Lehmann
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: REPA
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: REPA
Prioritätsschema: Priorisierung REPA Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinieÜber die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende mit höheren Semestern bevorzugt berücksichtigt.
Kontingentschema: Kontingentierung REPA
Inhalt: Die Erzählung von Tristan und Isolde zählt zu den exemplarischen, immer wieder aufgegriffenen und neu interpretierten Liebesgeschichten der europäischen Literatur. Sie setzt einen „Mythos der Liebe“ (Christoph Huber) in Szene, der diese als eine gesellschaftliche Normen überschreitende, damit aber auch als gefährliche, letztlich dem Untergang geweihte Passion entwirft. Tristans Geschichte verschafft ihren mittelalterlichen Bearbeitern jedoch nicht allein die Gelegenheit, den Stellenwert der Minne als genuine Ausprägung der höfischen Kultur und zugleich potentiell zerstörerische Kraft innerhalb derselben zu diskutieren. Spätestens in den Händen Gottfrieds von Straßburg, dessen umfangreiches Fragment die avancierteste, literarisch raffinierteste Ausgestaltung des Stoffes im deutschen Sprachraum bietet, treten unübersehbar die sprach- und zeichentheoretischen Implikationen zutage, die in diesem angelegt sind. Gottfrieds besonderes Augenmerk gilt Fragen der Bewahrheitung und der Zeugenschaft, der Identität, des Namens und des Gedächtnisses. Um die für sie fatale Aufdeckung des Ehebruchs zu verhindern, müssen die Liebenden lernen, die verräterischen Zeichen ihrer Beziehung zu manipulieren und die der Sprache immanenten Potentiale zur Verschleierung der Wahrheit zu nutzen – bis hin zur berühmten, in der Forschung vieldiskutierten Aushebelung eines Gottesurteils durch den zweckmäßigen Einsatz rhetorischer Kniffe. In unserer Lektüre von Gottfrieds ›Tristan‹ wollen wir diese für den Roman spezifische Verschränkung von liebes- und zeichentheoretischer Reflexion in den Mittelpunkt rücken und in ihrer Bedeutung für die Poetik des Textes analysieren.
Empfohlene Literatur: Textgrundlage (bitte anschaffen!): Gottfried von Straßburg: ›Tristan‹. Bd. 1: Text. Hrsg. v. Karl Marold. New York 2004. Zur Einführung: Christoph Huber: Gottfried von Straßburg: Tristan. Berlin 2012 (=Klassiker-Lektüren 3). Tomas Tomasek: Gottfried von Straßburg. Stuttgart 2007 (=RUB 17665).