Lehrende/r: Dr. Mara Boehle
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: S Wahlveranstaltung
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 6,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: Seminar Wahlveranstaltung
Voraussetzungen / Organisatorisches: Zielgruppe:
Inhalt: Die Erforschung von Armut ist heute einer der zentrale Bestandteile der Sozialstrukturanalyse, der amtlichen Sozialberichterstattung und der Sozialpolitik. Aber was ist in einem reichen Land wie der Bundesrepublik unter Armut zu verstehen? (Wie) Kann Armut objektiv gemessen werden? Welche Personengruppen sind hierzulande arm und warum? In wohlhabenden Nationen ist es aus ökonomischer und soziologischer Sicht angemessen, die Einkommensposition jedes Einzelnen relativ zum Rest der Bevölkerung zu betrachten, um darüber den Bevölkerungsanteil mit der niedrigsten Positionierung einer Gesellschaft zu ermitteln. So stellt die eindimensionale relative Einkommensarmut in Form der häufig berichteten Armutsrisikoquote die in Wissenschaft und Politik gebräuchlichste Definition dar. Dieser einkommensbasierte Indikator sollte jedoch, gerade aus soziologischer Sicht, um weitere Indikatoren der sozialen und kulturellen Teilhabe ergänzt werden (u.a. Deprivations- und Lebenslagenkonzepte). Der Armutsbegriff, den wir heute kennen, hat sich dabei über Jahrhunderte entwickelt und in seiner Bedeutung stets verändert. Von der mittelalterlichen Heilsökonomie über den Pauperismus bis hin zur Nivellierung der Mittelstandsgesellschaft (Shelsky), der neuen sozialen Frage (Geißler) oder der Infantilisierung von Armut (Hauser) haben wir es mit unterschiedlichen Konnotationen von Armut zu tun, die sich auch im Spiegel sozialpolitischer Erwägungen verändert haben. Im Seminar werden daher, ausgehend von der historischen Entwicklung des Armutsbegriffs, neben methodischen, auch theoretische und empirische Konzepte der Erfassung und Erklärung von Armut diskutiert (u.a. anhand des 5. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung). Abschließend werden sozialpolitische Implikationen der Armutsforschung thematisiert. Obwohl die Ansätze und Ergebnisse für Deutschland den Schwerpunkt des Seminars bilden, wird auch ein Überblick über international vergleichende Forschungsperspektiven und deren Hauptergebnisse erarbeitet.
Empfohlene Literatur: BMAS (Bundesministerium für Arbeit und Soziales). 2017. Lebenslagen in Deutschland. Der fünfte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Bericht. Berlin. Groh-Samberg, Olaf, und Wolfgang Voges. 2013. Armut und soziale Ausgrenzung. In Handwörterbuch zur Gesellschaft Deutschlands, Hrsg. Steffen Mau und Nadine M. Schöneck, 58-79. Wiesbaden: Springer VS.
Zusätzliche Informationen: Die erfolgreiche Teilnahme am Seminar setzt die wöchentliche Lektüre der Basistexte, ein Referat und das Verfassen einer Hausarbeit voraus.