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Lehrende/r: Dr. Björn Krey
Veranstaltungsart:
Seminar
Anzeige im Stundenplan:
S Soz Theor FG
Semesterwochenstunden:
2
Credits:
7,0
Unterrichtssprache:
Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl:
- | 30
Voraussetzungen / Organisatorisches:
Zielgruppe:
- Master Studierende im Studiengang Soziologie (PO 2011, 2016)
Stellung im Studiengang:
- M.A. Soziologie: Modul „Soziologische Theorien für Fortgeschrittene“ (PO 2011, 2016)
Inhalt:
Wann haben Sie eigentlich zuletzt ein wissenschaftliches Buch gelesen? Vor Kurzem? Vor längerer Zeit? Noch nie? Sollten Sie diese Leseerfahrung gern wiederholen oder überhaupt einmal machen wollen, haben Sie in diesem Seminar die Gelegenheit dazu, dessen Inhalt sich in zwei Worten beschreiben lässt: Goffmans Rahmenanalyse. Manche derjenigen, die dieses Buch gelesen haben, kommen zu dem Schluss, dass es sich dabei um Goffmans Hauptwerk handelt: um das Buch, in dem er all die Beobachtungen und Beschreibungen, die er in seinen zahlreichen zuvor publizierten Aufsätzen und Monographien gemacht hat, in einen umfassenden konzeptuellen Rahmen bringt — das Konzept des Rahmens.
Dass viele die Rahmenanalyse für Goffmans Hauptwerk halten, mag auch damit zusammenhängen, dass es zweifelsohne sein dicktes Buch ist: Die englische Ausgabe von 1974 umfasst 586 Seiten (das Vorwort nicht mitgerechnet); die deutsche Ausgabe von 1980 umfasst 620 Seiten. Der Untertitel des Buchs — „An Essay on the Organization of Experience“ — kommt in diesem Zusammenhang verdächtig bescheiden daher. Dieser Untertitel ist aber auch insofern interessant, als er eine Seite in Goffmans Denken betont, die oft ein wenig untergeht. Goffmans Soziologie wird — zurecht — als Interaktionssoziologie bezeichnet: als eine Soziologie, die sich mit der Mikrodynamik des Verhaltens in sozialen Situationen, d.h. in Situationen physischer Kopräsenz beschäftigt. In der Rahmenanalyse richtet Goffman den Analysefokus jedoch primär auf die Erfahrung und das Erleben der Interaktionsteilnehmenden. Es geht ihm hier um die „Definition der Situation“, d.h. darum, wie unser Verhalten durch unser Alltagswissen orientiert wird und wie dieses Alltagswissen wiederum durch soziale Situationen geprägt wird: Wir definieren nicht einfach Situationen, sondern wir definieren Situationen so, wie es uns die Sozialordnungen ebenjener Situationen auferlegen.
In diesem Seminar werden wir der Argumentation von Goffmans Rahmenanalyse vom Vorwort eines seiner Schüler über die einzelnen analytischen Kapitel bis hin zu den Schlussfolgerungen und dem Stichwortverzeichnis folgen. Wie Goffman in der Einleitung zum Buch schreibt, ist die Rahmenanalyse selbst ein Rahmen: eine Sozialform, die wir „Buch“, „soziologischer Essay“ etc. nennen. Wir werden in diesem Sinn auch versuchen, kritische Distanz zu dieser Buchform aufzunehmen. Wir werden für die Seminardiskussion auf die englische Version von 1974 zurückgreifen; es ist jedoch allen freigestellt, auch in die deutsche Übersetzung zu schauen und diese für die Diskussion zu nutzen (ein Vergleich zwischen beiden Fassungen mag einige interessante konzeptuelle Unterschiede an den Tag bringen).
Für die Teilnahme am Seminar ist das aktive und engagierte Lesen Pflicht; mit Gottfried Benn: „Lesen Sie viel; auch wissenschaftliche Bücher, obschon die Wissenschaft als Ganzes Unfug ist, ist sie lehrreich“.
Empfohlene Literatur:
Erving Goffman (1974): Frame Analysis. An Essay on the Organization of Experience, Boston: University Press
Erving Goffman (1980): Rahmen-Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen, Frankfurt a.M.: Suhrkamp
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