Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Gregor Wedekind
Veranstaltungsart: Vorlesung
Anzeige im Stundenplan: 07.092.030
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 3,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: 3 | -
Anmeldegruppe: Vorlesungen Pos. Kunst 1, VL-Modul WS 19_20
Voraussetzungen / Organisatorisches: Die erfolgreiche Teilnahme an der Vorlesung setzt die Abgabe eines Portfolios am Ende des Semesters voraus.
Inhalt: Die Geschichte der Fotografie war der kunstwissenschaftlichen Forschung lange kein ebenso würdiger Gegenstand wie der der Malerei, der Graphik oder der Architektur. Es bedurfte der nachhaltigen, Jahrzehnte andauernden Auflösung des klassischen, an Malerei und Skulptur gebildeten Werkbegriffs durch die Kunst des 20. Jahrhunderts, bis auch die Fotografie Anfang der siebziger Jahre in den Kanon kunsthistorischer Forschungsgegenstände aufgenommen wurde. Heute wetteifern im Zuge des viel diskutierten « Iconic Turn » in den Wissenschaften gleich mehrere universitäre Disziplinen um die methodische Kompetenz zur Erforschung der Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Der Kunstgeschichte kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Denn fast alle Photographen benutzten von Anfang an das historisch überlieferte Formenrepertoire der Bildkünste als kollektiv beglaubigte Erinnerungsquelle, die sie in ihren technisch generierten Bildern aktualisierten. Dies vollzog sich ebenso sehr im Zeichen der Medienkonkurrenz als der Medienkonvergenz. Es geht bei einer kunsthistorisch-bildwissenschaftlichen Analyse der Fotografie weder um Stilfragen noch um Topoi der Malerei in der Photographie, und schon gar nicht um die Absicht, die technischen und funktionalen Besonderheiten der fotografischen Bilderproduktion zu ignorieren. Es geht vielmehr um die historische Erkenntnis von Erlebnisformen von Welt, wie sie in vorphotographischer Zeit entwickelt und unter modernen technischen Bedingungen tradiert und transformiert worden sind. Die Vorlesung möchte sich in einem ersten Teil insbesondere den Frühformen der Fotografie zuwenden, jenen Entwicklungen, die mit ihrer offiziellen Einführung 1839 verknüpft sind, ihren Vorläufern und Voraussetzungen sowie ihrer weiteren Entfaltung im Laufe des 19. Jahrhunderts. Dabei soll weniger chronologisch, vielmehr problemgeschichtlich verfahren werden. Die Vorlesung wird nach Möglichkeit im darauffolgenden Semester mit einem zweiten Teil, der sich zentralen fotografischen Positionen des 20. Jahrhunderts widmet, eine Fortsetzung finden.
Empfohlene Literatur: Neue Geschichte der Fotografie, hg. von Michel Frizot, Köln: Könemann 1998.