Lehrende/r: Dr. Mirna Kjorveziroska
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: SDGA
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: SDGA
Prioritätsschema: Priorisierung SDGA Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinieÜber die Senatsrichtlinie hinaus werden bei der Platzvergabe für diese Veranstaltung Studierende mit höheren Semestern (3. Semester) bevorzugt berücksichtigt.
Kontingentschema: Kontingentierung SDGA
Inhalt: Erzähler, Figur, Ereignis, Raum und Zeit, Komposition und Kohärenzstiftung: Diese vertrauten grundlegenden Kategorien zur Beschreibung von Erzähltexten sind Gegenstand des fachdidaktisch ausgerichteten Seminars, das ihre Anwendung auf vormoderne Erzählungen vermitteln soll. Es gilt, diesen literaturwissenschaftlichen Werkzeugkasten in seiner Funktionalität für die ältere Literatur zu erproben und eine Sensibilität dafür zu entwickeln, dass die Merkmale erzählter Welten historisch brüchig sind, keine gottgegebenen oder naturgesetzlichen Selbstverständlichkeiten darstellen und eine eigene Vergangenheit besitzen. Gerade diese Spannung von Andersartigkeit und Vergleichbarkeit wird uns beschäftigen. Welche Schwierigkeiten standen dem Erzählen in der ersten Person in der mittelhochdeutschen Epik im Wege, warum blieb der Ich-Erzähler lange eine Ausnahme? Warum kommen die Motivierung einzelner Episoden und ihre Verknüpfung dem modernen Leser bisweilen unvertraut oder sogar unplausibel vor? Warum trifft der mittelalterliche Held immer rechtzeitig ein, um jemanden zu retten, warum wartet die Handlung auf ihn? Warum tauchen Raumelemente genau in dem Moment auf, in dem sie von einer wichtigen Figur gebraucht werden, wieso steht sogleich ein Bett zur Verfügung, sobald sich der Protagonist hinlegen will? Was verbindet mittelhochdeutsche Erzählungen und moderne Unterhaltungsliteratur? An ausgewählten repräsentativen Textauszügen werden wir solchen Fragen nachgehen und einen Fundus an einschlägigen Beispielen zusammenstellen, der im Unterricht einsetzbar ist – damit man bei der Analyse von Texten der neueren Literatur gelegentlich Fensterchen oder Türchen zum Mittelalter hin öffnet und aufzeigt, dass das Erzählen immer schon oder noch nicht so funktioniert hat.
Empfohlene Literatur: Alle Auszüge aus den zu behandelnden Primärtexten werden zu Beginn des Semesters im Reader online zur Verfügung gestellt. Wir werden uns auf folgende theoretische Grundlage stützen: – Martinez, Matias/Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie, München 2016. – Schulz, Armin: Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive. Studienausgabe. Zweite, durchgesehene Auflage. Herausgegeben von Manuel Braun, Alexandra Dunkel und Jan-Dirk Müller, Berlin/München/Boston 2015.
