Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Dietrich Scholler
Veranstaltungsart: Hauptseminar
Anzeige im Stundenplan: S Franz.Litwiss.
Semesterwochenstunden: 2
Credits: 5,0
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 20
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Inhalt: Die Griechen kannten lediglich den Krieg (polemos) als kriegerische Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten oder Völkern. Zwar gab es auch in Griechenland schon innerstaatliche Konflikte, aber erst die Römer waren unter dem Eindruck der grausamen Bürgerkriege (133–30 v. Chr.) der Meinung, dass sie etwas Neues erlebten und dafür auch ein neues Konzept schufen: bellum civile. Im Krieg verteidigt man auf legitime Weise sein Land. Der Feind ist der Andere, der dem Krieg in der Regel auch den Namen gibt (Punische Kriege, Vietnamkrieg). Im Bürgerkrieg dagegen steht auf der Gegenseite der cives als Mitbürger, ein Mitglied der eigenen Gemeinschaft, oft sogar der eigenen Familie. Zwar glaubte die ältere Geschichtsschreibung, dass das Zeitalter der Bürgerkriege mit der Französischen Revolution zu Ende gegangen sei. Aber zum einen wäre zu überlegen, ob diese Revolution nicht selbst ein Bürgerkrieg war, und zum anderen hat die Zahl der Bürgerkriege im 20. Und 21. Jahrhundert erkennbar zugenommen, ja, im aktuellen Frankreich ist angesichts innenpolitischer Spannungen neuerlich von einer guerre civile die Rede. Neben der offiziellen Geschichtsschreibung hat sich die Literatur seit den Zeiten Lukans dieses Themas angenommen und dabei – im Falle Frankreichs – bedeutende polemische, wenn nicht zentrale Werke der Nationalliteratur hervorgebracht. Ausgehend von Lukans De bello civili werden wir am Beispiel von drei großen französischen Bürgerkriegen (Religionskriege, Chouannerie-Aufstände, Bürgerrebellion) drei Werke analysieren, in denen die Bürgerkriegsthematik durchweg polemisch, aber sehr unterschiedlich dargestellt wird: Das Epos Les Tragiques (1577–1589) von Agrippa d'Aubigné, den Roman Les Chouans (1829) von Honoré de Balzac und den Roman Soumission (2015) von Michel Houellebecq.
Empfohlene Literatur: Bitte besorgen Sie sich nachstehende Textausgaben: - Aubigné, Agrippa de (1994): Les Tragiques. Édition de Frank Lestringant. Paris: Gallimard. [1577–1589] - Balzac, Honoré de (2004): Les Chouans. Paris: Gallimard (folio classique). [1829] - Houellebecq, Michel (2015): Soumission. Paris: Flammarion. Zur Einführung: Armitage, David (2018): Bürgerkrieg. Vom Wesen innerstaatlicher Konflikte. Stuttgart: Klett-Cotta.
Zusätzliche Informationen: Das Hauptseminar findet je nach Bedarf auf Deutsch oder auf Französisch statt.