02.052.50302 MA Aktuelle Debatten in der Erziehungswissenschaft: Zur gegenwärtigen Diskussion über sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Jun.-Prof. Julia König

Veranstaltungsart: Seminar

Anzeige im Stundenplan: S: Akt.Debatt.Erzw.

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 28

Anmeldegruppe: Aktuelle Debatten MA

Inhalt:
Debatten über sexuelle oder sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche haben im letzten Jahrzehnt rasant an Fahrt aufgenommen. Auf die Aufdeckung der jahrzehntelang vertuschten sexuellen Gewalt in stark in sich geschlossenen, aber hoch angesehenen Institutionen wie der katholischen Kirche oder einer Vorzeigereformschule (vgl. Andresen und Heitmeyer 2012; Thole u. a. 2012) folgte nur einen Sommer später eine bundesweite Debatte um die Beschneidungspraxis von kleinen Kindern in religiös begründeten Traditionsgemeinschaften (vgl. Brumlik 2015; Çetin, Voß und Wolter 2012). Diese wurde in einen problematischen Zusammenhang mit der Kritik an geschlechtsvereindeutigenden Operationen von intersexuellen Kindern gerückt, die bis zu diesem Zeitpunkt in der Öffentlichkeit kaum beachtet worden waren (1). Kurz darauf entbrannte ein heftiger Streit um die liberale Sexualpolitik in der Gründungsphase der Partei Bündnis 90/Die Grünen, die in dem bewegten Milieu der 1968er Jahre die Sexualität der Kinder in hohem Maße idealisiert und diese darüber pädosexuell gefährdet hatte (2). Im Frühling 2014 wurde das von Elisabeth Tuider und Kolleg_innen herausgegebene Praxisbuch Sexualpädagogik der Vielfalt dann vom Feuilleton entdeckt und als sexuell übergriffig denunziert (3). Es folgte ein vehementer Angriff auf die neo-emanzipatorische Sexualpädagogik, die von breiten Teilen der Gesellschaft als gefährlich aufgefasst wurde. Zusammenschlüsse selbst erklärter »besorgter Eltern« veranstalteten Kundgebungen in deutschen Städten und forderten verstärkten Kinderschutz (vgl. Schmincke 2015; Tuider 2016), was einen andauernden Nachhall in politischen und fachlichen Präventionsdebatten fand (vgl. König 2016a). Anfang des Jahres 2016 nahm schließlich die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs ihre politisch wichtige Arbeit der sensiblen Aufarbeitung erlittenen Unrechts in der Kindheit und damit verbundener Anerkennung von Leid auf (4).
Diese Debatten fanden einerseits in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit statt; gleichzeitig wurde der Gegenstand dieser Debatten wie auch die gesellschaftliche Diskussion selbst zum Gegenstand fachlicher Debatten, unter denen die erziehungswissenschaftlichen Diskussionen einen bedeutenden Teil darstellten. Alle diese Aspekte werden im Seminar auf ausgewählter Textgrundlage genauer untersucht und gemeinsam diskutiert und reflektiert.

(1): Vgl. Borkenhagen und Brähler 2014; Groneberg und Zehnder 2008; Voß 2012 und 2013; Klöppel 2010; Schweizer und Richter-Appelt 2012.
(2): Vgl. Baader et al. 2017; Klecha 2017; Reichardt 2014 und 2017; Walter, Klecha und Hensel 2015.
(3): Elisabeth Tuider, Stefan Timmermanns, Mario Müller, Petra Bruns-Bachmann und Carola Koppermann: Sexualpädagogik der Vielfalt. Praxismethoden zu Identitäten, Beziehungen, Körper und Prävention für Schule und Jugendarbeit. Weinheim und Basel: Beltz Juventa 2012 [2008].
(4): Diese unabhängige Kommission untersucht unter Einbezug der Perspektiven Betroffener sämtliche Formen von sexuellem Kindesmissbrauch in der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik mit dem Ziel, erstens Strukturen aufzudecken, die sexuelle Gewalt in der Kindheit und Jugend ermöglich(t)en, zweitens die Frage zu klären, warum Aufarbeitung dieses Themas bislang verhindert wurde, und drittens eine breite politische und gesellschaftliche Debatte zu dem trotz wiederholter Skandalisierungen nach wie vor tabuisierten Thema anzustoßen, vgl. ‹https://www.aufarbeitungskommission.de›. Vgl. zum Thema außerdem: Andresen und Demant 2017; Andresen, König und Künstler 2016; Baader 2017b, vgl. zudem die Beiträge des 64. Beihefts der Zeitschrift für Pädagogik »Sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend. Theoretische, empirische und konzeptionelle Erkenntnisse und Herausforderungen erziehungswissenschaftlicher Forschung« (Andresen und Tippelt 2018).

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Mi, 17. Apr. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
2 Mi, 24. Apr. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
3 Mi, 8. Mai 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
4 Mi, 15. Mai 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
5 Mi, 22. Mai 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
6 Mi, 29. Mai 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
7 Mi, 5. Jun. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
8 Mi, 12. Jun. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
9 Mi, 19. Jun. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
10 Mi, 26. Jun. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
11 Mi, 3. Jul. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
12 Mi, 10. Jul. 2019 14:15 15:45 00 016 SR 02 Jun.-Prof. Julia König
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Jun.-Prof. Julia König