Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Heike Drotbohm
Veranstaltungsart: Seminar
Anzeige im Stundenplan: Migration
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 17
Prioritätsschema: Senatsrichtlinie Zulassung gemäß Richtlinie über den Zugang zu teilnahmebeschränkten Lehrveranstaltungen vom 07. März 2007. Nähere Informationen hierzu entnehmen Sie bitte www.info.jogustine.uni-mainz.de/senatsrichtlinie
Voraussetzungen / Organisatorisches: Gute Lesekapazität in Englisch, erste Kenntnisse der (ethnologischen) Migrationsforschung
Inhalt: Migration und Zeitlichkeit sind auf vielfältige Weise und auf mehreren Ebenen verflochten. Im individuellen Leben bringt Migration tiefgreifende Veränderungen und die Auseinandersetzung mit der persönlichen Vergangenheit und Zukunft mit sich. Zeitlichkeiten strukturieren Migrationserfahrungen, wenn Geflüchteten vorübergehend Schutz gewährt wird, Arbeitsmigranten befristete Beschäftigung und Aufenthaltsrechte angeboten werden und Menschen ohne Papiere mit ungewissen Zukunftsperspektiven leben. Auch die gesellschaftliche Teilhabe geht häufig mit der Unterwerfung unter ein spezifisch strukturiertes Zeitregime einher, beispielsweise dem von Bildung oder Arbeit. Die Governance von Migration findet ihre Entsprechung in der Governance von Zeitbeziehungen und -erfahrungen von Migrantinnen und Migranten, in den bürokratischen Routinen und opak verzeitlichten Prozeduren der Antragsstellung- und Bearbeitung. Auch die Migrationssteuerung geschieht mit Hilfe der Zeit – manchmal in Form von beschleunigten rechtlichen Anpassungen in „Krisenzeiten“, aber manchmal auch durch schmerzhaftes Aufschieben, wenn die Dringlichkeit von Notsituationen nicht mehr gegeben scheint. Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf die Verflechtung von Migration und Zeitlichkeit richten, beleuchten wir gleichzeitig Prozesse des Otherings, die mit Mustern von sozialer Ungleichheit einhergehen, ebenso wie Formen des Widerstands und die Anpassungen an Institutionen und deren Politiken. Im Laufe dieses Semesters befassen wir uns anhand von vorwiegend englischsprachigen Texten mit diesem Wechselverhältnis von Migration und Zeit, das als „temporal turn“ derzeit in der Migrationsforschung besondere Aufmerksamkeit erhält.
Empfohlene Literatur: Anderson, Ruben 2014: Time and the Migrant Other: European Border Controls and the Temporal Economics of Illegality. American Anthropologist, Vol. 116 (4): 795-809. Baas, Michiel and Brenda SA Yeoh 2019: Introduction: Migration studies and critical temporalities. Current Sociology Monograph, Vol. 67(2) 161-168. Cwerner, Saulo B. (2001) The Times of Migration, Journal of Ethnic and Migration Studies, 27(1): 7-36. Jacobsen, Christine, Marry-Anne Karlsen and Sharam Khosravi (eds.) 2021: Waiting and the Temporalities of Irregular Migration. London, New York: Routledge.
