Lehrende/r: Dr. Rebecca Krug
Veranstaltungsart: Proseminar
Anzeige im Stundenplan: Th.PS.Litwiss.Russ.I
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 15
Voraussetzungen / Organisatorisches: regelmäßige, aktive Teilnahme, Lesen der Pflichtlektüre, Kurzreferat, ggf. schriftliche Hausaufgaben, Hausarbeit Wichtiger Hinweis! Solange wegen Corona keine Präsenzveranstaltungen an der Uni stattfinden können, habe ich geplant, das Seminar als Videokonferenz über Skype for business abzuhalten.
Inhalt: Spätestens seit Petr Caadaevs „Erstem philosophischen Brief" von 1836 herrscht in Russland eine lebhafte Debatte über die kulturelle Zugehörigkeit des Landes zu Europa oder Asien. In seinem Brief konstatierte Caadaev, dass Russland keiner der „großen Familien des Menschengeschlechts“ angehöre und deshalb habe auch keine der bisherigen Errungenschaften des menschlichen Geistes Einfluss auf Russland gehabt. Vielmehr habe das russische Volk seine Vergangenheit in einer „unbeweglichen Verdummung“ verbracht. Die russische Kultur beruhe ausschließlich auf Entlehnung und Nachahmung und habe selbst keinen einzigen nützlichen Gedanken entwickelt. Obwohl Caadaev seine vernichtende Kritik am russischen Geistesleben auf Druck des Zaren deutlich abschwächen musste und Russlands Mangel an einer fruchtbaren Vergangenheit später als Chance für eine positive Zukunft umgedeutet hat, löste sein Brief Mitte des 19. Jahrhunderts eine der wichtigsten und kontroversesten Diskussionen in der russischen Kulturgeschichte aus, die bis zum heutigen Tag andauert. Im Seminar werden wir uns zunächst mit den philosophischen Grundlagen der Debatte beschäftigen und uns – neben der Kritik von Caadaev – auch mit den wichtigsten Vertretern und Gedanken der „Slavophilen" und „Westler" auseinandersetzen. Zudem werfen wir einen Blick auf die Grundideen der „Eurasier", welche Eurasien als einen eigenständigen Kontinent zwischen Europa und Asien mit Russland im Zentrum betrachteten, und deren Thesen bis heute Einfluss auf die russische Politik haben. Im Anschluss werden wir anhand literarischer Texte untersuchen, wie sich der philosophische Diskurs auf die Literatur ausgewirkt und wie die scheinbare Zwischenposition Russlands zwischen Europa und Asien das Schaffen russischer Autoren vom 19. bis zum 21. Jahrhundert beeinflusst hat. Behandelt werden voraussichtlich Werke von u.a. Aleksandr Puškin, Fedor Dostoevskij, Aleksandr Blok, Andrej Platonov, Boris Pil’njak, Viktor Pelevin und Vladimir Sorokin. Der Schwerpunkt des Seminars liegt auf der inhaltlichen und formalen Analyse der Texte. Daneben sollen literaturwissenschaftliche Arbeitstechniken und die Verwendung von Grundbegriffen aus dem Bereich der Lyrik-, Dramen- und Erzähltheorie geübt werden. Sämtliche Texte liegen in deutscher Übersetzung vor.
Empfohlene Literatur: Eine Auswahl der Pflichtlektüre wird bis Ende März/Anfang April per Mail bekanntgegeben.
Digitale Lehre: Soweit technisch möglich wird das Seminar als Video-Konferenz über Skype for business durchgeführt. D.h. die Teilnehmer/innen sollten im Idealfall über ein Laptop mit integrierter Kamera oder über ein Smartphone verfügen. Mittlerweile sind auch alle Studierende für Skype for business freigeschaltet - Sie können sich das Programm also auf Ihr Laptop bzw. die App auf Ihr Smartphone runterladen. Die Anmeldung erfolgt über Ihren Uni-Account. Falls Probleme auftreten, kann evtl. auf Audio-Konferenz oder auf Chat ausgewichen werden. Weitere Details folgen per Mail nach Ende der 2. Anmeldephase.
