06.139.0031 PS Vom Hanswurst zum Bohemien: eine Reise in die russische Theatergeschichte

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Olga Gleiser

Veranstaltungsart: Proseminar

Anzeige im Stundenplan: 06.139.0031

Credits: 6,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | -

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Das Seminar "Sprache und Wissenschaft RU"/ 06.139.0021_1  (Irina Pohlan) sollte entweder parallel besucht werden oder bereits bestanden sein.

Inhalt:

Der Rock als musikalische und poetische Richtung hatte es in der Sowjetunion nicht leicht. Doch je restriktiver das Umfeld, umso größer die Kreativität. Und wie in vielen anderen Ländern war die Rockmusik nicht nur Unterhaltung, sondern eine Waffe gegen das Regime. Sie war ein Stück Freiheit. Über all die Jahre der staatlichen Repression waren Rockmusik und vor allem die Texte der Lieder sowohl für die Jugend als auch für Erwachsene eine emotionale und geistige Stütze im stillen Widerstand.


Anfang der 1950er brachten die sogenannten Stiljagi ("Hipster") Farbe auf die Straßen von Moskau, St. Petersburg und Tallinn. Sie legten großen Wert auf Stil und Mode, kleideten sich extravagant, tanzten Tango, Foxtrott und später Rock'n'Roll. Sowjetische Diplomaten brachten ihren musikbegeisterten Söhnen häufig Schallplatten aus dem Westen mit. Befreundete Mediziner kopierten diese dann mit Röntgenapparaten. Diese "Platten auf Knochen" genannten Flexi-Disks konnten immerhin 20 bis 30 Mal auf normalen Plattenspielern abgespielt werden. Die Stiljagi gelten heute als erste inoffizielle Jugendkultur der Sowjetunion, eine eigene russische Musikrichtung prägten sie allerdings noch nicht.

Zu den ersten sowjetischen Rock'n'Roll-Bands gehörten die "Revengers" aus Riga, die 1961 als Cover-Band bekannt wurden. Dann kamen die "Beatles" und veränderten alles. Sie führten zu den gleichen Begeisterungsstürmen wie im Westen und waren Vorbilder für viele Bands, die sich in den Städten der Sowjetunion gründeten. Als direkte Antwort auf die Beatlemania formierten sich in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre die ersten offiziellen Beat-Ensembles, die sogenannten VIA's ("Vokalno-Instrumentalny Ensemble", Gesangs- und Instrumental-Ensemble).

Mitte der 1960er-Jahre fingen die ersten Bands an, eigene Songs mit russischen Texten zu schreiben.

Die 1970er-Jahre gelten jedoch als verlorenes Jahrzehnt in der sowjetischen Rockmusik. Wie der Westen, wurde auch die Sowjetunion vom Diskofieber gepackt. Mitte der 1970er eröffneten die ersten Diskotheken in Moskau.

Die 1980er-Jahre begannen mit einem Paukenschlag - dem legendären Festival Tblissi 80. Auf dem ersten offiziellen und bis dahin größten Rockfestival der Sowjetunion gaben einige, später erfolgreiche Bands ihr Debüt, wie zum Beispiel "Awtograf" aus Moskau, "Dialog" aus Donetzk und die "Magnetik Bend" aus Tallinn.

Für viele heute bekannte Rockmusiker in Russland war die Perestroika der Ausgangspunkt. Die Zensur wurde gelockert, neue Bands gründeten sich, andere konnten aus dem Underground auftauchen.

In diesem Seminar geht es nicht nur darum, einen Überblick über die (post-)sowjetische Kultur- und Musikgeschichte zu vermitteln, sondern auch darum, verschiedene Perspektiven darauf kennen, beschreiben und kritisch einschätzen zu lernen und dabei auch die eigene Position kritisch zu reflektieren und zu artikulieren.

Empfohlene Literatur:

Theoretische Grundlagen

Cushman, Thomas: „Notes from Undeground: Rock Music Counterculture in Russia. Albany: State University of New York Press, 1995.

Fifka, Matthias S.: „Rockmusik in den 50er und 60er Jahren. Von der jugendlichen Rebellion zum Protest einer Generation". Nomos, Baden-Baden 2007.

Gorbacev, Aleksandr; Zinin, Ilja: „Pesni v pustotu. Poterjannoe pokolenie russkogo roka 90-ch." Moskau 2014.

Hufen, Uli: „Rock in der Sowjetunion. Von der Perestrojka in die Bedeutungslosigkeit, in: Mainstream der Minderheiten. Pop in der Kontrollgesellschaft, hrsg. v. Tom Holert und Mark Terkessidis, Berlin 1996, S. 72-85.

Kneif, Tibor: „Rockmusik. Ein Handbuch zum kritischen Verständnis. Mit einem Beitrag von Carl-Ludwig Reichert." Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1982. (mit einem Kapitel über die Grundlagen der Rockmusik, z. B. Elemente, Instrumente und stilistische Wurzeln sowie Materialien zu einer Theorie der Rockmusik, ihrer Soziologie, Ästhetik und Geschichte).

Laufenberg, Frank; Laufenberg, Ingrid: „Frank Laufenbergs Hit-Lexikon des Rock und Pop." Ullstein Taschenbuch Verlag, Berlin 2002.

Schmidt-Joos, Siegfried: „Rock-Lexikon" (mit ausführlichem Einführungsteil). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1973, 1975, 1990 und 2008.

Staib, Klaus: „Rockmusik und die 68er-Bewegung. Eine historisch-musikwissenschaftliche Analyse." Kovac, Hamburg 2009.

Troitsky, Artemy, Back in the USSR: The True Story of Rock in Russia, Londen 1990.

Webseiten:

https://rockinussr.ru/

http://russianrock.org/

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Fr, 24. Apr. 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
2 Fr, 8. Mai 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
3 Fr, 15. Mai 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
4 Fr, 22. Mai 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
5 Fr, 29. Mai 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
6 Fr, 5. Jun. 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
7 Fr, 12. Jun. 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
8 Fr, 19. Jun. 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
9 Fr, 26. Jun. 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
10 Fr, 3. Jul. 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
11 Fr, 10. Jul. 2020 14:40 16:10 N.208 Hörsaal Olga Gleiser
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Olga Gleiser