07.092.070 Übung: Malerei in Rom um 1600: Die Pluralität des Neuen jenseits von Carracci und Caravaggio

Veranstaltungsdetails

Lehrende/r: Dr. Heiko Damm

Veranstaltungsart: Übung

Anzeige im Stundenplan: 07.092.070

Semesterwochenstunden: 2

Credits: 4,0

Unterrichtssprache: Deutsch

Min. | Max. Teilnehmerzahl: 3 | 30

Anmeldegruppe: Übungen Basis-Module Bildkünste I und II, WS 19_20

Voraussetzungen / Organisatorisches:
Italienischkenntnisse sind von Vorteil, aber nicht Bedingung.

Inhalt:
Die Entstehung des Barockstils in der römischen Malerei um 1600 wird zumeist auf zwei wesentliche Impulse zurückgeführt: Die von den Carracci betriebene eklektische Malereireform mit ihren Ursprüngen in der Emilia und Caravaggios in der Lombardei wurzelnder Verismus sowie seine innovative Helldunkelmalerei. Die berechtigte Konzentration auf diese Künstler und ihre Schulen hat jedoch zu einer gewissen Verengung der Wahrnehmung geführt und übersieht zum einem, dass sich die Erneuerung der Bildsprache nicht schlagartig und als radikaler Traditionsbruch vollzog, zum anderen, dass damals auch solche stärker dem 'disegno' verpflichtete Künstler wie etwa Giuseppe Cesari, Cristofo Roncalli, Ferraù Fenzoni oder die in Rom tätigen Toskaner um Ludovico Cigoli als durchaus zeitgemäß, ja wegweisend angesehen wurden und eine hohe Reputation genossen, auch wenn ihre Positionen im Lauf der weiteren Entfaltung des Barock bald überwunden werden sollten.

Ausgehend von der Frage "Was war um 1600 modern?" versucht die Übung, sich diesem höchst vielstimmigen Spektrum durch eine Lektüre zweier zentraler zeitgenössischer Quellen zu nähern: Sowohl der sienesische Arzt Giulio Mancini (1559-1630) als auch der aus einer Genueser Patrizierfamilie stammende Marchese Vincenzo Giustiniani (1564-1637) verfassten in den 1610er Jahren pointierte Abhandlungen über die Malerei. Während Mancini durch seine genaue Kenntnis der unterschiedlichen künstlerischen "Schulen" und ihrer seinerzeit in Rom wirkenden Vertreter besticht und u. a. Kriterien zur Bewertung und Anbringung von Gemälden entwickelt, skizziert Giustiniani in seinem in Briefform abgefassten "Discorso" eine Art Gattungstheorie in nuce, die ebenfalls gut erkennen lässt, nach welchen Kriterien Modernität und Relevanz der damaligen Kunstproduktion bemessen wurden.

Beide Texte blieben ungedruckt und wurden erst in jüngerer Zeit veröffentlicht (Giulio Mancini, Considerazioni sulla pittura, hg. von Adriana Marucchi und Luigi Salerno [fonti e documenti inediti per la storia dell'arte], 2 Bde., Rom 1956-57 und Vincenzo Giustiniani, Discorsi sulle arti e mestieri, hg. von Anna Banti [raccolta di opere inedite e rare], Florenz 1981). Sie werden den Seminarteilnehmern in Ausschnitten in deutscher Übersetzung zur Verfügung gestellt und abschnittsweise gemeinsam diskutiert. Vor allem aber sollen die darin besprochenen Künstler und Werke in repräsentativer Auswahl vorgestellt, analysiert und vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Diskurse auf ihr Innovationspotenzial und ihre spezifischen Wirkungsstrategienn hin befragt werden. Auf diese Weise wird ein - Caravaggio und die Carracci selbstverständlich einschließender - Überblick über die Vielfalt der Themen und stilistischen Entwicklungen im frühbarocken Rom vermittelt.

Empfohlene Literatur:
Beverly Louise Brown (Hg.): Die Geburt des Barock (dt. Ausgabe von „The Genius of Rome 1592 - 1623"), Ausst.-Kat. London, Royal Academy of Arts und Rom, Palazzo Venezia, Stuttgart: Belser 2001;

Silvia Danesi Squarzina (Hg.), Caravaggio in Preußen. Die Sammlung Giustiniani und die Berliner Gemäldegalerie (Ausst.-Kat. Berlin, Gemäldegalerie SMB), Mailand: Electa 2001;

Clare Robertson: Rome 1600: The City and the Visual Arts under Clement VIII, New Haven, Conn. [u.a.]: Yale Univ. Press 2015;

"Novità". Neuheitskonzepte in den Bildkünsten um 1600, hrsg. von Ulrich Pfisterer und Gabriele Wimböck, Zürich: Diaphanes 2011.

Zusätzliche Informationen:
Empfohlen wird ein Besuch der Ausstellung "Wege des Barock. Die Nationalgelerien Barberini Corsini in Rom" in Potsdam, Museum Barberini, 13. Juli bis 6. Oktober 2019

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende/r
1 Di, 15. Okt. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
2 Di, 22. Okt. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
3 Di, 29. Okt. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
4 Di, 5. Nov. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
5 Di, 12. Nov. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
6 Di, 19. Nov. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
7 Di, 26. Nov. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
8 Di, 3. Dez. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
9 Di, 10. Dez. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
10 Di, 17. Dez. 2019 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
11 Di, 7. Jan. 2020 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
12 Di, 14. Jan. 2020 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
13 Di, 21. Jan. 2020 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
14 Di, 28. Jan. 2020 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
15 Di, 4. Feb. 2020 14:15 15:45 02 521 HS Kunstgeschichte Dr. Heiko Damm
Übersicht der Kurstermine
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Lehrende/r
Dr. Heiko Damm