Lehrende/r: Univ.-Prof. Dr. Heike Drotbohm
Veranstaltungsart: online: Seminar
Anzeige im Stundenplan: Katastrophen
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 18
Inhalt: Katastrophen sind gleichermaßen physische wie soziale Ereignisse, die von Individuen und Gruppen unterschiedlich wahrgenommen und gedeutet werden. In ihrer Entfaltung offenbaren sie die Verknüpfungen und Durchdringungen von Naturkräften, Machtstrukturen und sozialen Arrangements sowie kulturellen Werten und Glaubenssystemen. Dieses Seminar nutzt Katastrophen als Linse, um aufkommende soziale Beziehungen, ethische Verantwortlichkeiten und politische Reaktionen auf spezifische Momente hin zu untersuchen. Auf der Basis von Ethnographien zur Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, dem Erdbeben von Kobe, dem Hurrikan Katrina, Epi- und Pandemien wie Ebola und Corona und weiteren Ereignissen, fragen wir, welche Formen sozialer Bindung und bürgerschaftlichen Bewusstseins daraus hervorgehen, welche Art von Wissen relevant gemacht wird und welche sozialen Folgen die politische Anerkennung, oder deren Verweigerung, für Betroffene haben kann. Letztlich werden diese Beispiele auch dienen, um zentrale Begriffe wie Vulnerabilität, Opfer und Trauma, aber auch die Unterscheidung zwischen Krisen und Katastrophen oder ‚menschgemachten‘ und ‚natürlichen‘ Ereignissen zu problematisieren.
Empfohlene Literatur: Einführende Literatur: Fassin, Didier & Richard Rechtman 2007: The Empire of Trauma. An Inquiry into the Condition of Victimhood. Princeton, Oxford: Princeton UP. Hoffman, Susanna M. & Anthony Oliver-Smith (eds.) 2002: Catastrophe & Culture. The Anthropology of Disaster. Santa Fe: SAR. Oliver-Smith, Anthony & Susanna M. Hoffman (eds.) 2020 [1999] The Angry Earth. Disaster in Anthropological Perspective. London, NY: Routledge. Scott-Smith, Tom 2020: On an Empty Stomach. Two Hundred Years of Hunger Relief. Ithaca & London: Cornell UP.
