Lehrende/r: Dr. Daniela Gastell
Veranstaltungsart: online: Seminar
Anzeige im Stundenplan: 05.610.121
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Min. | Max. Teilnehmerzahl: - | 30
Anmeldegruppe: Aspekte der Buchhandelsgeschichte
Voraussetzungen / Organisatorisches: Das Seminar wird über die Plattform Moodle und in einzelnen Microsoft Teams Sitzungen stattfinden. Die Termine der Teams-Sitzungen richten sich nach den tatsächlichen Seminarzeiten und werden zu Beginn des Semesters bekanntgegeben. Für eine erfolgreiche Teilnahme ist die Bearbeitung der gestellten Aufgaben (Texte lesen, Fragebögen bearbeiten), die Teilnahme an Diskussionen in Moodle und in den Teams-Sitzungen und die Vorstellung einer ausgewählten Fragestellung mithilfe einer Power Point-Präsentation erforderlich. Es besteht eine Wahlmöglichkeit, ob die Power Point-Präsentation vertont oder ein zusätzliches Redeskript eingereicht wird. Die Modulprüfung besteht aus einer schriftlichen Hausarbeit (10–14 Seiten).
Inhalt: Der Buchmarkt der Weimarer Republik Der Buchmarkt zwischen den Weltkriegen war geprägt durch wirtschaftliche Krisen und kulturelle Debatten. Das Seminar wird die ökonomischen Entwicklungen des Buchmarktes verfolgen und in diesem Zusammenhang Produktionsbedingungen, Konzentrationsbestrebungen und Sonderkonjunkturen betrachten. In der kurzen Phase wirtschaftlicher und politischer Stabilität Mitte der zwanziger Jahre entflammte eine lebhafte öffentliche Debatte um die Bedeutung des Buches und die Zukunft des Buchmarktes. Obwohl Deutschland die weltweit höchste Titelproduktion vorweisen konnte, beklagten Buchhändler und Verleger eine „Bücherkrise“ und befürchteten das Ende der Lesekultur. Im Rahmen des Seminars werden die Hintergründe der Debatte, der sozio-kulturelle Wandel in der Weimarer Republik und seine Auswirkungen auf den Buchmarkt beleuchtet und nachvollzogen. Das Publikum der zwanziger Jahre verlangte verstärkt unterhaltsame, am Zeitgeist orientierte Lektüre. Bücher mussten sich nicht nur gegen die Konkurrenz anderer Medien, wie dem Kino und dem Radio behaupten, sondern auch gegenüber zahlreichen weiteren Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten. Welcher Einfluss die zunehmende Medienkonkurrenz auf die Verwertung von Texten und Werken hatte und wie sich dies wiederum auf die Strategien der Verlage und die Bedingungen der Autoren auswirkte, wird Gegenstand des Seminars sein. In den Blick rücken dabei sowohl Kulturverleger wie Samuel Fischer als auch große Konzerne wie Ullstein. Neben dem Bestreben einzelner Verlage, populäre Lektürestoffe durch neuartige, groß angelegte Werbefeldzüge zu Bestsellern werden zu lassen (1927 erschien die erste Bestsellerliste), gab es gleichzeitig umfassende Bemühungen, sich um das „gute deutsche Buch“ verdient zu machen. Der Börsenverein der deutschen Buchhändler initiierte Buchwochen und Anzeigenkampagnen und veranstaltete 1929 zum ersten Mal einen „Tag des Buches“. Den Massentendenzen des Buchmarktes entgegen gerichtet war auch der Wettbewerb „Die fünfzig schönsten Bücher“, der von 1929 bis 1932 einmal jährlich veranstaltet wurde. In diesem Zusammenhang wird das Seminar thematisieren, wie traditionelle Buchgestaltung auf die modernen Strömungen der Weimarer Republik traf. Ein weiterer Themenschwerpunkt wird der „Neuen Frau“ gewidmet sein. In den Fokus rücken Frauen als Leserinnen, Autorinnen und Redakteurinnen. Hier soll auch auf die Bedeutung der neuen Zeitschriften und Magazine der Weimarer Republik eingegangen werden. Schließlich wird das Seminar einen Blick auf die Berufsgeschichte des Lektors werfen. Nachdem sich die neue Rolle des Lektors ab 1900 zunehmend innerhalb der literarischen Verlage institutionalisiert hatte, kommt es ab den zwanziger Jahren zu einer verstärkten Profilierung des Berufes, die an einzelnen Beispielen herausgearbeitet werden soll.